/

Ohne Humor geht es nicht!

Comic | Internationaler Comic Salon Erlangen 2014: Auf der Suche nach dem deutschen Genrecomic, Teil 2

›Malcolm Max‹ sitzt im Tower und Charisma Myskina sitzt in der Falle. Kult-Autor Peter Mennigen und sein versierter Zeichner Ingo Römling lassen ihre Protagonisten erst mal nicht so schnell aus der Bredouille heraus, in die der Cliffhanger am Ende von Band 1 sie geführt hat. Während der übersinnliche Ermittler Malcolm auf seiner rasanten Flucht durch den Tower hitzige Debatten mit den neunmalklugen Mädchen Miranda und Emmeline führt, muss sich die Halbvampirin Charisma der Avancen des Roboterkonstrukteurs Artful Leech erwehren, der sie in seinem Labor gefangen hält, aber dabei viel über die Konstruktionsweise seiner Maschinenmenschen preisgibt. Die Figuren bei ›Malcolm Max‹ reden eben alle gern, und das gereicht ihnen in den seltensten Fällen zu ihrem eigenen Vorteil. Findet BORIS KUNZ

malcolm_max_600Mennigen und Römling bleiben ihrem Niveau treu und meistern dabei den Übergang von der langsamen Auflösung der Rätselspannung (die Zusammenhänge der mysteriösen Ereignisse aus Band 1 klären sich auf) zur Vorbereitung des Showdowns für den nächsten Band. Doch auch bis dahin geraten die Hauptfiguren noch in einige unerfreuliche Situationen, und des Lesers Auge hat viel zu tun auf diesen 48 Comicseiten: Viel zu lesen und viel zu schauen.

Dafür, dass das Schauen viel Freude macht, sorgt Ingo Römling mit seinen herausragenden Zeichnungen. Und darüber, dass auch ihm das viel Freude macht, hat BORIS KUNZ auf dem Comicsalon mit ihm gesprochen – zwischen den zahlreichen Signierterminen, bei denen Römling meistens hinter den Ständen von ›Splitter‹, ›Zwerchfell‹ und ›Panini‹, manchmal aber auch bei Signierterminen seiner Kollegen in einer der Schlangen zu  entdecken war…

Interview mit Ingo Römling
 
TITEL: Kannst Du kurz aus Deiner Perspektive erzählen, wie das Projekt ›Malcolm Max‹ zustande gekommen ist?
Ingo Römling: Wenn ich mich richtig erinnere, war das Ende 2011. Da hat Peter Mennigen mich direkt kontaktiert und mir eine relativ ausführliche Mail geschrieben, in der er sich vorgestellt hat. Es ist schon so, dass ich ab und zu Anfragen von Leuten kriege, die gerne einen Comic mit mir machen würden. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, zu fragen, ob es schon ein Skript gibt, um gleich herauszufiltern, ob die Leute es auch wirklich ernst meinen. Viele haben die Vorstellung: Wir setzen uns dann jeden Tag zusammen und spinnen rum, und dabei entsteht der Comic. Das ist aber nicht meine Art und Weise zu arbeiten. Also habe ich auch Peter nach einem Skript gefragt. Er hat mir dann ein Exposé geschickt, für zwei Skripte, und eines davon war ›Malcolm Max‹, und das war unglaublich beeindruckend: Er hat sehr genau recherchiert, mit einer Form der Recherche, die ich eigentlich auch mache: Er hat sich viel bei Filmen bedient, um ein Mood Board zusammenzustellen an Charakteren und Orten, um eine Stimmung einzufangen. Das mache ich eigentlich ganz ähnlich, wenn ich eine Geschichte aufbaue.
Da dachte ich also schon: Der Mann weiß, was er tut. Dann habe ich die Skripte quergelesen und bin bei ›Malcolm Max‹ hängen geblieben. Mir gefiel unglaublich gut, wie Peter erzählt, also haben wir telefoniert und schließlich habe ich gesagt: Verdammt, ich habe da Lust drauf, lass uns das machen. Dann habe ich ein paar Demoseiten gezeichnet, die ersten sechs Seiten, und ein Cover, und wir haben uns damit auf der Frankfurter Buchmesse bei Splitter vorgestellt, denn Peter sagte, dies wäre sein Traumverlag. Und die haben dann auch sehr schnell zugesagt. Da hat alles sehr gut ineinander gepasst, weil Splitter auch damals gerade damit anfing, verstärkt deutsche Künstler zu featuren und unter Vertrag zu nehmen. Es lief also wie auf Schienen.

Hat sich an dem Cover und den ersten Seiten dann bis zur Veröffentlichung noch etwas geändert?
Nein. Das Cover war als erstes fertig, und ich finde, man sieht auch noch, dass Malcolm darauf noch ein Bisschen anders aussieht. Das Cover war mein erstes, richtig fertiges Artwork für ›Malcolm Max‹. Meistens ist es für die Promotion auch ganz gut, wenn das Cover ein wenig früher fertig ist. Außerdem sind mir Cover sehr geläufig, weil ich ja häufig auch Cover für CDs illustriere.

Der Name Peter Mennigen war dir vorher also gar kein Begriff?
Überhaupt nicht. Er kannte mich aber auch nicht. Als ich ihn gefragt habe, wie er mich gefunden hat, meinte er, er hätte einfach gegoogelt. Er war immer auf der Suche nach deutschen Comiczeichnern und meinte, er war irgendwann schon recht verzweifelt, weil er niemanden mehr gefunden hat, und fing irgendwann an, wahllos Suchbegriffe einzugeben. Er weiß mittlerweile selbst nicht mehr welche, aber irgendwann ist er dabei auf meiner Webseite gelandet. Es war also eigentlich Zufall.

Damals gab es schon eine relativ populäre Comicarbeit von Dir: ›Die Toten‹
Die gab es schon, davon hatte Peter bis dahin aber nichts mitbekommen. Wir kannten uns beide nicht, hatten noch nie voneinander gehört.

Von Peter Mennigen weiß ich, dass er dir immer die Möglichkeit einräumt, an seinen fertigen Dialogskripte noch Dinge zu ändern oder zu kürzen, doch Du übernimmst meistens alles so, wie er es geschrieben hat.
Es stimmt, dass Peter mir sehr viel Freiheit lässt, und er betont, dass seine »Anweisungen« nur Vorschläge sind, doch ich übernehme das Meiste von ihm. Ich bin jemand, der ein Skript braucht. Ich arbeite sehr gerne nach den Vorgaben von Autoren und nach Skripten. Dass er mir Freiraum lässt, empfinde ich als sehr angenehm. Wenn ich beim Zeichnen eine Idee habe, die der Szene mehr Würze geben könnte, dann stelle ich ihm meine Idee vor, und meistens sagt er dazu ja.

Macht Peter auch Vorschläge, was die Panelaufteilung angeht?
Ich bekomme von ihm immer ein sehr langes Word-Dokument, und am Ende jeder Seite ist eine kleine Skizze, wie die Seitenaufteilung sein könnte. Im ersten Band habe ich davon noch sehr viel übernommen, beim zweiten Band bin ich dazu übergegangen, ein Bisschen freier zu werden in der Paneleinteilung. Ich finde Peters Vorschläge aber sehr hilfreich, weil ich mit einem Blick sehe, was auf mich zukommt, wie viel Bilder das werden könnten. Peter macht sich unglaublich viel Mühe im Vorfeld, lässt mir aber die Möglichkeit, die Seite frei zu gestalten.

Der Humor von ›Malcolm Max‹ lebt sehr stark davon, dass sämtliche Figuren in den unmöglichsten Situationen sehr viel und sehr gestelzt reden, selbst bei einer Flucht durch den Tower. Das heißt natürlich für dich, dass du sehr viel Text unterbringen musst. Ist das schwierig?
Manchmal schon – muss ich ganz ehrlich sagen. Ich habe auch hin und wieder ein bisschen gekürzt, wenn es gar nicht mehr ging. Ich mag es allerdings sehr gerne, wie Peter schreibt, das passt sehr gut in die Story: Wenn Malcolm volle Kanne am Rennen ist und trotzdem die ganze Zeit Vorträge hält. Das ist natürlich angelehnt an die aktuelle Sherlock Holmes Serie, wo man ja auch ständig innere Monologe zu hören bekommt. Aber wie gesagt: Es ist eine Herausforderung, und hin und wieder habe ich mal eine Sprechblase gekürzt, sonst hätte ich im Panel nur noch Platz für ein Gesicht und drei riesige Sprechblasen. Da muss man dann manchmal etwas umbauen.

