Lina Mallon, erfolgreiche Bloggerin, Autorin, Kolumnistin und Fotografin, die aus Hamburg stammt und zwischenzeitlich vor allem in Kapstadt lebt, hat Tipps für junge Mädchen, wie sie zu sich selbst finden können. ANDREA WANNER war neugierig.
Mallon ist Jahrgang 1988 und damit zwischenzeitlich auch deutlich über dreißig. Wenn sie »in die virtuelle Runde« fragt: »Was macht uns glücklich?« Und dann von mehr als 200 Frauen zur Antwort bekommt, dass sie alle auf den Einen warten, ist das im Jahre 2022 schon ein bisschen erstaunlich. Nicht, dass Liebe nicht etwas ganz Wichtiges und Zentrales im Leben ist, aber etwas differenzierter hätte man sich die Resonanz auf diese Frage schon vorgestellt. Aber Mallon braucht sie als Steilvorlage für ihren Gegenbeweis: wichtig sind die Frauen, die eine im Leben begleiten und weiterbringen. Okay, auch das nichts ganz Neues. Und dann erzählt sie in 30 unterschiedlich langen Kapiteln von den – mehr als – 30 Frauen, die das in ihrem Leben waren und sind.
Sie startet mit Fragen an fünf Prinzessinnen ihrer Kindertage. Schneewittchen, Cinderella, Jasmin (aus Aladin) und Rapunzel können mit ihren Antworten, warum sie den Prinzen ohne genaueres Betrachten geheiratet haben, nicht wirklich punkten, nur Arielle überzeugt. (Aber die kriegt den Prinzen ja auch gar nicht, oder ist das Ende ein anderes als bei Andersens kleiner Meerjungfrau?). Arielle geht es wohl darum, dass sie schon immer lieber auf der Erde als im Meer leben wollte, ihr Traum also keiner von einem Märchenprinzen war. Okay. Wer 1988 geboren wurde, hätte vielleicht auch schon im Vorlesealter auf emanzipiertere Heldinnen treffen können. Aber sei’s drum.
Es folgt die Großmutter, Seelenmülleimer in Schultagen. Oma ist klug und fortschrittlich. Als Nr. 2 ist sie »Die, von der ich Stärke lernte«. Sie weiß, dass man Gefühle zeigen darf. Und dass drei Dinge im Leben wichtig sind für eine Frau: »ein guter Schulabschluss, ein Führerschein, eine sichere Verhütung«. Und dann folgen Klassenkameradinnen, Freundinnen, ein paar Promis, die Mutter des ersten festen Freundes, Filmheldinnen, Zufallsbekanntschaften, Förderinnen … Lina Mallon plaudert sich durch ihr Leben und erzählt von den Frauen, die ihr dabei begegneten und die Rollen, die sie spielten. Das mag vor allem für all diejenigen spannend sein, die der Bloggerin auch sonst folgen. Denn eigentlich ist es eher so was wie eine Minibiografie als ein wirklicher Ratgeber. Doch, es gibt Fragen an die Leserinnen und Platz für Eintragungen. Aber die Übertragbarkeit auf das eigene Leben bleibt doch eher fraglich. Nicht jede macht so eine Karriere und packt irgendwann ihre Koffer, um nach Südafrika zu emigrieren.
Und dann fragt frau sich ein bisschen, ob die heutigen Teenager wirklich so orientierungslos bei der Reise zu sich selbst sind, wie ihnen das hier unterstellt wird. Ach ja: Es gibt auch eine Playlist zum Buch und ›Mona Lisas Lächeln‹ mit Julia Roberts kann man durchaus mal wieder anschauen! Und Ermächtigung, Unabhängigkeit, Selbstvertrauen und Stärke sind auf jeden Fall wichtige Ziele für (junge) Frauen. Ob man mit diesem Buch dorthin gelangt, ist eine Frage für sich. Spannende Begegnungen und überlegenswerte Ansätze finden sich in den 30 Kapiteln aber durchaus.
Titelangaben
Lina Mallon: 30 Women
Von Girlpower, starken Frauen, schwachen Momenten und der Reise zu dir selbst
Hamburg: Moon Notes 2022
224 Seiten, 15 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren
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