Ausgefuchst

Digitales | Games: Star Fox Zero

Nach einer langen Pause starten Fox Mc Cloud und sein Team endlich wieder in ein brandneues Abenteuer auf der Wii U. Während die Serie in Aussehen und Story seinen Wurzeln treu bleibt, wurde die Steuerung praktisch neu erfunden und setzt stark auf die Bewegungserkennung des Gamepads, um Feinde mit mehr Präzision denn je aufs Korn zu nehmen. Ob das tatsächlich so gut funktioniert, wie es klingt oder ob sich die tierischen Freunde vielleicht doch im Weltall verirrt haben, erfahrt ihr im Test. Von PHILIPP LINKE.

3_WiiU_SFZ_Packshot_WiiU_StarFoxZero_PS_GERDa sich ›Star Fox‹ seit der ersten Auflage stark an Arcade-Maschinen orientiert, stand die Story stets im Hintergrund. Nur ein kurzes Briefing vor jeder Mission erzählte damals von der Armee des bösen Andross, der die gesamte Galaxie zu erobern versucht. Dem gegenüber stehen Star Fox und sein Team, bestehend aus Peppy dem Hasen, Falco dem Adler und Slippy dem Frosch. Dabei treffen die Helden traditionell auf Fox‘ Erzrivalen Star Wolf, dessen skrupellosen Teammitglieder als Söldner für Andross arbeiten.

An dieser Grundidee hat sich in SFZ im Prinzip nichts geändert. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern bekommt ihr zu Beginn ein aufwendig gerendertes Video zu sehen, das euch die Geschichte stilvoll näherbringt. Bei der Einführung bleibt es dann aber auch, mehr Videos dieser Art bleiben aus.

Mach eine Rolle!

Wie gewohnt gibt es in SFZ mehrere Routen, um euer Ziel, Andross zu vernichten, zu erreichen. Dabei hängt es davon ab, ob ihr eine bestimmte Mission in einem Level absolviert oder welcher Weg als nächstes eingeschlagen wird. Geheime Levels sorgen dabei für hohen Wiederspielwert, da es keine leichte Aufgabe ist, alle Missionen freizuschalten. Das Leveldesign selbst lässt sich in zwei Kategorien einteilen: In einer klassischen Mission fliegt euer Raumgleiter automatisch geradeaus, ihr könnt lediglich für kurze Zeit bremsen, beschleunigen oder einen Looping fliegen, um Verfolger abzuschütteln. In der offenen Formation fliegt ihr stattdessen frei im Level umher. Letztere kommt vor allem bei Bosskämpfen zum Einsatz, die häufig in einem eingeschränkten Gebiet, wie etwa in einer großen Arena, stattfinden.

In allen Missionen werdet ihr permanent von unterschiedlichen Gegnern umringt, die teilweise sehr abstrakte Formen annehmen. So gibt es zum Beispiel riesige Kettensägen, die wie Haifischflossen aus dem Wasser ragen, oder spinnenähnliche Vierbeiner, die zwar langsam sind, dafür aber nur von oben beschossen werden können. Andere Gegner sind größere Roboter, die Gebäudeteile auf euch werfen oder Schwärme von kleineren Raumschiffen, die mit einer Vielzahl an schwächeren Geschossen das Leben schwer machen. Für solche Gegner eignet sich der aufgeladene Schuss am besten, der zwar etwas Zeit benötigt, dafür aber ein anvisiertes Ziel verfolgt und größeren Schaden anrichtet als die 5_WiiU_SFZ_Screenshot_WiiU_StarfoxZero_Corneria2nd_00_GamePadnormale Laserkanone. Werdet ihr von zu vielen Geschossen gleichzeitig angegriffen, solltet ihr unbedingt Peppys Ratschlag befolgen: »Mach eine Rolle! «.

In den Levels lassen sich auch Gegenstände finden, wie Bomben, Doppelschuss oder silberne und goldene Ringe, die eure Energie wiederherstellen. Ganz klassisch also. Die goldenen Ringe haben jedoch eine neue Funktion. Sobald drei von ihnen gesammelt wurden, erhaltet ihr einen neuen Versuch, der euch ein Level vor dem letzten Checkpoint beginnen lässt. Andernfalls müsst ihr das Level von vorne beginnen. Optional könnt ihr SFZ auch im Arcade-Modus spielen, der euch nach Verlust der Leben zum ersten Level zurückwirft und damit eine zusätzliche Herausforderung bietet.