Du hast ja auch ein paar beeindruckende Kreaturen geschaffen: Die Maschinenmenschen oder die Geister der ermordeten Frauen, die Malcolm nachts heimsuchen. Wünscht du dir manchmal mehr Platz, um diese Dinge großformatiger in Szene setzen zu können?
Das wird im dritten Band passieren, denn der wird sehr actionlastig. Da gibt es den großen Showdown. Ursprünglich wollten wir die erste Story ja im zweiten Band abschließen, der war dann mit 80 Seiten geplant. Dann hat aber der Verlag gesagt: Das wird zu dick und damit zu teuer, und müsste über 20 Euro kosten. Deswegen haben wir uns im Januar entschlossen, das zweizuteilen, und damit ist der große Showdown in den dritten Band verschoben, in dem es dann einige Actionsequenzen geben wird, auf die ich mich sehr freue.

Hast du schon mit den Zeichen-Arbeiten für Band 3 angefangen?
Bis jetzt gibt es nur ein paar Skizzen. Das Cover ist fertig, der steht ja schon als Aufsteller hier am Stand von Splitter.

Malcolm Max Aufsteller600

Wie lange arbeitest du etwa an einem Band?
Neun bis zehn Monate, wenn es gut vorangeht. Leider muss ich die Arbeit hin und wieder unterbrechen, da ich nebenbei Illustrationen mache, und mich um andere Jobs kümmern muss.
 
Das Problem mit den Banknoten
 
›Malcolm Max‹ ist ja weniger eine historische Geschichte und mehr eine Genre-Hommage. Bedienst du dich bei der Recherche mehr bei historischen Vorlagen oder suchst du dir eher Vorbilder in anderen Medien?
Peter ist derjenige, der im Vorfeld schon sehr viel recherchiert. Für ›Malcolm Max‹ hat er beispielsweise einen Stadtplan von London genommen und genau festgelegt: Wo wohnt Malcolm, wo finden die verschiedenen Morde statt, usw. Das ist alles sehr akkurat. Dann hat er mir unglaublich viele Bilder geschickt, hat historische Fotos von den entsprechenden Straßenzügen herausgekramt, eine unglaubliche Menge an Material und Vorarbeit. Ich recherchiere währen der Zeichenarbeit eher noch die Details. Beispielweise Kleidung, oder Kleinigkeiten wie Lampen oder Türen. Meistens stoße ich beim Zeichnen auf solche Dinge: In einer Szene wird zum Beispiel Geld übergeben. Aber ich weiß doch gar nicht, wie Geld damals aussah, also suche ich nach alten Banknoten.
Allein durch diese Art von Recherche habe ich über diese Epoche jetzt schon verdammt viel gelernt. Eine Szene spielt zum Beispiel in einer Zeitungsredaktion. Da habe ich dann tatsächlich festgestellt: Ja, es gab damals schon Schreibmaschinen. Zwar noch nicht lange, vielleicht 10 Jahre lang erst, die sahen damals auch noch anders aus, aber es gab sie. Es ist schon viel Recherche, aber die macht auch Spaß.

Du kolorierst deine Zeichnungen selbst – machst du das komplett digital?
›Malcolm Max‹ ist komplett digital entstanden, auch die Zeichnungen. Ich glaube, ich bin etwa 2005 auf ein Zeichentablett umgestiegen. Damals habe ich Jamiri kennengelernt, einen Comiczeichner, der viel in der Stundenzeitung ›Unicum‹ oder ›Spiegel Online‹ veröffentlicht. Der hat damals schon mit dem Wacom-Tablett gearbeitet und mir davon vorgeschwärmt. Ich habe dann eine Connection zu der Firma bekommen, die so freundlich war, mir das Tablett für zwei Wochen mit Rückgaberecht zur Probe zu geben. Ich wollte das dann aber gar nicht mehr zurückgeben.
Damit bin ich beim Digitalen geblieben, da habe ich es wesentlich einfacher, die Comicseite als Ganzes zu gestalten. Vorher habe ich immer Einzelpanels gezeichnet, weil diese großen Formate mir Angst eingejagt haben, diese 50 x 70 Kartons. Außerdem wollte ich mir diese ganze Scannerei sparen, die auch immer viel Zeit kostet. Mit dem Tablett habe ich die Möglichkeit, die ganze Seite zu gestalten, ohne auf Riesenformate zu gehen, ohne es Scannen oder Abradieren zu müssen. Und alles bleibt in einer Datei, auch die Skizze. Das spart sehr viel Zeit.

