Kinderbuch | Janet Foxley: Munkel Trogg
Riesen sind – natürlich – riesengroß. Sind sie das nicht, haben sie ein Problem. Davon weiß Munkel Trogg, der kleinste Riese der Welt, ein Lied zu singen. Aber wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten. Von ANDREA WANNER
Nein, das Leben ist nicht leicht, wenn man mit zehn Jahren ein Miniriese ist und vom drei Jahre jüngeren Bruder nicht nur um einen halben oder auch ganzen Kopf übertroffen wird, sondern im Vergleich zu ihm ein Winzling ist, ein Zwerg, nicht größer als die Kleinlinge, die die Riesen so hassen. Kleinlinge – so nennen die Riesen die Menschen – waren ganz früher Mal Opfer der Riesen und wurden auch gern mal verspeist. Bis die Kleinlinge das Zaubern lernten und den Riesen nichts anderes übrig blieb, als sich vor ihnen in Sicherheit zu bringen – sprich zu verstecken.
Klein, kleiner …
So blieb den Riesen als Zufluchtsort nur ein hohler Berg, der gelegentlich unheimlich rumpelt, wo sie, regiert von einem König, ihr Dasein fristen. Gelegentliche Feste, bei denen sie spektakuläre Kunststücke zeigen, durchbrechen den Alltag. Man kann sich mit diesem Leben arrangieren – es sei denn, man ist so klein wie Munkel Trogg. Dem muss schon etwas ganz Besonderes einfallen, wenn er es zu etwas bringen möchte. Zunächst aber sieht es richtig düster und er ist der Willkür und Boshaftigkeit derer ausgesetzt, die wenig Toleranz für Riesen zeigen, die nicht der Norm entsprechen.
Janet Foxley inszeniert diesen Perspektivenwechsel, in dem das, was in unserer Welt als „normal“ gelten würde, das Verpönte, Verachtete und Ausgestoßene ist, mit viel Witz. Natürlich beginnt Munkel sich für das zu interessieren, dem er angeblich so ähnlich ist: den Menschen. Aber die Welt der Kleinlinge ist für den winzigen Riesen fremd und unverständlich. Wo ist sein Platz? Ihn zu finden ist eine schwere Aufgabe, die der Kleine mit seinem großen Herzen, einer riesigen Portion Mut und Fantasie meistert.
… ganz groß
Dass diese Geschichte den renommierten Kinderliteraturwettbewerb der „Times“ gewann, überrascht nicht. Neben dem originellen Text gibt es ein wahres Feuerwerk an Illustrationen, versehen mit kleinen Kommentaren und Beschriftungen, Cartoonähnlich, mit verblüffenden Collagen und Seite um Seite witzig von Steve Wells. Und wenn so eine Vorlage geliefert wird, ist der Weg nach Hollywood nicht weit: dort soll Munkel Trogg demnächst zum Filmstar werden.
Vorher allerdings gibt es ihn und seine Abenteuer mit Riesenfinderabdrücken in Originalgröße zwischen zwei Buchdeckeln, zusammen mit dem Versprechen wiederzukommen und erneut als kleinster Riese der Welt Großes zu vollbringen.
| ANDREA WANNER
Titelangaben
Janet Foxley: Munkel Trogg. Der kleinste Riese der Welt (Muncle Trogg, 2011).
Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Mit Bildern von Steve Wells.
Frankfurt: S. Fischer 2013
264 Seiten. 11,99 €
Ab 8 Jahren
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Leseprobe