Die Hand an der Wand / Fledermaus

Lyrik | Renate Ammon: Die Hand an der Wand / Fledermaus

Die Hand an der Wand
 
Die Hand an der Wand
weiß wie das Weiß
meiner Augen

blickt über die
wandernden eilenden
Tiere
die sie meißelt färbt
ritzt in den Stein
kopfunter kopfüber
die sie verwundet
mit dem Pfeil
Blut entspringt
dem Hinterleib
fliegt auf
in roten Fetzen
das Tier jagt weiter
sie schreibt ein
Wesenszeichen
füllt Linien und Leib
mit großen Punkten
kleinen Seelen
sie mischen sich und
wandeln sich
sie laufen übereinander
weg
ein Fisch schwimmt
über den Rücken des Pferdes
Mammut Antilope
Pferd und die Löwin
hineingeboren der Mensch
ein zerbrochener Jäger

der Mensch schaffe den Göttern gleich
und ist Geschöpf
richte zur rechten Hand
vernichtet

Fledermaus

Er verjagt und gebannt
bleibt ihr und flieht
verirrt und vogelscheu
in jede Nacht auf Streifzug
zu Gräbern und zu anderen Betten

sie die alle Gebärende
alles Verbrennende entsteigt
den weißen Tüchern
des Bettes
sie die Verlassene

eine Fledermaus heftet sich
meinem Brustfell an
ein Autist gab
dem Flügelschlag die Melodie
ich berge sie mit Glut

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Stage Dives And White Noise: An Interview With Cajsa Siik

Nächster Artikel

Die Riten der Erwachsenen

Weitere Artikel der Kategorie »Lyrik«

Wir träumten der Welt einen Hafen

Lyrik | Stefan Heuer: Herzstück Stefan Heuers Gedichtband herzstück geht den tieferen Bedeutungsschichten von Sprichwörtern, Sprüchen, den Versatzstücken der Sprache nach. Von HARTWIG MAURITZ

Das Schlimmste ist nicht die Einsamkeit

Lyrik | Aron-Thorben Zagray: Das Schlimmste ist nicht die Einsamkeit

Was ist eigentlich das Schlimmste? Darauf hat wohl jeder eine eigene Antwort – wenn sie auch nicht für die Ewigkeit bestimmt ist. MARC HOINKIS spricht mit Aron-Thorben Zagray über seinen neuen Gedichtband, der schwerer wiegt, als es das dünne Heftchen vermuten lässt.

Vierte Ausfahrt

TITEL Textfeld | Verena Stegemann: Vierte Ausfahrt Ich liebe dieses grüne Haus im Nachbarort. Wenn ich das passiere, wird langsam die Sitzheizung warm. Glücklich die, die nie flüchten mußten, vor sich selbst, ihrer Zerrissenheit, dem Mangel an einem sinnerfüllten, inneren Ort.

Völlig inkorrekter Wunsch

Lyrik | Peter Engel: Drei Gedichte

Völlig inkorrekter Wunsch

Mit einem Hauch deines Atems
und mit deiner warmen Hand,
mit der Ausstrahlung deiner Augen
und einem ganz tiefen Blick,
steck mich an mit dir.

Beschriftungen

Lyrik | Wolfgang Denkel: Beschriftungen

Ein Sturm beginnt so plötzlich, dass Vögel, die sich in der Luft befinden, hin und her getrieben werden wie welke Blätter.

Für den, der nichts ändern will, gibt es immer noch das Gewissen, als bequeme Lösung. Nicht nur das gute Gewissen ist ein Ruhekissen, sondern das Gewissen überhaupt. Es bietet die Möglichkeit, Notwendiges zu unterlassen, es nimmt gerne auf sich.