Dann ist es natürlich auch einfacher zu sagen, dass man die Kolorierung direkt noch selbst übernimmt?
Ich würde das schon auch abgeben, das habe ich auch einmal versucht. Doch die Zusammenarbeit mit einem Koloristen war für mich keine so gute Erfahrung. Denn der Kolorist hat seinen Job sehr ernst genommen und sehr viel hinzugemalt. Ich bin aber ein Fan von einer sehr reduzierten Kolorierung, wie etwa bei Mike Mignola: Sehr flächig, sehr sparsam und mit viel Schwarz, das bewundere ich absolut. Ich persönlich finde, man kann mit Farbe wieder sehr viel von dem schönen Schwarz-Weiß-Kontrast kaputtmachen. Für mich ist eine Seite fertig, wenn die Inks fertig sind, und Farbe ist für mich das kleine Extra. Deswegen habe ich meine eigene Art, sehr sparsam zu kolorieren. Wenn ich noch einmal mit einem externen Koloristen arbeite, werde ich vermutlich zu einem ziemlichen Diktator.

Die Soundwords im zweiten Band sind alle auf Englisch – ist das eine Stilsache oder hast du da auch die internationale Verwertbarkeit des Comics im Auge?
Das war eher der Hintergedanke. Außerdem setze ich Soundwords nur sehr selten ein, eigentlich nur dann, wenn es nicht anders geht. Ich finde, Soundwords funktionieren sehr gut, um eine gewisse Komik zu erzeugen. Im zweiten Band gibt es auf Seite 45 eine Szene, in der Malcolm und Charisma durch ein Dach und sämtliche Stockwerke des Gebäudes brechen. Man sieht das Gebäude von außen und »hört« dazu die Geräusche. Für solche Sequenzen sind Soundwords perfekt, aber sonst versuche ich eher, sie zu vermeiden. Die haben für mich immer was Komödiantisches, wie wenn in Superheldencomics die Fetzen fliegen.

Wobei ›Malcolm Max‹ ja auch sehr komödiantisch ist.
Das Humoristische steht auf jeden Fall im Vordergrund. Allerdings eine eher britische Art von Humor. Da hat Peter sich eben auch am modernen Sherlock Holmes orientiert, an der Fernsehserie und auch an den Filmen mit Robert Downey Jr.  Daher kommt dieses sehr hohe Tempo, und die Tatsache, dass ständig alles kommentiert wird. Und mit diesem Humor hat er bei mir offene Türen eingerannt. Ich sehe ›Malcolm Max‹ eher als humoristischen Comic mit Mystery- und Genreanteilen. Deswegen habe ich mich auch dafür entschieden. Gerade im Fantasy- und Science Fiktion Genre nehmen sich die Geschichten meistens so unglaublich ernst,  dabei würde eine Prise Humor und Selbstironie vielen Sachen eher gut tun.

Wärst du schon in der Lage, einzig und allein vom Comiczeichnen zu leben?
Nein, vom Comiczeichnen kann man einfach nicht leben. Das schaffen wir vielleicht irgendwann, wenn ›Malcolm Max‹ richtig durchstartet, und auch Merchandising entsteht. Wir denken schon darüber nach, wenn der dritte Band fertig ist und sich eine gewisse Fangemeinde etabliert hat, ob es dann Sinn macht ein paar nette kleine Giveaways zu machen. Ich habe jetzt beim Signieren auch einige Poster verkauft, das ist eher ein Experiment von mir, um zu gucken, wie das so ankommt. Zum Glück sind diese Poster relativ günstig herzustellen, das ist ein Testballon von mir. Es wäre schon mein Traum, vom Comiczeichnen zu leben, ich weiß aber nicht, ob sich das jemals realisieren lässt. Zumindest möchte ich verwirklichen, dass ich nur von der Zeichnerei und der Illustration leben kann.

