Außerdienst-Stellung eines Oberhemds

Lyrik | Peter Engel: Außerdienststellung eines Oberhemds

Jahrelang hast du mich ertragen,
während ich deinen schönen Stoff trug,
deine Baumwolle war nachhaltig
und hat mich temperiert,
mit dir fühlte ich mich besser
als mit anderen deiner Art.

Ich mochte dein blaues Muster,
deine Farbe ging mit zu Herzen,
wenn sie aus dem Pullover schaute,
wir waren ein gutes Team,
du eine Stimmungskanone.

Jetzt ist dein Kragen zerschlissen
vom zu vielen Weichschleudern,
starke Chemie hat dir zugesetzt
und deine Fasern angegriffen,
bis zuletzt hieltest du stand,
doch jetzt löst du dich langsam auf.

Wir gehen nun getrennte Wege,
doch wenn du in der Papiermühle
wieder Auferstehung feierst,
kommst du mir erneut in die Hand
und liegst weiß vor mir auf dem Tisch,
dienst mir in verwandelter Form.

| PETER ENGEL

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Abgeplatztes Stück

Nächster Artikel

Ausweglos

Weitere Artikel der Kategorie »Lyrik«

Bilder, die ich nie malen werde, hämmern mit ihren Fragezeichen an meine Schläfen

Lyrik | Klára Hůrková: Gehege mit Magnolien

Die Dichterin, Malerin, Philosophin und Lehrerin Klára Hůrková ist in der tschechischen, deutschen und englischen Sprache zu Hause. Ebenfalls ist sie international vernetzt und hat drei deutsch-tschechische Anthologien herausgebracht. Die weitgereiste Autorin wuchs in Prag auf, bevor sie 1989 nach Belgien emigrierte und schließlich nach Aachen kam. Diesen sehr weiten Horizont besitzen auch Ihre Gedichte, die sie in ihrem neuen Band Gehege mit Magnolien vorgelegt hat, der in diesem Jahr im POP-Verlag Ludwigsburg erschien. Der Band ist in fünf Kapitel unterteilt und enthält eine Vielzahl beeindruckender Gemälde der Autorin und Malerin, der ihn allein dadurch schon zu einem optischen Erlebnis werden lässt. Von HARTWIG MAURITZ

Konstanten (2)

Lyrik | Vierzeiler der Woche – von Michael Ebmeyer  Wenn die alte Leier tönt mag die Standpauke nicht schweigen

Aufbruch in die Geschlossenheit einer offenen Landschaft

Lyrik | Andreas Altmann: Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so 2010 erschien im Verlag des poetenladens der Gedichtband Das zweite Meer von Andreas Altmann. Nach der Neuauflage des Buches als Taschenbuch und dem 2012 veröffentlichten Sammelband Art der Betrachtung mit ausgewählten Gedichten aus den letzten 20 Jahren erschien in diesem Jahr nun der neue Lyrikband Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so. Von STEFAN HEUER

Heimsuchung

Lyrik | Vierzeiler der Woche – von Michael Ebmeyer   Na los, Herr Wirt: einen Meter Morph! So brüllte der Fremde durchs Westerndorf

Von Tieren und Menschen und Tieren im Menschen

Lyrik | Mikael Vogel: Massenhaft Tiere Jahrtausendelang hat die Menschheit mit Tieren unter einem Himmel und unter einem Dach zusammengelebt. Seit den Fortschritten der Industrialisierung und Automatisierung, die einhergingen mit dem dschungelhaften Wachstum der Städte, gerät diese intime Beziehung zwischen Mensch und Tier immer mehr in den Hintergrund. Von MATTHIAS FALLENSTEIN