Diesseits des Rat Packs

Musik | Bobby Darin: This is Darin/That’s All

Der Film mit Kevin Spacey hat ihn in Erinnerung gerufen: Bobby Darin. Bei uns, in Europa, war er in den späten fünfziger Jahren, zur gleichen Zeit etwa wie Perry Como oder Dion and the Belmonts, vor allem als Popsänger bekannt, durch den Ohrwurm Dream Lover und durch seine Version von Mack the Knife, die mit Louis Armstrongs älterer Bearbeitung von Kurt Weills Komposition konkurrierte. Von THOMAS ROTHSCHILD

DarinAber Bobby Darin war ein charismatischer Jazzsänger, moderner und kraftvoller als die berühmten Crooners, als Frank Sinatra, Bing Crosby oder Dean Martin. Mit ihnen teilt er das Showtalent. Was seinen Gesang auszeichnet, ist die genaue Diktion, die den meist hervorragenden – jedenfalls den zeitgenössischen deutschen Schlagern weit überlegenen – Texten Gerechtigkeit widerfahren ließ, sie niemals vernuschelt hat, das präzise Timing, das den Swing durch minimale Verzögerungen vor Eintönigkeit bewahrt und spannend macht, war die Steigerung, die er einem Drei-Minuten-Song verlieh. Begleitet wird er jeweils von einem großen Orchester, dessen Arrangements seinen Vokalpart optimal unterstützt.

Die jetzt erschienene CD vereint die beiden LPs This is Darin von 1960 und That’s All von 1959 und fügt als Bonus Track – nun ja: Dream Lover hinzu. Da findet man neben Mack the Knife Darins swingende Version des Folksongs My Darling Clementine, mit dessen faderer Variante Generationen von Englischschülern gequält wurden; man findet seine Fassung von Charles Trenets Superhit La mer von 1946, der englisch Beyond the Sea heißt, und die Standards Caravan, I Can’t Give You Anything But Love, Some Of These Days oder I’ll Remember April, auch Gershwins It Ain’t Necessarily So, dessen Interpretation durch Sammy Davis junior freilich für alle Zeiten Maßstäbe gesetzt hat.

| THOMAS ROTHSCHILD

Titelangaben
Bobby Darin: This is Darin/That’s All – Harmonia

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Digitaler Rückblick: Juni 2012

Nächster Artikel

Furor der Sachlichkeit

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Songs for all and none

Musik | Interview | marc moraire: Songs for all and none

Pünktlich zum Herbstbeginn erschien am 22. September das neue Album des Musikers marc moraire. Erst 2020 erschien mit dem musikalischen Drama »The Story of Robert Volant« sein Debütalbum. Jetzt legt er mit ›songs for all and none‹ nach und überrascht direkt mit einer Besonderheitt: Während er sich in seinem ersten Album zwei Musiker:innen für den Gesang mit ins Boot genommen hatte, singt marc nun selbst. Spoiler: Das kann sich sehen bzw. hören lassen! Von den Texten, über die Instrumente und Aufnahmen, bis hin zu den Fotografien, die die herbstliche Stimmung des Albums unterstreichen, entstammt das Projekt damit komplett marc moraires Feder. SARAH SCHMITTINGER traf den Musiker auf einen Tee an einem seiner Lieblingsplätze, einer Parkbank, um über das Gewicht der Welt zu sprechen.

Dreiviertelblüter, Funketeers und andere Vögel

Musik | Toms Plattencheck Gerd Baumann und Sebastian Horn sind zusammen Dreiviertelblut. Der Name bezieht sich natürlich nicht auf ihre Begeisterung für Musik, denn sonst hätten wir hier ganze acht Viertel, soviel ist sicher. Er ist eher Verneigung vor dem hier überwiegenden Dreivierteltakt. Von TOM ASAM

Nine Reasons To Make You Fall In Love With House

Musik | Bittles‘ Magazine There is a strong electronic element to this month’s album review round-up. I make no apologies for this considering there are such fine releases as ›Reality Testing‹ by Lone, ›Vaudeville‹ by Inigo Kennedy and ›Code‹ by Answer Code Request in amongst an absolute bumper crop of fantastic groove-based releases. So without further ado, let’s begin. By JOHN BITTLES

Better Than Prince!

Bittles‘ Magazine | Record Review With Prince having released not one, but two new albums this week I had sort of earmarked this slot for a purple extravaganza. But after a cursory listen I decided that rather than reviewing something which, obviously wasn’t very good, I would review some great music instead. By JOHN BITTLES

Folkdays… Spirituelles Feeling und Blues-Roots

Musik | Valerie June: ›The Order Of Time‹ Wenn bei Valerie Junes Songwriter-Stil vom Vermischen oder Verwischen der Genres und Dekaden gesprochen wird, die im Folk, Blues, Country, Bluegrass, Rhythm ’n‘ Blues, Soul und Pop liegen, ist ihr Americana doch eigentlich so unpuristisch nicht und ziemlich Blues-lastig. Von TINA KAROLINA STAUNER