Das ist der Stoff aus dem die Soaps sind: Lelle und ihre Familie. Findet ANDREA WANNER.
Eine überforderte Mutter, die ständig einen Herzinfarkt fürchtet und ohnmächtig wird, eine schwierige, ausgeflippte 17-jährigeSchwester, die bereits ohne großen Erfolg therapiert wird, und ein emotional verkümmerter Vater, der sich zum Schuheputzen in den Keller flüchtet, um dem häuslichen Drama zu entkommen.
Mitten in diesem Chaos bewegt sich die 15jährige Ich-Erzählerin. Mit der Zähigkeit eines Stehaufmännchens versucht sie zu retten, was längst nicht mehr zu retten ist. Aber auch sie zahlt ihren Preis: magersüchtig, einsam und nur nach außen hin ewig lachend, bleibt ihr gelegentlich als Verzweiflungstat nur noch, den Kopf gegen die Wand zu schlagen.
Der ganz normale Wahnsinn? Eine unvergleichliche Story, bei der einem schon manchmal die Luft wegbleibt. Kleinmädchensorgen und echte Problem wechseln sich in rasantem Tempo ab.
Kunst oder Kitsch? Die Gratwanderung gelingt vor allem durch eine glaubhafte, authentische Sprache, in der Lelle träumt, philosophiert, flucht, plappert und erinnert. Eine kaputte Familie, kurz vor der Katastrophe.
Alexa Hennig von Lange wurde dafür mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (2002) in der Sparte Jugendbuch ausgezeichnet. Irgendwo im Niemandsland zwischen Kindheit und Erwachsensein sucht ein Mädchen ihren Platz. Und sie schafft es tatsächlich am Schluss des Familiendramas, dessen wirkliches Ende noch lange nicht abzusehen ist, zu sagen: Ich habe einfach Glück!
Titelangaben
Alexa Hennig von Lange: Ich habe einfach Glück
Rogner & Bernhard 2001
256 Seiten, 12,75 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren