Kinderbuch | Anne Vittur Kennedy: Der Bauer ist weg! Mäh! Muh! Quäck
… tanzen die Mäuse. Und wenn der Bauer aus dem Haus ist? ANDREA WANNER war neugierig.
Schon das Cover verrät es: Wenn der Bauer weg ist, steppt der Bär. Naja, kein Bär. Aber ein Pferd, eine Kuh, ein Hund, Katzen, Schafe, Hühner und ein paar andere Bauernhoftiere mehr. Der Bauer hat gerade dem Hof den Rücken zugekehrt und ist mit seinem Traktor unterwegs aufs Feld, da geht die Party schon los. Und sie wird im Laufe des Tages immer toller!
Eine doppelseitige Luft-»Aufnahme« des Geländes rund um den Bauernhof zeigt schon, was sich da an Unternehmungen anbietet: es gibt einen See mit einem Flüsschen, viele Wiesen, schützende Wäldchen, einen Zeppelinflughafen. Das Abenteuer kann beginnen. Und damit beginnt auch die eigentliche Besonderheit dieses vergnügten herumalbernden Bilderbuchs: Die Tiere erzählen selbst.
Oft dürfen sich Tiere in Bilderbüchern ja der menschlichen Sprache bedienen. Bei Anne Vittur Kennedy bleiben sie bei ihrer Muttersprache. Und die lernt ja bekanntlich auch jedes Kind. »Wie macht der Hund?« »wau« – »Und wie macht das Schaf?« »mäh« – »Und das Ferkel?« »oink«. Jetzt muss man die Fremdsprachenkenntnisse nur noch um die Biene (»bss«), den Fisch (»plitsch« oder »platsch« – je nach Größe) und die Schlange (»zss«) erweitern, denn »piep««, »quäck«, »kikeriki«, »fiep«, »tschiep«, »grunz«, »gack«, »miau«, »wuff«, »gock«, »quak« und »muh« versteht sowieso jeder. Ach ja: Das Pferd wiehert natürlich »hüii«. So können wir, gut hinter der Scheune mit den Tieren versteckt, den Bauern wegfahren sehen und schon mal Pläne schmieden:
»hüii hüii mäh mäh gack gack tschiep wuff grunz oinl oink gock gock piep«
Zugegeben, selbst für versierte Vorlesende ist das eine Herausforderung. Aber: Die Zwei- und Vierzeiler reimen sich und das macht die Sache leichter. Die Sprachen lernt man am besten gleich zu Beginn, wo alle Tiere vorgestellt werden (und wer mag, darf auch schon mal ganz hinten spicken. Da gibt es die Tiere und ihre Sprachen noch mal. Aber die Kuh trägt einen getupften Bikini, die Katze mampft eine Banane und das Fischchen fühlt sich im Saftglas wohl – Szenen, die es im Laufe der Geschichte zu entdecken gibt.) Und schließlich kann man sich beim Vorlesen auch helfen lassen, denn schon die jüngsten Tierfreunde beherrschen den Text schnell spielend, sind doch alle Akteure in der richtigen Reihenfolge aufgestellt. Auf dem Scheunendach hängen also zwei Pferde, zwei Schafe, zwei Gänse und ein kleiner Vogel. Und unten stehen bzw. kommen gerade herbeigeeilt der Hund, ein Schwein, zwei Ferkel, zwei Hühner und ein Küken. Jetzt ist die Unterhaltung doch wirklich kinderleicht: »hüii hüii mäh mäh gack gack tschiep wuff grunz oinl oink gock gock piep«
So geht’s weiter. Zum Bootfahren an den Fluss, zum Picknick auf die Wiese, zum Achterbahnfahren und Wasserskilaufen, zur Zeppelinfahrt durch die Lüfte und zur Ballnacht auf der Wiese mit Pianisten am Flügel (den Part übernimmt der Hund im Smoking). Witzige Bilder breiten sich auf den Doppelseiten aus: bunt, voller guter Laune und mit schrägen Details, die man erst beim zweiten Hinsehen entdeckt. Im Hintergrund ist immer der schwer arbeitende Bauer zu entdecken, der die Äcker pflügt und keine Ahnung hat, was zu Hause los ist.
Temporeich wirbeln die Tiere durch den Tag, voller Ideen und mit einem Aktionismus, der ansteckend wirkt. Langsam geht die Sonne unter, der Pianist wird zum Warner mit einer Seite voller gekläffter Wuffs: Der Bauer kehrt zurück. Und fast gelingt es, ihn von der Normalität seines Hofs zu überzeugen. Fast.
Ein wundervolles Quatschbilderbuch, mit dem man herrlich albern kann!
Titelangaben
Anne Vittur Kennedy: Der Bauer ist weg! Mäh! Muh! Quäck
(The Farmer’s Away! Baa! Neigh! 2014)
Bamberg: Magellan 2014
32 Seiten, 13,95 Euro
Bilderbuch ab 3 Jahren