Um ein kleines Kompliment mit einzuflechten: Mir ist ›Malcolm Max‹ aufgefallen als eine der wenigen deutschen Genreproduktionen, die es locker mit dem zeichnerischen Niveau des übrigen Splitter-Portfolios aufnehmen können. Liegt denn deine Zukunft als Zeichner vielleicht eher im Ausland?
Danke für das Kompliment. Das ist tatsächlich gerade Thema, weil der Splitter Verlag natürlich auch versucht, die Lizenz ins Ausland zu verkaufen. Und es gibt wohl auch schon reges Interesse, allerdings beobachten ausländische Lizenznehmer eine Weile lang, wie sich die Serie hier so entwickelt, und schlagen nicht gleich nach dem ersten Band schon zu. Allerdings gibt es jetzt Interesse aus Holland und aus Frankreich. Und natürlich könnte ich mir vorstellen, für einen französischen Verlag zu arbeiten. Allerdings weiß ich auch nicht, ob ich es zeitlich schaffen könnte, noch eine zweite Albenserie parallel zu zeichnen. Aber mal ein Cover oder ein kürzeres Projekt wäre schon klasse.
 
Bloß keine Pferde!
 
Wie soll es denn mit ›Malcolm Max‹ nach den ersten drei Bänden weitergehen?
Peter hat die nächste Story schon fertig. Der Mann ist ein fürchterliches Arbeitstier und ist glaube ich schon an der dritten Geschichte.

Gibt es andere Genres, in denen du dich gerne mal ausprobieren würdest?
Ich kann dir eher sagen, was ich nicht machen würde, diese Liste ist kürzer. Ich finde, es gibt im Moment sehr viel von diesen tolkienschen Fantasyuniversen: Zwerge, Orks, Elfen, das würde ich wahrscheinlich nicht machen. Da gibt es schon sehr viel – auch sehr viel Gutes – dieses Feld ist schon sehr stark beackert. Wenn jetzt jemand aber mit einer sehr witzigen Geschichte kommen würde, die sich nicht so ernst nimmt wie Fantasy das gerne tut… Etwas in der Art wie ›Die Braut des Prinzen‹ – das ist ja eine Komödie. Oder etwas in Richtung Terry Pratchett. Eigentlich bin ich genremäßig nicht wirklich festgelegt, nur wenn jetzt einer mit einem Western käme, dann müsste ich erst einmal Pferde üben …

Kannst du ein paar von deinen Vorbildern nennen oder gibt das eine ewig lange Liste?
Das gibt eine lange Liste, angefangen bei den ganzen ›MAD‹-Zeichnern. Als Teenager habe ich leidenschaftlich gerne ›MAD‹ gelesen, da fand ich Mort Drucker, Angelo Torrres und natürlich Jack Davis ganz toll. Später bin ich dann in Schwermetall auf Moebius gestoßen, der mich unglaublich geflasht hat. Das war ein großer Hammer für mich. Und es kommen immer wieder Leute dazu; Zuletzt hat mich zum Beispiel Uli Oesterle sehr beeindruckt, weil er einen sehr reduzierten Stil fährt, eine ganz andere Linie, die mich auch ein Bisschen gelehrt hat, wieder etwas zurückzutreten, sich nicht zu sehr im Artwork zu verlieren, sondern mehr aufs Gesamtbild zu achten.
Ich achte schon auch darauf, möglichst simpel zu arbeiten und möglichst direkt zur Darstellung zu kommen und nicht zu sehr in Details zu schwelgen. Auch Mike Mignola ist einer, der sehr genau auf den Punkt arbeitet, sehr sparsam und pointiert. In letzter Zeit komme ich dauernd auf tolle Zeichner – Sascha Wüstefeld zum Beispiel ist auch ein toller Zeichner oder andere die jetzt auch für ›Malcolm Max‹ Gastillustrationen gemacht haben: Felix Mertikat und Sarah Burrini. Ich fühle mich da unglaublich geehrt und finde bei jedem etwas, was ich mir am liebsten abschauen möchte.

Bist du auch ein sehr aktiver Comicleser?
Ich bin da schon sehr fixiert aufs Artwork. Ich kaufe mir gerne Sachen, die mich vom Artwork überzeugen, in denen ich Sachen sehe, mit denen ich mich auseinandersetzen möchte, um etwas davon zu lernen.

