Es fügt sich
An einem durchlässigen Tag
 greift alles ineinander,
 die Teile finden sich wie von selbst
 und wachsen zu etwas zusammen,
 was haltbar ist und durch die Stunden
 trägt, als wäre es vorbestimmt.
Die Wörter verschwistern sich
 und erläutern sich gegenseitig,
 zeigen die hellen Seiten vor
 und wie tief sie verwurzelt sind,
 lassen sich nicht mehr wegwischen,
 behaupten sich mühelos.
So ein Glanztag gibt die Hoffnung,
 daß sich die Worte sogar verkörpern
 und wie Taten bestehen,
 daß sie ohne Rest da sind
 und hinausweisen über sich
 wie eine handfeste Wahrheit.
Vernäht und verschmolzen
Die Lücken zwischen den Wörtern,
 ihre Abgründe und Untiefen,
 ziehe ich in meinen Versen
 zusammen, überbrücke ihre
 Spreizung und verdichte sie.
Was die Wörter trennt, vernähe ich
 in meinen Zeilen, binde sie
 darin in Geweben zusammen,
 die mit jedem Vers reißfester
 und unzerstörbarer werden.
Wie aus einem Guß stehen
 die Strophen an Ende da,
 alles Stückwerk ist verschmolzen,
 die Nähte sind im Stoff geglättet,
 die Verse ein deckendes Kleid.
Der Worte Leichtigkeit
Um der Zeile gefügig zu sein
 und sich ganz einzupassen
 in das Geflecht der Strophe,
 lassen sie ihr schweres Gewicht
 fallen, werfen ihren Ballast ab.
Es sind schlankere Wörter,
 die Aufnahme bei mir finden,
 entschlackte und sehnige,
 die mühelos einschlüpfen
 in meine entspannten Verse,
Ich trainiere sie unentwegt
 und mache Dehnübungen,
 damit sie biegsam und federnd sind,
 dazu immer auf dem Sprung,
 einem Ausdruckswunsch zu entsprechen.
| PETER ENGEL

 
  
  
  
  
 
 
 