Ab in den Dreck

Digitales | Games: Sega Rally Online Arcade

Sega veröffentlicht das 2007 erschienene ›Sega Rally‹ als Download-Titel mit abgespecktem Umfang erneut. VOLKER BONACKER macht sich auf die Jagd nach Bestzeiten und Erstplatzierungen.

Sega RallyDer Dreck bleibt auch in ›Sega Rally Online Arcade‹ Segas Verkaufsargument Nummer eins. Gefühlte Tonnen von Erdreich gar, die hinter dem Peugeot 207 davonfliegen, als sich die Boliden durch den Dschungel pflügen. Schließlich ist das hier die erste Runde, die Strecke ist noch nicht deformiert und wartet unberührt darauf, umgegraben zu werden.

In der Folgerunde wird sich das lohnen: Durchfährt man seine eigenen Spuren oder jene, die Gegner hinterlassen haben, erneut, gibt es einen Bonus auf die Geschwindigkeit, der Wagen haftet zudem besser auf dem Parkours.
 
Dieses Feature hat bereits das vor vier Jahren veröffentlichte Sega Rally ausgezeichnet. Wegfliegender Dreck, soweit das Auge reichte, während das Gamepad die Pflüge-Orgien via Dauer-Vibration an den Spieler weitergab. So »fühlte« der Fahrer, dass er auf dem richtigen Weg ist – nämlich jenem, der bereits in der Vorrunde gefahren wurde.

Auffallend waren zudem der flüssige Ablauf bei ansehnlicher Grafik sowie fehlende Bezugnahme auf realistisches Fahrverhalten. Klassisches Arcade-Spielprinzip bestimmt stattdessen das Bildschirmgeschehen: Zugänglich soll der Racer sein, leicht zu erlernen und dank kurzen Runden ideal geeignet für das schnelle Spiel zwischendurch. Ein Spielprinzip, das wenige Firmen so gut beherrschen wie Sega und Definitiv nichts für die Fürsprecher von ›Forza Motorsport‹ oder ›Gran Turismo‹.
 
Der leichte Einstieg über eine unkomplizierte Steuerung erweist sich jedoch als Farce: Einerseits beherrschen Anfänger die Bewegungen der verschiedenen Boliden binnen Minuten, andererseits brauchen Profis diverse Neuversuche, um ihr Können zu perfektionieren. Denn zugänglich ist ›Sega Rally‹ nur zu Beginn. Das gilt auch für den nun veröffentlichten Online-Ableger. Leicht zu lernen, schwer zu meistern – dieser Devise, die zu Arcade-Zeiten den konstanten Geldfluss von Spielerportemonnaie in Automat sicherstellt, bleibt Sega treu.
 
Abseits davon gibt sich ›Sega Rally Online Arcade‹ puristisch. Neben einem Online- und stationärem zwei-Spieler-Versus-Modus stehen vier Modi für Einzelspieler bereit: In der Meisterschaft gilt es, auf drei Strecken von Platz 22 auf Platz eins vorzurücken, um anschließend ein unfair schweres Rennen auf einer vierten Strecke gegen einen computergesteuerten Gegner zu fahren. Im »Schnellen Rennen« tritt man auf vier Kursen zusammen mit fünf anderen Fahrern an, die Variante »Zeitrennen« erklärt sich über den Namen und im »Klassischen« Modus darf mit einem von zwei zur Wahl stehenden Rallye-Klassikern eine Wüsten-Strecke befahren werden. Wer die Runden erfolgreich abschließt, schaltet weitere Wagen frei. Dem seit jeher kritisierten Mangel an Strecken bleibt der Online-Ableger dagegen auch 2011 treu: Insgesamt fünf (grafisch nach wie vor schön gemachte) Kurse stehen zur Wahl, mehr nicht.
 
Davon sind vier gut bekannt: Tropen, Canyon, Alpine und Desert waren bereits im »großen« ›Sega Rally von 2007‹ enthalten, allerdings in jeweils varriierenden Formen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Da sich die beiden Spiele abseits der Anzahl der angebotenen Routen bis ins Detail ähneln, ist folglich zu überdenken, ob der Kauf lohnt. Denn das deutlich umfangreichere Original für PC, Playstation 3 und Xbox 360 ist mittlerweile als Gebrauchtspiel nur unwesentlich teurer als der Download. Und der Dreck fliegt dort ebenso schön von der Piste.

| VOLKER BONACKER

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

I control, I fly

Nächster Artikel

Mit Kurs aufs Weihnachtsgeschäft

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Die Rückkehr der Zinnfiguren

Digitales | Essay: Über den Reiz von ›World of Tanks‹ Rechnet man die Kampfpanzer im Dienst der Armeen weltweit zusammen, dann kommt man auf die Zahl von 110.250 aktiven Panzern. Geht man davon aus, dass ein solcher Panzer im Schnitt vier Mann Besatzung hat, dann gibt es derzeit ca. 441.000 Soldaten, die hauptberuflich Panzer fahren. Mit Ausbildern und Reservecrews kommt man dann vielleicht auf eine halbe Million Panzerfahrer. Das klingt viel, ist aber kein Vergleich zur Anzahl der virtuellen Panzerfahrer. Ein Essay von JULIAN KÖCK.

Why do all good things come to an end?

Digitales | Games: Gears of War 3 Nachdem sich die ersten beiden Teile nie so recht in Deutschland zu Hause fühlten, steht dieser Herbst ganz im Zeichen des plattformexklusiven Vorzeigeshooters ›Gears of War 3‹. Als langjähriger Freund der Reihe sieht sich RUDOLF INDERST das finale Kapitel der Trilogie an.

Ehrenrunde – Update: The Crew

Digital | Update: The Crew Es passiert oft, dass die Veröffentlichung eines Spieles um eine beliebige Zeit verschoben wird. So erscheint auch ›The Crew‹ erst am 2. Dezember, drei Wochen nach dem ursprünglich gesetzten Ziel. Der Grund ist eine weitere geschlossene Beta-Phase im November, um das Spiel final auf Herz und Nieren zu testen und weiteres Feedback vor dem Release zu erhalten. Von PHILIPP LINKE.

Der Beuteldachs ist zurück!

Digitales | Games: Crash Bandicoot N.Sane Trilogy ›Crash Bandicoot‹ erschien seinerzeit exklusiv für die erste PlayStation Generation und erfreute sich als 3D-Jump’n’Run großer Beliebtheit. Damals, entwickelt von Naughty Dog, sind die ersten drei Teile der Serie so populär geworden, dass man den Beuteldachs sofort als Maskottchen mit Sony in Verbindung brachte. Von LINH NGUYEN.

Brichst du auf gen Ithaka…

Digitales | Games: Assassin’s Creed: Odyssey … wünsch dir eine lange Fahrt. So beginnt ein bekanntes Gedicht Konstantinos Kavafis‘, das sich einiger Motive aus Homers Odyssee bedient und als Metapher für die Reise des Lebens interpretiert werden kann. Der neuste Ableger von Ubisofts ›Assassins’s Creed‹ Reihe hat mich immer wieder an dieses Gedicht erinnert. Begleiten Sie SEBASTIAN BLUME bei seiner Odyssee durch das antike Griechenland.