Wie ist denn dein Eindruck vom Festival in Erlangen?
Für mich ist es jetzt das dritte Erlangen. Großartig wie immer. Supernette Leute, total entspanntes Publikum, ich erlebe das immer sehr positiv. Ich bekomme auch durchweg positives Feedback auf ›Malcolm Max‹. Natürlich gibt es den Kritikpunkt, dass es sehr viel Text hat. Ich kann auch verstehen, dass das nicht jedermanns Sache ist, aber ich habe das Gefühl, die Leute haben sich daran gewöhnt und das jetzt auch so akzeptiert. Ich habe eigentlich nur Lob bekommen.

Vielen Dank für dieses Gespräch!

| BORIS KUNZ
 
Titelangaben
Peter Mennigen (Text), Ingo Römling (Zeichnungen): ›Malcolm Max‹ 2: Auferstehung
Bielefeld: Splitter Verlag 2014
64 Seiten, 14,80 Euro
 
Reinschauen
| Homepage von Ingo Römling
| Malcolm Max Band 1 – im TITEL kulturmagazin

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Ein alternatives Deutschland

Nächster Artikel

Irgendwo in Europa

Weitere Artikel der Kategorie »Comic«

Sehnsucht nach Kraut

Comic | Sohyun Jung: Vergiss nicht das Salz auszuwaschen Unabhängigkeit und Sehnsucht, saures Kraut und aromatische Heimat sind die Zutaten zu Sohyun Jungs preisgekrönter Graphic Novel. Die eindringliche, dichte Bildwelt des Bandes lädt zur Empathie ein und weckt Erinnerungen an die ganz persönliche kulinarische Sozialisation. SUSAN GAMPER erkennt: Nicht ohne mein Kimchi!

»Ikon hat es etwas Tragikomisches«

Comic | Interview mit Simon Schwartz Es kommt noch recht selten vor, dass ein Comic-Künstler von Mainstream-Medien gefeiert wird, doch Simon Schwartz hat das geschafft. Der 1982 in Erfurt geborene Künstler zeichnet diverse deutsche Medien erregt seit seinem Debüt ›Drüben‹ großes Aufsehen in der Comic-Szene. 2012 gewann er für seinen Comic ›Packeis‹ den Max-und-Moritz-Preis. Sein neuer Graphic Novel ›Ikon‹ beschäftigt sich mit dem obskuren Gleb Botkin, dem Sohn des letzten Leibarztes der Zarenfamilie, der nach der Russischen Revolution glaubt, die ermordete Zarentochter und Großfürstin Anastasia, Schwarm seiner Kindheit, wiedergefunden zu haben. Diese falsche Anastasia, die Ansprüche auf den russischen Thron

Stadt ohne Engel

Comic | Ellroy / Hyman / Matz / Fincher: Black Dahlia James Ellroys ›The Black Dahlia‹ beruht auf einer wahren Begebenheit. Das Buch ist ein Klassiker des Crime Noir. Verfilmt wurde es von Brian DePalma, an der Comic-Adaption war Star-Regisseur David Fincher beteiligt. Eine deutschsprachige Ausgabe kam letztes Jahr bei Schreiber & Leser heraus. Von CHRISTIAN NEUBERT

Sommerzählung mit unfreiwilligem Ende

Comic | Volker Reiche: Snirks Café Volker Reiche hat im Frühjahr und Sommer daran gearbeitet, sein Strizz-Universum in der ›FAZ‹ auszubauen. ›Snirks Café‹ hat sich aber nicht mehr so recht zur Endlos-Reihe entfalten können, denn die FAZ hat die Comicstrips aus ihrem Feuilleton gestrichen. ANDREAS ALT wirft einen Blick auf die 77-teilige Rumpfserie, die jetzt komplett bei Suhrkamp erschienen ist.

Dekonstruktion des Superhelden

Comic | Kevin Smith (Texte)/ Phil Hester (Zeichnungen): Green Arrow: Auferstehung Ein Superheld ist von den Toten auferstanden, und zwar in dualer Hinsicht: Green Arrow war zum einen lange Zeit ein Comic-Superheld, der in Relation zu anderen DC-Protagonisten tendenziell weniger präsent war im öffentlichen Bewusstsein. Spätestens seit der TV-Serie ›Arrow‹ hat sich dies geändert. Doch zum anderen erlebte er auch tatsächlich eine Auferstehung innerhalb des DC-Universums. Von PHILIP J. DINGELDEY.