Das kennen wir sicher alle: Man wacht morgens auf und am liebsten möchte man sich die Decke wieder über den Kopf ziehen. Die Laune ist nicht so gut, alles ist irgendwie doof, was kann dieser Tag schon bringen. Das nervt einen vielleicht selbst, aber vor allem die Anderen. Und der Dachs in dieser Geschichte kennt das bestens. BARBARA WEGMANN hat sich die Laune des kleinen Raubtieres, das aus der Familie der Marder stammt, einmal angeschaut.
Man nennt es einen »Longseller«, diese Geschichte vom Dachs, der so schlechte Laune hat, völlig mies drauf ist und seine Umgebung nervt. 2004 kam die Geschichte heraus, ist mittlerweile in über zehn Sprachen übersetzt und immer noch beliebt wie eh und je.
»Heute bin ich aber schlecht gelaunt. So was von schlecht gelaunt, ich bin ja richtig gefährlich.« stellt der Dachs am Morgen fest und aalt sich ein wenig in seiner trüben Gemütslage. Aber, so fragt er sich, was habe ich davon, wenn’s keiner merkt? »Sollen es doch ruhig alle wissen! Ich wäre ja schön dumm, wenn ich dann nur daheim herumsäße.« Er knallt die Tür zu und geht hinaus. Viele Tiere trifft er, den Waschbären, den Hirsch, Maus, Hase, Fuchs. Und jeder kriegt sein Fett ab. Der Dachs poltert, wettert, schimpft, er vergrault sie alle. Und je mehr Tiere er vergrault, desto besser wird seine eigene Laune. Der Tag schreitet voran und am Nachmittag, auf der Lichtung will der Dachs seine Freunde treffen. Aber niemand ist da, jetzt sind die Anderen sauer, weisen ihn zurück. Was tun?
Die im doppelten Sinne »fabel-hafte« Geschichte mit der so wuchtigen Gefühlslage eines kleinen Tieres ist einfühlsam geschrieben und liebenswerte, fast sprechende Bilder umgesetzt. Auf Details wird verzichtet, Mittelpunkt der Illustrationen sind die gut oder schlecht gelaunten Gesichter der Tiere. Da ist das maulige Eichhörnchen, das mit Nüssen wirft, der Hase, der völlig entnervt den Kopf an den Baum lehnt, oder der Fuchs, der nur noch schlaff auf den Dachs zeigt. Womit bitteschön haben alle Tiere des Waldes diese schlechte Laune verdient?
Aber im Laufe der Geschichte werden aus den bösen, den grimmigen, den brummigen Mienen der Tiere wieder fröhliche und aufgeschlossene kleine Tiergesichter. Nachtragend scheint hier niemand zu sein.
Und mal ehrlich: Kommt uns das nicht bekannt vor? Morgens ganz früh zur Kita oder in die Schule, obwohl man so gerne spielen oder noch schlafen möchte. Da kann man schon mal schlechte Laune haben. Sie aber an anderen auszulassen, so das Buch, ist auch kein Weg. Wie die Tiere hier im Wald das Problem lösen, muss man schon selbst lesen. Aber versprochen: Man hat viel Freude an den Bildern, und der Reiz des Buches liegt einfach darin, dass sicher jeder die schlechte Laune, die den Dachs an diesem Morgen überkommt, nachfühlen kann. So eine Stinklaune, das erkennt man schnell, kann nicht nur einen kleinen Dachs überfallen. Sie ist ganz menschlich.
Titelangaben
Moritz Petz: Der Dachs hat heute schlechte Laune!
Mit Illustrationen von Amélie Jackowski
Zürich: NordSüd- Verlag 2004
4. Überarbeitete Auflage 2021
32 Seiten. 15 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
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