Mit geflügeltem Arwing und Walker-Hühnchen

Ähnlich wie beim Nintendo 64-Vorfahren ›Lylat Wars‹, kommen auch dieses Mal verschiedene Fahrzeuge zum Einsatz. Neu ist jedoch, dass ihr euch in den meisten Missionen jederzeit vom Standard-Raumgleiter, genannt »Arwing«, zum »Walker« hin- und her-transformieren könnt. Der »Walker« ähnelt einem Hühnchen und läuft auf zwei Beinen. Er ist deutlich langsamer als sein geflügeltes Gegenstück, kann aber durch den Bodenkontakt stehen bleiben und auch in engen Räumen flink navigieren. Neben dem »Walker« und dem »Arwing« gibt es noch weitere Fahrzeuge wie Drohne oder Panzer, die mit unterschiedlichen Fähigkeiten daherkommen und so für Abwechslung sorgen.

Apropos Abwechslung: Die wird auch durch die bunte Vielfalt der besuchten Planeten geboten. Während ihr in Corneria eine dicht besiedelte Stadt durchfliegt, durchstreift ihr auf Fortuna einen grünen Dschungel oder auf Titania eine staubige Wüste. Einige Missionen finden in der großen Weite des Weltalls statt, die jedoch keinesfalls leer ist. Jede Menge Weltraumschrott türmt sich in abstrakten Formationen auf und bietet Andross‘ Schergen gut gelegene Verstecke.

1_WiiU_SFZ_Screenshot_StarFoxZero_PAXscreens_01Auch stilistisch ähnelt SFZ ›Lylat Wars‹. Zwar sind die Modelle und Texturen schärfer als im Nintendo 64-Vorgänger, jedoch wirkt die Grafik für heutige Verhältnisse allgemein veraltet. Sicher ist das Gamepad daran nicht unschuldig, da die Cockpitperspektive mehr Leistung von der Konsole fordert, als wenn das Bild nur vom Fernseher kopiert wird. Da man sich durch die meisten Level eher rasend schnell bewegt, lassen sich gelegentlich unscharfe Texturen verschmerzen. Doch gerade bei Missionen mit der langsamen Drohne, fällt die schwache Grafik dann doch auf. Gut gelungen sind dafür die Spezialeffekte wie Explosionen, Bewegungsunschärfe und Lichteffekte. Positiv anzumerken sei zudem die hohe Bildrate von 60 FPS (mit gelegentlichen Einbrüchen), wodurch sich das Geschehen sehr flüssig anfühlt.

Für erfahrene Piloten

In früheren ›Star Fox‹ Ablegern konnte Fox‘ Raumschiff nur geradeaus feuern. Wolltet ihr einen Gegner am rechten Bildschirmrand erwischen, musstet ihr auch nach rechts fliegen. In SFZ habt ihr dagegen die Möglichkeit unabhängig von eurer Flugrichtung zu zielen – mit der Bewegungssteuerung des Gamepads. Jeder, der schon einmal als Bogenschütze in ›Nintendoland’s Zelda‹-Attraktion gespielt hat, weiß, wie das Ganze funktioniert: Der Bildschirm im Gamepad zeigt euch die Cockpitperspektive, in welchem ihr euch durch Bewegen des Gamepads umschaut und Gegner um euch herum anvisieren könnt. Dabei ist es etwas schwierig einzuschätzen, was um euch herum passiert; gewagte Flugmanöver sollte man also stets auf dem Fernseher beobachten. Der Gamepad-Blick lohnt sich dafür i4_WiiU_SFZ_Screenshots_WiiU_SFZ_SCRN_09nsbesondere bei der Verfolgung wendiger Raumschiffe oder dem Bekämpfen von Endgegnern in der offenen Flugformation.

Das Ausrichten des Blicks nach vorne müsst ihr übrigens nach heftigen Bewegungen manuell nachholen, da sich der Nullpunkt des Gamepads gerne mal verschiebt (das Gamepad orientiert sich nicht an der Sensorleiste wie die Wii-Fernbedienung). Das kann gerade in heftigen Gefechten zu Frustmomenten führen, wenn man wegen schlechter Kalibrierung völlig daneben feuert. Die einzige Lösung ist, bei jedem kleinen Zeitfenster neu zu kalibrieren, als müsste man die Waffe nachladen. Auch daran kann man sich gewöhnen – nervig ist es trotzdem. Alternativ lässt sich der Blick automatisch nach vorne ausrichten, wenn gerade nicht geschossen wird. Das hat jedoch den Nachteil, dass ihr jedes Mal schießen müsst, wenn ihr euch umschauen wollt. Komplett auf die Cockpitperspektive zu verzichten, ist nicht möglich, da ihr bei manchen Bosskämpfen gezwungen seid, diese zu verwenden.

