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Manche Menschen treffen einen hart

Musik | Interview | Funkenflug

Die Band Funkenflug bringt mit ihrer ersten EP so einiges auf den Punkt. Wie es zu der Platte kam, erzählen sie MARC HOINKIS im Interview.

Jazz Manouche (auch heute noch als Gypsy Swing bezeichnet) ist ein europäischer Jazz-Stil, den wir vor allem durch Django Reinhardt kennengelernt haben. Die schnellen Melodien und perkussiven Swingrhythmen auf der Akustikgitarre verknüpfen wir sofort mit der Tradition der Sinti und Roma. Funkenflug verbindet diese Musik mit dem Bluegrass Sound aus den Südstaaten der USA, die manchmal auch als Americana zusammengefasst werden. Ein ähnliches Instrumentarium teilen sich diese Stile schon mal von vornherein. Das Feeling aber muss erst eine Mitte finden, die das Album »Zeitverwendung« sehr elegant trifft.

Ein Foto der Bandteilnehmer

Mit dem Opener ›Shitstorm‹ wissen wir sofort, was los ist. Django lässt grüßen! Bei der Nummer mit klassischem Gitarrenswing geht es aber um ein sehr modernes Thema: Social Media und die nervigen Kommentare unter allen möglichen Posts. Der Song beweist aber nicht nur, dass Altes und Neues gut zusammen funktionieren kann, sondern auch, mit wie viel Liebe zum Detail die Band ihre Stücke konzipiert. Der mehrstimmige Gesang passt wie ein Deckel auf das durchdachte Arrangement und wir erkennen sofort den Charakter von Funkenflug. Die Band lässt keine Sekunde daran Zweifeln, dass hier echte Profis am Werk sind. Macht direkt Bock, mein Tanzbein juckt!

›Stilles Gedicht‹ setzt nun den harten Cut zur anderen Seite des Spektrums, das Funkenflug zu bieten hat und eröffnet eine Sphäre aus Bluegrass Klängen, die ganz beruhigt in die Folk-Welt einführen. Der Gesang trägt den zeitlosen Text in die endlosen Weiten, in die man sich gern reinlegen möchte. Ähnlich folky geht es mit dem Song ›Meteorit‹ weiter, der, wie auch der Song zuvor, den Eindruck eins Liebesliedes erweckt.

›Gift‹ kommt nun wieder mit aufmüpfigem Swing und einem gut gemeinten »Fick dich«, erzählt damit wohl von der Erkenntnis, dass sich Arschlöcher meist einfach nur selbst hassen. Und egal, um wen es geht, auch von mir ein freundliches »Fick dich«! Als schönes und ruhiges Ende entlässt uns der Ohrwurm ›Sommer‹ aus der Platte, und zwar mit einer Gänsehaut. Ich habe mich eigentlich auf den Winter gefreut, aber jetzt will ich in der Sonne liegen! Der Song vermittelt ein wohlig warmes Gefühl, von dem wir in den heutigen Zeiten manchmal doch etwas zu wenig bekommen. Quasi Vitamin D zum Hören. Kann man sich das auch verschreiben lassen? Danke euch!

Funkenflug stehen also für clevere Wortspiele, verpackt in wunderschönen Gesang und einem Repertoire zwischen Swing und Folk. Die Arrangements sind immer dicht, aber nie zu voll. Und die Produktion klingt schweinemäßig geil! Wie haben die das gemacht?

Moin Moin! Schön, dass ihr die Zeit gefunden habt. Ihr seid ja als Band noch recht jung, wie habt ihr euch denn eigentlich kennengelernt?

Mike: Also, eigentlich war das eine Verkettung von verschiedenen Ereignissen. Ich würde sagen, das Ganze ist gestartet, als ich die Amelie bei einer Jam-Session getroffen habe. Amelie wiederum hat Nora von einer Jam-Session gekannt.

Nora: Wir kannten uns davor schon ziemlich lange. Amelie und ich hatten schon ganz lange Musik zusammen gemacht und diese mehrstimmigen Lieder gesungen.

Amelie: Genau. Wir haben uns eigentlich alle bei Jam-Sessions kennengelernt. Und dann hatte Mike mich irgendwann angeschrieben und gefragt, ob ich mal dazukommen würde, weil er gerne etwas Neues starten würde. Damals noch mit ’nem anderen Gitarristen, da waren wir dann am Anfang zu dritt. Gleichzeitig habe ich ja mit Nora gesungen und dann hat sich das so entwickelt, dass wir alle zusammengekommen sind. Mike kannte dann noch einen Kontrabassisten von einer Jam-Session, der auch dazukam.

