Märchenküsse

Kinderbuch | Nastja Holtfreter: Sei kein Frosch und küss mich

So schnell kann’s gehen: Eine Hexe blöd angemacht und schwupp, schon hat sie den hübschen Prinzen ganz klassisch und in bester Tradition in einen Frosch verwandelt. Dass der das überhaupt nicht lustig findet, kann ANDREA WANNER verstehen.

Sei kein Frosch und küss mich! Nastja HoltfreterDas ist dann auch gleichzeitig die Stelle, an der alle kleinen, bilderbuchbetrachtenden Prinzessinnen (und gerne auch Prinzen) zum Zug kommen. Eine Lösung muss her und der gewesene Prinz weiß auch, wie das funktioniert, dass er seine ursprüngliche Gestalt zurückerhält.

Und weil sonst niemand da ist, wendet er sich vertrauensvoll an das »du«, das gerade das Pappbilderbuch in Hände hält. »Doch DU kannst mich retten«, bittet das verzweifelte Tier, »es gibt nur ein Muss.« Wir ahnen, was kommt. Und so spitzt der Quakfrosch mit seinem gedrungenen, grünen Körper sein breites Maul zu einem runden Mündchen, schließt die Augen und bittet sehr niedlich mit seinem Krönchen auf dem Kopf: »Ich brauch von dir einen Rückzauberkuss.«

Und jetzt? Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder, man lässt den Frosch Frosch sein und klappt das Buch zu. Oder man küsst ihn. Wer sich für Zweites entscheidet, darf gespannt umblättern. Während der Froschprinz noch wissen will, ob es geklappt hat, sehen wir die Antwort schon. Okay, der Frosch ist tatsächlich verschwunden. Stattdessen springt jetzt ein gestreifter Tiger, dem immerhin das Krönchen geblieben ist, über die Seite. Zweiter Versuch. Jetzt muss dem Raubtier ein Schmatzer auf den Mund gedrückt werden. Und dann? Geht das vergnügliche Spiel weiter.

Nastja Holtfreter hat sich witziges Bilderbuch ausgedacht und das bekannte Märchen vom Froschkönig originell variiert. Die niedlichen Tierfiguren, die einem Seite um Seite begegnen, sind zum Knuddeln – und Knutschen, falls man mag. Jede neue Seite wartet mit einem verblüffenden Gag auf und unvermutete Wendungen, fröhlich gereimt, machen Spaß beim Vorlesen, Zuhören und Überlegen, ob man dem Prinzen tatsächlich noch ein weiteres Mal helfen will.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Nastja Holtfreter: Sei kein Frosch und küss mich
Bamberg: Magellan 2016.
24 Seiten, 8,95 Euro
Bilderbuch ab 2 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

For Those Of You Who Have Never: New Album Reviews

Nächster Artikel

Er war einmal ein Asylsuchender in Deutschland: Literatur als Debattenbeitrag

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Wer passt zu mir?

Kinderbuch | Emilio Urberuaga: Ein kleine schwarze Dings Langeweile ist schrecklich. Aber es gibt ein Mittel dagegen, spielen. Allein macht das aber nicht immer Spaß. Also sucht man sich andere, mit denen man spielen kann. Das jedoch ist alles andere als einfach, schließlich muss man zusammenpassen. Die altvertraute Geschichte vom Töpfchen, das sein Deckelchen sucht und findet, hat Emilio Urberuaga in Ein kleines schwarzes Dings mit einfachsten Mitteln in herrlichsten Farben gesetzt und sogar eine neue kleine Variante dazu entwickelt. Von MAGALI HEISSLER

Da ist viel Wurm drin!

Kinderbuch | Noemi Vola: Über das unglückliche Leben der Regenwürmer

Bei einem großen Onlinehändler findet sich das Buch unter den Schlagworten »Zoologie« und »Umwelt und Ökologie« und viel falscher ließe sich das »relativ kurze naturkundliche Traktat« wohl kaum einsortieren. ANDREA WANNER lacht über das Missverständnis – und über das Buch.

Mit Wunderaugen unterwegs

Kinderbuch | Alexandra Prischedko: Was macht ihr denn da?

Ein kleines Mädchen erklärt: »Heute will ich in den Zoo gehen.« Wer ihr auf dem Weg durch die Stadt folgt, wird staunen, findet ANDREA WANNER

Zukunfts-Visionen

Kinderbuch | Ariane Pinel: Sommer auf der Fahrradinsel

Am 3. Juni ist Weltfahrradtag: der Traum von einem gesunden und umweltschonenden Transportmittel, zumindest im Nahbereich wird von immer mehr Menschen geteilt. Die kleine Zoé gehört auch dazu. Von ANDREA WANNER

Forever young

Kinderbuch | Catharina Valckx: Edith

Was würden wir unseren Kindern wünschen, wenn wir einen Wunsch frei hätten? Ein junges Elternpaar meint es besonders gut mit ihrer Neugeborenen. Sie suchen sich eine Fee, die ihrer Tochter etwas ganz Besonderes mit auf den Lebensweg gibt. Aber gut gemeint ist auch in diesem Fall das Gegenteil von gut, überlegt ANDREA WANNER.