Was ist in Krisenzeiten besser als ein guter Freund, der zu einem hält? Moritz tut alles, um Finn von seinem Liebeskummer zu kurieren. Aber letztlich hilft gegen Liebeskummer nur eines: eine neue Liebe. Von ANDREA WANNER
Sofie hat Schluss gemacht. Mit der blöden Begründung: »Du bist echt ein ganz Lieber, aber du hast einfach nichts Eigenes, Finn.« Finn ist verletzt, gekränkt – aber immer noch heillos in Sofie verliebt. Er weiß, dass sie ihn ausnutzt, immer ausgenutzt hat, seine Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft. Aber das ist ihm egal. Er will Sofie zurück.
In der Zwischenzeit gibt sich sein Freund Moritz alle Mühe, Finn ins Leben zurückzuholen. Psychotexte, Kinobesuche, Gespräche – Finn ist ein hoffnungsloser Fall.
Und dann trifft Finn auf Lara, ein merkwürdiges Mädchen, das Abrisszettel aufhängt. Die Abrisszettel hat er schon vorher kennengelernt. Die Frage »Kennen Sie diesen Hund?« auf einem Stück Papier mit einem gezeichneten Hundeporträt und den acht kleinen Zetteln zum Abreißen und Mitnehmen auf denen »Jetzt schon« zu lesen war, waren das Erste, das ihn seit Wochen zum Lachen brachte. Und jetzt entdeckt er zufällig, wer dahintersteckt und Fragen wie »Wissen Sie, wie spät es ist?« mit Antwortmöglichkeiten »Ja«, »Nein« und »Kurz vor 12« versieht. Das Mädchen will er kennenlernen.
Lena Hach, Jahrgang 1982, schreibt eine Lovestory, die den Zeitgeist einfängt und Klischees clever umschifft. Finn ist die Hauptfigur, die meiste Zeit wird aus seiner Perspektive erzählt, was sein Leiden authentisch und glaubwürdig macht. Finn hat einfach nur Sofie im Kopf, um sie dreht sich alles. Das ändert sich nicht schlagartig, sondern das Auftauchen von Lara setzt einen Prozess in Gang, der Zeit braucht. Und immer wieder besteht die Gefahr eines Rückfalls, Sofie braucht nur mit dem Finger zu schnippen. Das tut sie. Aus Bequemlichkeit und um sich selbst zu bestätigen. Sie will Finn nicht, aber das heißt noch lange nicht, dass eine andere ihn haben kann.
Aber auch Lara kommt zu Wort, den 25 Finn-Kapiteln sind 13 Lara-Kapitel gegenübergestellt. Wie wirkt das, was der andere macht, auf einen selbst? Worüber freut man sich? Wovor hat man Angst? Was verletzt einen? Durch den Perspektivenwechsel wächst das Verständnis für den anderen/die andere und es wird klar, Liebe passiert nicht einfach so, man muss auch etwas dafür tun. Finn braucht ziemlich lange, um zu erkennen, dass Lara ein Problem hat. Und als er schließlich bereit ist, ihr zuzuhören, kann Lara endlich auch mit jemandem darüber reden. Finn merkt auch erst sehr spät, dass Moritz nicht nur dazu da ist, ihm zur Seite zu stehen, sondern das auch Moritz in seinem eigenen Leben Baustellen hat, wo Zuspruch und Unterstützung gut tun.
Unverkrampft und locker erzählt Hach die Geschichte der jungen Leute, die verstrickt in ihr eigenes Tun erst mal den Blick dafür freibekommen müssen, wie es den anderen geht. Und dann kann man sich entscheiden: Lust auf eine neue Liebe? Ja. Nein. Vielleicht.
Titelangaben
Lena Hach: Wanted. Ja. Nein Vielleicht
Weinheim: Beltz & Gelberg 2014
155 Seiten. 12,95 Euro
Jugendbuch ab 13 Jahren
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