So schwierig kann es ja wohl nicht sein, einen Elefanten, der sich versteckt, zu finden. Na ja, im afrikanischen Busch vielleicht. Aber doch nicht in der Wohnung oder im Garten. Zwei Freunde spielen Verstecken und sie machen das ziemlich toll, findet ANDREA WANNER.
Der Vorschlag kommt vom Elefanten. Die Idee, dass der sich dann auch verstecken soll, hat der kleine Junge. Der Dickhäuter legt sofort nach: »Aber ich muss dich warnen. Ich bin ZIEMLICH gut.« Dann ist ja alles klar. Wobei der Elefant vielleicht nicht ganz riesig, aber doch schon sehr groß ist. Und die Wohnung eine ziemlich normale Wohnung mit Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Garten mit Wäscheleine und Gartenhäuschen. Überall sucht der Kleine mit den dunklen Wuschellocken. Und nirgends kann er seinen Freund finden. Ein resigniertes »Ich gebe auf!« und der zeigt sich am Ende.
Was vorher geschah? Eine ziemlich verrückte Suche, bei der alle, die sich das Bilderbuch anschauen, mehr Glück haben werden, als der eigentliche Sucher. Denn der Elefant ist da. Mal gut getarnt, mal weniger. Aber für die, die hinschauen schlicht unübersehbar. Was für ein wundervoller Versteckspaß, wenn das Rüsseltier ganz mit der grauen Tapete zu verschmelzen scheint und einen Lampenschirm über den Kopf zieht. Oder der nach dem Gesuchten gefragte Papa nur mit einem verständnislosen »Elefant?« reagiert, weil er gerade in ein Fußballspiel, das im Fernsehen gezeigt wird, vertieft ist. Und dabei total übersieht, dass es kein Geringerer als dieser Gesuchte ist, der quasi als Fernsehhalterung fungiert.
Die Diskrepanz zwischen Text und Bild sorgt für echte Lacher. Wenn der Junge im Schlafzimmer feststellt, dass der Elefant nicht unter dem Bett liegt, verbirgt sich der, nur spärlich getarnt mit einer Decke, auf dem Bett. Der Raum ist in ein rosarotes Licht getaucht und die monochromen Farben verschlucken die Gegenstände und Lebewesen ein Stück weit. Aber doch nicht so, dass man ein Tier in dieser Größe übersehen könnte. Man kann. Allerdings erspäht ein kleiner Hund, der sich als Randfigur an der Suche beteiligt, seinen vierbeinigen Kollegen sehr viel schneller. Aber vielleicht sieht er ihn auch nicht, sondern riecht ihn…
Ende gut, alles gut? Fast, denn außer dem Hund gesellt sich ein weiteres Tier zu den dreien. Eine Schildkröte. Und die hat gleich einen neuen Vorschlag: »Möchtet ihr vielleicht Fangen spielen«. Und als auch da zugestimmt wird, fügt sie ihrerseits eine Warnung hinzu, die man sich schon fast denken kann: »… ich bin ziemlich gut!« Und das Stirnband, das sie dann über dem Kopf trägt, verrät auch ihren Namen: Blitz. Wie es weitergeht: Dafür sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und die herrlich schräge Geschichte lässt sich weiterspinnen.
Titelangaben
Daniel Barrow: Elefant, wo bist du?
(Have You Seen Elephant, 2015)
Aus dem Englischen von Bernd Stratthaus
Berlin: Annette Betz 2022
40 Seiten, 14,95 Euro
Bilderbuch ab 3 Jahren
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