Eine mehr als ungewöhnliche Freundschaft

Kinderbuch | Maja Konrad: Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze

Zunächst sieht es nach purem Pech aus, als ausgerechnet der fiese Nils Holly auf dem Flohmarkt den Chamäleonwecker wegschnappt. Die merkwürdige Pflanze, die die ihr die Frau am Verkaufsstand quasi als Trostpreis in die Hand drückt, muntert das Mädel wenig auf. Das soll sich schnell ändern, weiß ANDREA WANNER.

Ein Junge und ein Mädchen fahren auf einem Fahrrad; im Fahrradkorb ist ein e große fleischfressende Pflanze mit Gesicht.Irgendetwas an der Pflanze ist komisch. Fast kommt es Holly vor, als ob die der Frau zum Abschied mit ihren Blättern zuwinken würde. Aber das ist ja total unmöglich. Das Teil ist eine Venusfliegenfalle, auf Lateinisch »Dionaea muscipula«. Daraus wird auch ihr Name: Herr Pula. Herr Pula ist Vegetarier, das hat Holly noch von der Frau erfahren, dass er aber auch sprechen kann, kommt dann doch mehr als überraschend.

Und dann wird Holly nicht nur klar, dass Herr Pula Popcorn genascht hat, sondern er verrät ihr auch das Ergebnis von 14 mal 14. Holly kann nämlich eine Menge, aber Kopfrechnen gehört nicht unbedingt dazu. Das wiederum ist eine Spezialität der Pflanze. Die beiden eignen sich auf einen Deal: Herr Pula hilft Holly bei der Rechenolympiade und sie unterstützt ihn dafür beim Kochen, seiner Leidenschaft.

Klingt verrückt? Ist es auch! Wunderbar ausgeflippt. Zum Glück kann Holly ihr Geheimnis schon bald mit Herbert, ihrem neuen Klassenkameraden, teilen. Gut so, denn alleine hätte sie das echt nicht ausgehalten. Herr Pula erweist sich als sehr hilfreich beim Rechnen, verfügt tatsächlich über erstaunliche Kochkünste und will unbedingt den Fernsehkoch Siegfried Schmand kennenlernen. Das wiederum stellt sich schon bald als großer Fehler heraus.

Temporeich und witzig bugsiert Maja Konrad Leserinnen und Leser durch die Story, die irgendwo zwischen Krimi und Komödie anzusiedeln ist. Dazu gibt es Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Tine Schulz: köstlich wie sonst wohl nur Herrn Pulas Pfannkuchen. Ein Waffelrezept à la Pula rundet das wunderbare Buch ab, das nichts zu wünschen übrig lässt und zeigt, was echte Freundschaft alles hinkriegt!

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Maja Konrad: Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze
Mit Bildern von Tine Schulz
Hamburg: Carlsen 2024
144 Seiten, 12 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Zivilisation III

Nächster Artikel

Die dunklen Ecken der Erinnerung

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Lecker!

Kinderbuch | Isabel Pin: Mein Butterbrot

Ein Butterbrot. Banal? Kein bisschen. Wer mag, kann die lecker belegte Stulle aufklappen und nachschauen. ANDREA WANNER lässt es sich schmecken.

Bildungs(un)lust

Kinderbuch | Christian Gutendorf: Manfred muss mit Ferien stehen vor der Tür. Da haben so manche bildungsbeflissene Eltern sicherlich Pläne, welche Kulturgüter den lieben Kleinen nahezubringen sind. Museum, Burg oder Ausgrabungsstätte? Manfred Vaters hat sich jedenfalls für einen Tagesausflug mit seinem Sohn die höchste Kirche der Welt vorgenommen. Ein Vergnügen besonderer Art, meint ANDREA WANNER.

Amüsantes Zusammenraufen

Kinderbuch | Ute Krause: Wann gehen die wieder?

Patchworkfamilien sind eine Aufgabe für alle Beteiligten. Beziehungsprobleme der unterschiedlichsten Art können auftauchen – und vielleicht sogar gelöst werden. Von ANDREA WANNER

Helfen ist eigentlich ja so einfach

Kinderbuch | Jonas und Daniela Leidig: Refugees Welcome

Schon das Projekt als solches ist bemerkenswert: Dieses Buch haben Mutter und Sohn geschrieben und gemalt, ein Vierjähriger, der seine Eindrücke zu Papier bringt und seine Mutter, die all dem Worte, Gesichter und eine Geschichte, einen Rahmen und ein Konzept verleiht. Herausgekommen ist ein sehr berührendes Buch, findet BARBARA WEGMANN.

Eine Reise in die Vergangenheit

Kinderbuch | Daniela Kulot: Es geschah auch kein Unfug...

Kinder lieben es, wenn ältere Menschen aus ihrer Kindheit erzählen. Wie gut erinnert man sich später an die Geschichten, die Großmütter oder Onkels einem erzählt haben. Der Klett Kinderbuchverlag greift diese Idee auf und startet die Reihe ›Wir Kinder von früher‹. Toll, findet ANDREA WANNER