Falls euch das Ganze zu schwierig erscheint, könnt ihr jede Mission mit einem Freund zusammen spielen. Dabei übernimmt ein Spieler das Zielen und Feuern und der andere steuert den »Arwing«. Dabei ist natürlich gute Absprache Voraussetzung, wenn Feinde außerhalb des Sichtfelds angreifen und durch ein Flugmanöver überlistet werden wollen.

Fazit

Mit SFZ hat Nintendo einen würdigen Nachfolger der Serie geschaffen, der mit vielen Neuerungen aber auch vielen traditionellen Elementen eine bunte Mischung darstellt, die jede Menge Spaß macht. Insbesondere das Wechseln der Fahrzeuge sorgt für angenehme Abwechslung. Der Schwierigkeitsgrad ist angemessen und nicht zu leicht. Gerade zu Anfang erscheinen einige Missionen extrem schwierig, bis man sich an die Steuerung gewöhnt hat. Nach Durchspielen der Story möchte man die Bewegungssteuerung jedoch nicht mehr missen, da ein deutlich präziseres Zielen möglich ist. Trotzdem wäre eine alternative Steuerung schön gewesen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und auf Action geladene Weltraumschlachten steht, der liegt bei SFZ genau richtig.

| PHILIPP LINKE

Titelangaben
Star Fox Zero
Nintendo
seit dem 21. April exklusiv erhältlich für WiiU.
ab 44,99€

1 Comment

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Wächter der Metallfabrik

Nächster Artikel

We need to talk about Fight Club

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Nintendos eiserner Griff um die Handheldkrone

Digitales | Hardware: Nintendo 3DS Ende März war es soweit – der Marktführer speist seine neue mobile Konsole, den Nintendo 3DS, in das System ein und hofft, dass eine Ziffer und zwei Buchstaben sofort kommunizieren, was Kernbotschaft sein soll. 3DS – das steht für mobiles Spielen ohne spezielle 3D-Brille. RUDOLF INDERST ist seit dem Starttag dabei! Im Folgenden schildert er seine ersten Spieleindrücke und -erfahrungen. 

Die Möglichkeit einer Insel

Digitales | Games: Dear Esther Wann ist ein Spiel ein Spiel? In seinem ersten Text für das Ressort DIGITALE SPIELE beschäftigt sich DANIEL APPEL mit ›Dear Esther‹ – einem Titel, der sich augenscheinlich einer Kategorisierung verweigert. Was es tatsächlich mit dem Abenteuer auf sich hat, ist im Folgenden zu lesen.

Ambivalente Ideologiekritik

Digitales | Games: Doodle Jump Das iPhone als mobile Spieleplattform hat die Unschuld seiner Kinderzeit längst hinter sich gelassen. Einer der meistgespielten und -beachteten Titel für die eierlegende Wollmilchsau aus dem Hause Apple ist ›Doodle Jump‹. Von außen betrachtet gibt sich das Spiel als ein harmloser Plattformspaß, doch bei genauerer Betrachtung entpuppt es sich als Munition für die kapitalismuskritische Argumentationsflakbatterie. Eine nicht ganz so ernst gemeinte Manöverkritik von RUDOLF INDERST

Viele Beine, viele Zähne

Digitales | Games: Valve: Alien Swarm Space Marines haben Hochkonjunktur, ob als messianischer Heilsbringer in Hightech-Rüstung (›Halo‹), schnodderiges Alienfutter (›Aliens – Die Rückkehr‹) oder stummer Schrotflintenträger (›DOOM‹ u. ›Quake II‹). In Valves gratis Top-down-shooter bekommt man schnodderige Marines in Hightech-Rüstungen und eine Busladung voller Waffen, die an dem namensgebenden Schwarm ausprobiert werden wollen. PETER KLEMENT ist in den Raumanzug geklettert, um eine unheimliche Begegnung der dritten Art Mores zu lehren.

Touristen im Kugelhagel

Digitales | Games: Bulletstorm Neulich des Nachts sah ich auf einem Privatsender die – zugegeben etwas spekulative – Dokumentation ›Zukunft ohne Menschen‹. Das eigentlich Interessante waren die Computeranimationen, die zeigten, wie sich die Natur Stück für Stück die städtischen Errungenschaften der Menschen zurückerobert. Mit Epics neuem Shooter ›Bulletstorm‹ hat diese Bilderflut natürlich ihre Faszination auf einen Schlag verloren. Denn hier zeigt sich Mutter Natur von ihrer widerlich-schönsten Seite! RUDOLF INDERST gibt da nur zu gern den Pauschaltouristen.