Zuviel Familie

Jugendbuch | Michaela Beck: Ich, meine fürchterlich nette Familie und andere Katastrophen

Angesichts der ausufernden Verwandtschaft droht die 14jährige Martha en Überblick zu verlieren: drei Stiefväter, zwei Halbbrüder, jede Menge Großeltern und sonstige wohlmeinende Angehörige dominieren das Leben des Teenagers in Berlin. Schlimmer geht es nicht mehr. Oder doch? ANDREA WANNER staunt über die Patchworkfamilie.

Zeichnung einer schwarzen KatzeEin neuer Mann im Leben ihrer Mutter bringt die Wende eines Lebens, das vollgestopft ist mit Familienangelegenheiten, Wochenendbesuchen und minutiös ausgeklügelten Ferienplänen, die die drei Geschwister in diversen Fliegern absolvieren müssen. Der Neue, das ist Clemens aus Frankfurt am Main. Und ausgerechnet dort hat er ein Haus gekauft für seine neue Liebe und deren Kinder.

Martha kann es nicht fassen, wie ihr ganzes Leben aus den Fugen gerät. Aber irgendwann finden sie, Justus und Tobi und Fräulein Li, Marthas Katze mit hellseherischen Fähigkeiten, sich in einer Frankfurter Villa wieder und müssen mit dem neuen Alltag klarkommen. Irgendwie gelingt das ihr und den Geschwistern nicht mal so schlecht – die einzige, die irgendwann kalte Füße bekommt, ist die Mutter. Kann das gut gehen?

Michaela Beck lässt die 14jährige in frischem Ton aus ihrer Perspektive erzählen. Für ihr Alter ist sie erstaunlich bereit, sich mit den Dingen, die sich ergeben, zu arrangieren. Aber dann wartet in Frankfurt tatsächlich die erste Liebe, neue Freundschaften und vielleicht die Chance, endlich ihren Vater zu finden. Auch Martha kann stur sein, wenn es muss.

Das allgemeine Familienwirrwarr und das Gefühlsdurcheinander der Akteurinnen und Akteure sorgen für ein turbulentes Abenteuer, mit viel Verständnis füreinander – aber auch da gibt es Grenzen. Und die von Martha sind irgendwann erreicht. Erwachsenwerden ist nicht leicht, aber in so einem Umfeld, wo jede und jeder etwas anderes von einem will, noch mal um einiges schwerer. Aber Martha ist ein taffes Mädchen, das seinen Weg geht!

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Michaela Beck: Ich, meine fürchterlich nette Familie und andere Katastrophen
Grevenbroich: Südpol 2024
208 Seiten, 16 Euro
Jugendbuch ab 12 Jahre.
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Zukunft

Nächster Artikel

Von Drachenblut bis Verwirrnis

Weitere Artikel der Kategorie »Jugendbuch«

Freunde und Feinde

Jugendbuch | Juliana Pickel: Rattensommer

Die Sommerferien beginnen gerade, es ist unglaublich heiß und die Luft stinkt. Lou und Sonny, beste Freundinnen seit sie denken können, wollen die Wochen an ihrem geheimen Lieblingsplatz abhängen, genießen und ein bisschen jobben. Und dann kommt alles ganz anders. Von ANDREA WANNER.

Herkulesaufgaben

Jugendbuch | James Proimos: 12 Things to Do Before You Crash and Burn Kein leichter Sommer, der einem bevorsteht, wenn man gerade seinen Vater verloren hat und dann noch für zwei Wochen ausgerechnet nach Baltimore zum Onkel geschickt wird. Und obwohl James sich ganz fest das Gegenteil vorgenommen hat, wird es nicht mal übel. Von ANDREA WANNER

Allzu exotischer Cocktail

Jugendbuch | Sjoerd Kuyper: Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling Ein Dreizehnjähriger, der geliebte Vater schwer krank im Krankenhaus, die erste heftige Liebe, drei Schwestern und ein Familienhotel, das kurz vor der Pleite steht, klingt zusammengenommen nach einer guten Geschichte. Das wäre es auch geworden, hätte Sjoerd Kuyper nicht zu viele Zutaten durcheinandergemixt. Der Cocktail ist zu exotisch geraten. Von MAGALI HEISSLER

Grenzüberschreitungen

Jugendbuch | Swantje Oppermann: Undurchschaubar

Noa ist neu an der Schule, fühlt sich einsam und ungesehen. Sie sucht die Nähe der beliebten Olivia, aber die ist mit Freund und bester Freundin beschäftigt und reagiert abweisen auf Noas freundschaftliche Annäherungsversuche. Was tun? Von ANDREA WANNER

Schwere Vergehen

Jugendbuch | Lea Dittrich: Die Dinge, über die wir schweigen Schmerzliches verschweigt man gern. Davon verschwindet es aber nicht. Im Gegenteil, es verwandelt sich leicht in eine Lüge. Eine Lüge zieht die nächste nach sich und bald andere Vergehen. Ob sich da noch etwas retten lässt? Lea Dittrich hat es versucht. Von MAGALI HEIẞLER