Mike: Nein, das war sogar eine alte Anzeige auf Backstage Pro. Ich hatte gar nicht gedacht, dass er noch auf der Suche ist, aber ich habe ihn dann angeschrieben und der war relativ schnell im Boot und hat noch die Sarah an der Geige mitgebracht.

Und das war alles in München? Oder habt ihr euch auch außerhalb von München irgendwie kennengelernt?
Mike: Genau, das war alles in München.

Amelie: Valentino ist unser neuer Kontrabassist. Den haben wir auch in München kennengelernt. Da habe ich eine Nachricht in eine Community geschickt, auf die er geantwortet hat.

Wie kamt ihr denn auf euren gemeinsamen musikalischen Nenner? Hat das von Vornherein schon alles gepasst oder kamt ihr alle aus verschiedenen Genres und habt euch in der Mitte getroffen?

Mike: Das hat auch eine Vorgeschichte. Der Gitarrist, der anfangs noch dabei war, hat ziemlich gerne Gypsy Jazz gespielt. In München gibt’s so eine Kneipe, die machen jeden Mittwoch eine Session, wo dieses Genre gespielt wird. Da war ich dann auch dort. Ich habe auch damals in Würzburg schon ein bisschen diese Musik gespielt, aber noch nicht so richtig. Da habe ich mich dann in den letzten Jahren ziemlich reingefuchst, das war alles auch total neu für mich. Und mir ist dann aufgefallen, dass in diesem Bereich kaum eigene Musik geschrieben wird. Da ist Django Reinhardt das Maß aller Dinge und es geht meist darum, wie die Stücke von ihm interpretiert werden. In München gibt es da einige Bands, aber die sind eben sehr traditionell. Und dann dachte ich mir, dass diese Musik, dieser Rhythmus eigentlich eine coole Grundlage ist, um etwas Eigenes zu machen.
Ich hatte auch schon immer eine Vorliebe für diesen Americana Sound, der aus den USA und Kanada stammt. Und zu der Zeit hatte ich auch einige Textideen, bei denen ich mir dachte, dass das gut zu diesem Sound passen könnte. Man findet auch kaum Songs auf Deutsch in diese Richtung. Natürlich haben sich aber alle anderen auch mit eingebracht und das hat sich erst so entwickelt, als wir ein paar Dinge ausprobiert haben. Wir haben dann auch schnell gemerkt, dass der mehrstimmige Gesang unser Aushängeschild wird.

Amelie: Ich hatte am Anfang gar nicht so die große Vision, sondern wollte mich einfach zum Musikmachen treffen. Das hat sich dann alles so für mich ergeben und als Nora dazugekommen ist, wusste ich langsam, in welche Richtung es gehen wird.

Nora: Mich hat vor allem die Idee mit dem mehrstimmigen Gesang gelockt.

Amelie: Es macht einfach viel mehr Spaß, wenn man zu zweit singen kann. Und für die etwas neueren Mitglieder wie unseren jetzigen Kontrabassisten war dann schon vorher klar, um welche Musik es geht. Für mich war das Genre am Anfang auf jeden Fall total neu, Nora und ich sind da mehr so reingeslidet. Aber ich fand es direkt cool!

Mike: Amelie hat dann auch direkt ein paar Texte und Songideen mitgebracht, ich hatte auch ein paar musikalische Ideen und das haben wir dann verschmolzen.

Wie entsteht denn so ein Song bei euch?

Amelie: In unserem Repertoire befinden sich ja auch Songs, die wir neu interpretieren. Und so ist viel dadurch zustande gekommen, dass wir einfach zusammen gespielt haben und jeder etwas von sich mit eingebracht hat. Von den eigenen Songs ist das Grundgerüst hauptsächlich von Mike und mir. Ich habe vor allem Melodien und Texte im Kopf, aber das Arrangement entsteht dann am Ende durch alle.

