Leon ist der 3. Leon in der Klasse. Der, von dem nie was kommt. Der, der sich immer in sein Schneckenhaus verkriecht und hinter der Turnhalle verschwindet. Zum Heulen, aber das weiß nur seine Therapeutin. 13 ¾ ist ein in jeder Hinsicht doofes Alter, aber da muss man durch. Von ANDREA WANNER
Die Katastrophe, mit der Leons Bericht beginnt, ist sein Ethik-Referat. Unterirdisch. Dabei hatte er ein Thema als Beitrag zu Tod und Sterben gewählt, das ihn eigentlich durchaus interessiert: das Holzkreuz, an dem er auf seinem Schulweg täglich zweimal vorbeikommt und bei dem immer Blumen stehen. Aber wirklich viel Mühe hat er sich nicht gegeben. Das Ganze ist eher lieblos und wenig tiefgründig. So bekommt er eine zweite Chance. Und stürzt sich dieses Mal so richtig in die Sache – nicht ohne unerwartete Unterstützung.
Dass die ausgerechnet von Rouven aus seiner Klasse kommt, ist eine Überraschung. Nicht die einzige. Dass Rouven Interesses an ihm zeigt und sich als schwul outet, bringt Leon ganz schöne aus dem Konzept. Denn er ist sich sicher, dass er Mädchen mag. Ganz besonders eine. Wie gesagt: 13 ¾ ist schwierig und wird nicht leichter, wenn man Einzelkind mit alleinerziehender Mutter ist und an leichten Depressionen leidet.
Volker Surmann lässt einen Jungen aus seinem unperfekten Leben erzählen und weckt dabei bei den Leser:innen viel Empathie und Mitgefühl. Man versteht den Jungen, kapiert, was ihn bedrückt und wie schwierig es ist, Fuß zu fassen. Merkwürdigerweise hilft das Referat über den tödlichen Unfall eines Radfahrers dabei, sich über Dinge klar zu werden.
Wenn Leon und Rouven ihre Begeisterung für Friedhöfe entdecken, hat das nichts Morbides. Sie fangen an zu verstehen, was Leben – und Sterben – bedeuten. Schön, dass das vermeintlich ungefiltert von Leon direkt kommt, der allmählich mehr Zuversicht zum Leben fasst. Die Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen leisten dazu ihren Beitrag.
Kein leichtes, aber ein Buch, das trotz allem viel Zuversicht ausstrahlt. Und das Tüpfelchen auf dem »i« sind die wunderbaren Kapitelvignetten von Tine Schulz, die einen voller Vorfreude auf jeden neuen Anfang blicken lassen. Abgerundet wird das Ganze durch hilfreiche Kontaktadressen, die Leser:innen am Ende an die Hand gegeben werden und eindeutig signalisieren: Es gibt Lösungen und niemand ist mit seinen Problemen allein.
Titelangaben
Volker Surmann: Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit
Mit Kapitelvignetten von Tine Schulz
München: Mixtvision 2024
224 Seiten, 16 Euro
Jugendbuch ab 12 Jahren
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