Einfach losschreiben!

Jugendbuch | Barbara Zoschke: Sonnengelb & Tintenblau

Die Sommerferien stehen vor der Tür, alle haben tolle Pläne. Nur die 13jährige Edith nicht. Daheim herrscht Ebbe in der Kasse, ihre Laune ist auf dem Tiefpunkt. Und dann werden das doch noch richtig schöne Sommertage voller Überraschungen. Von ANDREA WANNER

Sonnengelb und TintenblauZuhause ist nicht nur das Geld knapp, sondern auch die Stimmung ist so mies, dass Eddy ohne Zögern zusagt, als ihr ihre Oma anbietet, die Ferien bei ihr im Landhotel zu verbringen und sich dort ein bisschen nützlich zu machen. Doofer als es ist, kann es jedenfalls nicht werden. Es gibt einen See, sie kann ihr Taschengeld aufbessern und sich vielleicht ein vernünftiges Handy leisten, bei dem nicht nach kürzester Zeit der Akku leer ist, und kann Berg und Matti wiedersehen, zwei Jungs, mit denen sie schon gespielt hat, als sie klein war.

Was dann aber geschieht, hat sie nicht erwartet. Geheimnisvolle Briefe, Zeitungsausschnitte und Zettel enthalten Schreibaufträge. Edith soll Wörter sammeln, Listen erstellen, Persönlichkeitstests machen, Erlebnisse zu Papier bringen. Zuerst genervt darüber, dass sich das wohl das Lehrerehepaar, das bei Oma Ferien macht, für sie ausgedacht hat, findet sie doch irgendwie Gefallen an der Sache. Erstaunlich, was man alles über sich selbst herausfinden kann, wenn man es aufschreibt. Und während um Edith herum alles chaotischer zu werden scheint, wird sie sich über manches klar.

Barbara Zoschke ist eine versierte Autorin mit sicherem Gespür für das, was die jungen Leserinnen suchen. Ein bisschen Spannung und Nervenkitzel, eine Portion normaler Alltag, ein bisschen Schmetterlinge im Bauch: Das wäre ein nettes Mädchenbuch geworden – und hat es zu mehr geschafft. Die Schreibaufträge sind geschickt in die Story eingebaut und als Extra gibt es im Anhang alle 21 Schreibanregungen mit Anleitung zum Nachmachen. Da kann sich jede an einem automatischen Gedicht versuchen, ein Akrostichon basteln, sich ein Notizbuch zulegen oder – als Kür – sich an einem Liebesbrief versuchen.

Der wunderbare Einstieg ins kreative Schreiben ist mit mit vielen kleinen Kritzeleien garniert und vorsorglich zwei Lesebändchen ausgestattet, einem in Sonnengelb und dem anderen in Tintenblau. Eddy hat Spaß an der Sache und vielen anderen sicher auch.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Barbara Zoschke: Sonnengelb & Tintenblau
oder: Der Sommer, in dem ich zu schreiben begann
(Roman mit tollem Extra: 21 Schreibanregungen)
Berlin: Ueberreuter 2021
224 Seiten, 14,95 Euro
Jugendbuch ab 11 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Auch ein Dachs ist nur ein Mensch

Nächster Artikel

Mit den Steinen sprechen

Weitere Artikel der Kategorie »Jugendbuch«

Alptraumliste

Jugendbuch | Krystal Sutherland: Es muss ja nicht perfekt sein Perfekt? Esthers Leben ist so weit davon entfernt, wie man sich das nur vorstellen kann. Ihre Ängste und Probleme sind zahllos. Nein, falsch: Man kann sie zählen – eine Liste mit 49 Ängsten. ANDREA WANNER freut sich an dem verblüffenden Umgang mit dieser Liste.

Das Leben spielt sich anderswo ab

Liv Marit Weberg: Zum Glück bemerkt mich niemand … dachte ich Schüchtern sein ist eine Sache. Sich überhaupt nicht in die Welt und unter Menschen trauen, ist eine andere. Wie weit das gehen kann, erzählt Anne Lise. Von ANDREA WANNER

Warum nur, warum?

Jugendbuch | S. Munk Jensen; G.Ringtved: Wir wollten nichts. Wir wollten alles Es gibt Schicksalsschläge, die existenzielle Fragen aufwerfen. Warum nur ist geschehen, was geschehen ist? Eindeutig zu beantworten ist das nicht. Das hat seine eigene Tragik, eine echte, schließlich hängt es mit dem Leben zusammen. Dann gibt es Bücher, die existenzielle Fragen aufwerfen. Warum nur wurden sie geschrieben? Wie immer die Antworten lauten mögen, nichts davon ist tragisch. Schließlich wäre es vermeidbar gewesen. Von MAGALI HEISSLER

Tanz mit dem Traumprinzen

Jugendbuch | Beate Dölling: Ali und die vierzig Küsse Wer möchte ihn nicht im Arm halten, den Traumprinzen. Fantastisches Aussehen, fantastische Fähigkeiten und die Überzeugung, dass man selbst die Einzige für ihn ist, kann es Schöneres geben? Im Traum nicht. Bei Licht besehen schon. Da kann man gewaltig ins Stolpern geraten und nicht nur auf der Tanzfläche. Beate Dölling hat ein Märchen geschrieben, mit einer Brise frischen Winds. Von MAGALI HEISSLER

Zukunftsvisionen

Indiebookday 2015 | Jugendbuch | T.Nesch: Der Drohnenpilot Stellen wir uns eine Welt vor, in der es das Grundeinkommen für alle gibt. In der die Autos auf den Straßen nur noch so schnell fahren können, wie es zulässig ist, und auf diese Höchstgeschwindigkeit heruntergebremst werden. Eine Welt, in der die Sicherheit von Polizei und Militär gewährleistet wird und mit Hilfe von Drohnen kontrolliert und überwacht wird. Eine Welt, nur einen Tick von unserer eigenen entfernt. Von ANDREA WANNER