Gegen den trüben Herbst

Sachbuch | Fern Green: Die kleine Duftmanufaktur

Etwas selbst zu machen, zu kreieren, da hat man, so würde Loriot sagen, anschließend etwas Eigenes. Und da ist etwas dran: Düfte, so wie man sie mag, aus natürlichen Zutaten, nutzbar auf ganz verschiedene Weise, ganz ohne Chemikalien oder Zusätze, von denen man nie gehört hat. Eine tolle Sache, und: das alles in einem Buch mit tollem Preis-Leistungsverhältnis. BARBARA WEGMANN hat in dem Buch geblättert.

Duftmanufaktur»Viele Menschen mögen bestimmte Gerüche, etwa den Duft von frisch gemähtem Gras oder einfach den Duft des Sommers. Manchmal genügt auch schon eine zarte Duftwolke, um fast vergessene Erinnerungen wieder erwachen zu lassen.« Das stimmt, Düfte sind der stärkste Erinnerungsträger, den wir haben.

Vor kurzem sagte der Schauspieler Sabin Tabrea in einer Talkshow, er suche sich für jede Rolle, die er spiele einen bestimmten Duft. Die Identifizierung mit einer Rolle fiele ihm so leichter. Für die Autorin eine klare Sache. »Wir meinen zwar, dass wir vor allem die Nase zum Erkennen verschiedener Düfte nutzen, tatsächlich aber geschieht das meiste im Gehirn. Und das kann man trainieren. Und so entstehe mit der Zeit ein Geruchsgedächtnis und ein Geruchsvokabular.

Die Autorin ist Rezepte-Entwicklerin, nicht nur für Düfte, aber diese hier versammelten 60 Rezepturen, für Parfum, Raumdüfte, »Duftbalsam und Wäscheduft«, oder auch parfümierte Kerzen, sie sind genial. Zudem einfach in der Herstellung, versprochen, das kann jeder. Darüber hinaus gibt es viele Infos zu Düften, Wirkungsweise und Einsatzmöglichkeiten. Ein wunderbares Geschenk, auch für sich selbst.

Da wäre zum Beispiel der Haarduft mit Aloe Vera, einer Pflanze, die pflegt, Glanz bewirkt und einen angenehmen Duft hat. Die Zutaten wären: Aloe-Vera-Gel, Bergamotte, Rosmarin und Zedernholz als ätherische Öle, Wasser und das alles in eine Glasflasche mit Zerstäuber. Ob Rosenblätter, Lavendel, Jasmin, Kamille, Sandelholz, Orange, Nelken- oder Mandelöl, die Palette ist groß und die Möglichkeiten der Nutzung, Anwendung und auch der Mischung sind unerschöpflich.

Blumig, orientalisch, holzig und frisch, so die vier Hauptkategorien der Duftfamilien. Und wie das mit Familien so ist, zu einer fühlt man sich meistens besonders hingezogen. Dazu gibt es spannenden Unterricht: welche Düfte gehören zu welcher Familie, für wen sind sie geeignet, welche Wirkungen haben sie. Was ist eine Kopf-, Herz- oder Basisnote? Nach dieser Lektion liegt der nächste Schritt dann nahe: Düfte selbst kreieren.

Zubehör, Materialien und Zutaten, alles wird ausführlich beschrieben, ebenso wird die Frage beantwortet: wie lagere ich meine Düfte richtig, wie kann ich sie auffrischen? Und immer wieder wird betont: alles was hier verarbeitet wird, es sind natürliche Stoffe, hier gibt es keinerlei chemische Zusätze. Ein Buch, das tatsächlich viel Spaß macht und sehr dazu anregt, einmal selbst, bitte nicht à la Süskind, »Parfumeur« zu werden.

Wer übrigens mit trübem Herbstwetter nicht so ganz einverstanden ist, für den wäre vielleicht das »Gute-Laune-Creme-Parfüm« ein Tipp: Bienenwachs, Mandelöl, Mandarine, Geranium und Grapefruit. »Zitrusdüfte wirken belebend und anregend. Gut zu wissen, wenn man zwischendurch eine kleine Aufheiterung braucht.«

| BARBARA WEGMANN

Titelangaben
Fern Green: Die kleine Duftmanufaktur
Mit natürlichen Zutaten & ätherischen Ölen
München: Verlag Dorling Kindersley 2021
160 Seiten, 12,95 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Hineinsehen in das, was zwischen den Menschen abläuft

Nächster Artikel

Ramses IX.