Mike: Die Ideen für Funkenflug sind eigentlich relativ frisch, die ersten davon entstanden vor vielleicht zweieinhalb Jahren. Das war kurz, nachdem ich nach München gezogen bin. Ich glaube, die erste Idee dafür war der Song ›Mehr‹, danach kam ich dann auf den Song ›Sommer‹. Und dann kam auch relativ fix das andere Zeug. Ich denke immer gleich stark in Arrangements und versuche eine Klangidee oder das Konzept eines Songs zu entdecken. Aber viel ist wirklich einfach dadurch entstanden, dass wir zusammen Musik gemacht haben. Zum Beispiel diese Vision von der Mehrstimmigkeit und wie das bei uns umgesetzt wird, hatte ich vorher auch nicht im Kopf. Und das ist halt das Coole, wenn man mit zwei so wunderbaren Sängerinnen zusammenarbeiten kann!

Gutes Stichwort: Hattet ihr bei eurer EP ein bestimmtes Konzept im Kopf, wie ihr die Songs komponiert oder aneinanderreiht? Oder ist die Scheibe einfach das, was bei euch in der letzten Zeit entstanden ist?

Mike: Ein Konzeptalbum ist es definitiv nicht. Es ist eher eine Art »Snapshot« unseres musikalischen Werdegangs bis zu diesem Punkt. Die Songs sind ja doch auch innerhalb des Genres recht unterschiedlich. Ich finde, was uns ausmacht ist, dass wir nicht den einen Sound haben, sondern etwas vielfältiger sind.

Amelie: Also, die Songs sind zwar unterschiedlich und haben ihren eigenen Charakter, aber wir haben im Großen und Ganzen dann schon beim Mastering überlegt, wie man von einem Song in den nächsten kommt und es durchhören kann, ohne komplett einen Cut zu haben. Ich denke, das ist uns auch ganz gut gelungen. Es muss auch nicht jeder Song Swing sein.

Mike: Ich glaube, dass der Text ausschlaggebend dafür ist. Zum Beispiel passt dieser spezielle Rhythmus für Texte wie ›Gift‹ oder ›Shitstorm‹ ganz gut, weil da ein bisschen Humor und Sarkasmus drinstecken. Aber bei Texten wie ›Meteorit‹ oder ›Sommer‹ höre ich eher eine Folk-Ballade. Und weil wir so breit aufgestellt sind, haben wir auch immer den richtigen Sound für unsere Texte, egal ob melancholisch, romantisch oder humorvoll.

Nora: Als ich dazukam, war ja auch schon einiges ausgearbeitet. Aber dann haben wir noch ein bisschen an der Mehrstimmigkeit gefeilt und viel Charakter herausgearbeitet. Ich finde, das ist uns auch ganz gut gelungen.

Ich finde die Vocal Arrangements überragend! Wo habt ihr das Album eigentlich aufgenommen?

Amelie: Das meiste in Eigenregie im Homestudio.

Wie lange habt ihr denn für das Album gebraucht? Kann man das überhaupt festlegen?

Mike: Wir konnten nicht durchgängig an dem Album arbeiten, daher hat das so etwa ein Dreivierteljahr gedauert. Wir haben nicht jeden Tag aufgenommen, sondern eher so Work-in-Progress gemacht. Wir haben uns zwei oder drei Mal in der Woche getroffen.

Nora: Wir machen das ja nicht hauptberuflich, deswegen fällt das alles so, wie es eben ins Leben hineinpasst.

Mike: Wir mussten auch ganz viel ausprobieren. Ich habe zum Beispiel noch nie vorher einen Kontrabass aufgenommen.

Sind das dann One-Takes und Live-Aufnahmen? Oder habt ihr die Instrumente einzeln eingespielt?

Mike: Das ist so ein Hybrid. Wir haben auf allen Tracks den Kontrabass und die Gitarre zusammen eingespielt. Ich glaube, bei zwei Songs mussten wir irgendwo mal einen Cut machen, aber ansonsten sind diese beiden Instrumente live in ’nem Raum aufgenommen worden. Den Rest haben wir dann mit Overdubs gemacht.

Amelie: Wir haben auch zwischendurch das Südparkstudio angemietet.

Mike: Genau, für ›Sommer‹ und ›Meteorit‹. Das waren die ersten beiden Songs, die wir aufgenommen haben. Auf dem Album haben wir echt viele verschiedene Mics und Setups ausprobiert.

Ich finde, dass man das gar nicht hört. Der Sound ist echt gleichmäßig und vor allem super gut! Ich muss sagen, dass ich sogar etwas erstaunt war, wir gut das Ganze als Selfmade-Projekt produziert ist.

Nora: Die Credits dafür bekommt auf jeden Fall der Mike!

Amelie: Vielleicht hat es deswegen auch etwas länger gedauert, aber das war auch unser Anspruch. Wir wollten uns die Zeit nehmen, verschiedene Dinge auszuprobieren und herausfinden, wie wir als Band funktionieren. Man muss ja erst einmal zusammenfinden und wissen, wie man sich beim Recorden wohlfühlt. Da haben wir uns viel Mühe gegeben. Es ist natürlich auch ein riesiger Vorteil, dass Mike sich so gut auskennt und uns da auch angeleitet hat. Hätte ich einfach Daheim ins Mikro gesungen, wäre das anders ausgegangen! Gemastert wurde das Album übrigens extern, das haben wir nicht selbst gemacht.

Mike: Ich finde an der ganzen Geschichte so toll, dass man da so in eine Sache hineinwächst und an Erfahrung gewinnt. Zum Beispiel, wie Sänger in Bluegrass Bands zusammen in ein Mikrofon reinsingen. Da muss man unheimlich aufeinander hören und auf die ganze Band achten, damit die Dynamik stimmt. So etwas hat uns total vorangebracht.

Habt ihr denn eigentlich schon Zukunftspläne?

Amelie: Uns gehen die Ideen nicht aus. Wir haben jetzt ein Weihnachtsvideo gedreht, das bald erscheint. Wir haben auch noch ein paar andere Lieder in der Pipeline, die wir schon für Live-Auftritte im Repertoire haben, die wollen wir noch recorden. Wir haben auch schon einige neue Songs angefangen. Man muss aber lernen, zu priorisieren. Ein paar Gigs stehen auf jeden Fall auch noch an.

Mike: Wir wollen im Sommer gerne das eine oder andere Festival mitnehmen. Aber da steckt natürlich viel Organisation hinter. Es ist auf jeden Fall sehr spannend!

Amelie: Es ist halt immer das Einfachste, eine Band zu starten. Aber ’ne Band irgendwie zusammenzuhalten, wenn dann alle Ende zwanzig oder Anfang dreißig sind, ist deutlich schwieriger. Dann kommt halt manchmal das Leben dazwischen und Prioritäten ändern sich. Deswegen haben wir jetzt auch Valentino am Kontrabass mit in der Band, der erst seit ein paar Monaten dabei ist und auf dem Album gar nicht zu hören ist.

Mike: Mit dem haben wir auf jeden Fall einen guten Fang gemacht!

Habt ihr noch einen Hörtipp für die Lesenden?

Nora: Ich bin großer Fan von Ren. Ansonsten bekomme ich aktuell unfassbar viele schöne Konzerte in der Szene mit.

Amelie: Ich finde grade auch am spannendsten, was in München passiert. Da bekommt echt viel Input. Emily King ist auch eine tolle Künstlerin, die ich gerne höre.

Mike: Für mich sind die Wailin‘ Jennys grade so meine Entdeckung. Die kommen aus Kanada und sind sowohl produktionstechnisch als auch musikalisch sehr geil. Vor allem auch deren mehrstimmiger Gesang hat mich sehr inspiriert.

Danke für den neuen Input und eure Zeit, ciao!

| MARC HOINKIS
| Abb.: Funkenflug

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4 Comments

  1. Funkenflug. Für mich absoluter Geheimtipp, beste newcomer. Professionalität der Arrangements, Breite und Tiefe der musikalischen und textlichen Bandbeite genial. „Sommer“ mein Favorit, echter Ohrwurm. Wünsche weiterhin viel Erfolg auf der musikalischen Erfolgsleiter.

  2. Von funkenflug werden wir, hoffe ich, noch viel und mehr hören. „Sommer“ auch mein Favorit, echter Ohrwurm. Absolut professionellarrangierte Songs mit großer Breite und Tiefe in jeder Hinsicht. Vollblutmusiker halt. Wünsche das Beste für euren weiteren Weg.

  3. Wunderbar, dass junge Musiker in München eine Chance haben, entdeckt zu werden und Publicity bekommen.
    Wir wünschen der Band, dass sie auch zukünftig gute poetische Textideen hat wie bisher und die originellen Arrangements-Ideen nicht ausgehen.
    Wir freuen uns auf die EP.

  4. Chapeau!Von der überaus sympathischen hochtalentierten Musik Gruppe Funkenflug habe ich mir bislang alle Lieder angehört, war jedesmal hin und weg und mega begeistert.

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