Weitere Artikel der Kategorie »Sachbuch«

Wie leben die Tiere auf dem Bauernhof?

Kinderbuch | Lena Zeise: Das wahre Leben der Bauernhoftiere

Früher hatten es die Tiere besser. Lebten draußen, rannten herum, wie sie wollten, waren in der Natur. Mit dem Ansteigen der Bevölkerung stieg auch die Nachfrage nach Lebensmitteln, vor allem nach billigen. Und heute sind es oft keine Bauern mehr, die uns mit Fleisch, Milch und Eiern versorgen, sondern es ist eine Industrie, die Lebensmittelindustrie. Aber wie geht es den Tieren jetzt? Ein neues Sachbilderbuch stellt ihr Leben dar. Von GEORG PATZER

Es könnte so einfach sein

Sachbuch | Alex Quick: 99 Gratis Ideen für ein besseres Leben Regeln für ein gutes Leben gibt es zuhauf. Angefangen bei den Zehn Geboten des Mose haben sich Religionsstifter, Regierende und Philosophen immer wieder Gedanken gemacht, wie der Mensch sein Leben besser und sinnbringender gestalten könnte. Mose, Jesus, Epikur oder Kant: Viele der Regeln hat der Mensch verinnerlicht, ohne sich zum Handeln bemüßigt zu fühlen. Alex Quick versucht es in ›99 Gratis Ideen für ein besseres Leben‹ noch einmal, diesmal, indem der Mensch bei seinem Ehrgeiz gepackt wird, denn es gibt etwas umsonst. VIOLA STOCKER ließ sich beschenken.

Guten Appetit!

Kinderbuch | Paola Frattola Gebhardt, Leyla Köksal-Mergner: Die Welt schmecken und entdecken

Wenn zum Frühstück Müsli und Milch oder Brötchen und Marmelade auf dem Tisch stehen, finden wir das ganz normal: so beginnt man den Tag. Aber ganz so klar ist das nicht. Bei Imad in Marokko zum Beispiel gibt es Brot mit Öl zum Start in den Tag. Und auch sonst kann man schnell feststellen, dass anderswo anderes gegessen wird. ANDREA WANNER lief das Wasser im Mund zusammen bei dieser kulinarischen Weltreise.

Aufmerksam studieren!

Sachbuch | Gabriel Zucman: Steueroasen Hoeneß, JVA Landsberg, ist eine Mücke, vergleicht man ihn mit denjenigen, die real die Beträge verschieben. Gut, eine Mücke sticht, sie überträgt leidige Krankheiten. Aber der grandios inszenierte Bouhaha, der um die Steuer-CDs veranstaltet wurde, hat bei den tatsächlich Vermögenden, wenn überhaupt, ein gelangweiltes Schmunzeln verursacht. Von WOLF SENFF

Autonomie, Würde und Solidarität

Sachbuch | Timothy Snyder: Über Freiheit

John Stuart Mills Schrift ›Über die Freiheit‹ aus dem Jahr 1759 ist bis heute aktuell in ihren Warnungen vor der »Tyrannei einer Mehrheit« und in der Verteidigung eines Freiheitsbegriffs, der nahezu alles erlaubt, solange die »die Schädigung anderer verhütet wird«. Snyder bezieht sich in seinem neuen Buch ›Über Freiheit‹ auf Mill, fügt aber Wesentliches hinzu: Die positiven Freiheiten, ohne die es Snyders Erfahrung nach nicht möglich ist, frei zu sein und zu handeln. Nun legt der unermüdlich gegen Putin wie gegen Trump ankämpfende Historiker ein Buch vor, das erklärt, was Freiheit bedeutet, wie sie oft missverstanden wird und warum sie unsere einzige Chance ist zu überleben. DIETER KALTWASSER hat das Buch gelesen.