Free Jazz, Free Space & Impro: ›What If‹ von Hauschka

Musik | ›What If‹ von Hauschka

Der Komponist Volker Bertelmann ist auch der Musiker Hauschka. Und seine Alben gehören zum Avantgardistischen der aktuellen Düsseldorfer Musikszene. Hauschka spielt als Pianist und Instrumentalist einerseits mit altbekannten und andererseits mit neuen Ideen: Beats verschieben sich, Ebenen sind ineinander verschachtelt. Von TINA KAROLINA STAUNER

hauschka whatif Raum kann quasi vom Track abfallen, wird in einer Info ergänzend erklärt. Repetitive Elemente ziehen sich durch die Musikstücke. Dinge, die man aus Minimal Music und Krautrock kennt. Also aus klassischer Musik und Rockmusik. Aus dem Klanglabor Hauschkas kommen akustische und elektronische Experimente, wie man das seit Jahrzehnten von manch Düsseldorfer Sound-Magiern kennt.

Hauschkas derzeitige Klang-Collagen sind nicht so sehr fürs Chillen, sondern sind nervös-angespannte musikalische Experimente auf präpariertem Piano und mit einem Moog-Instrument. Seine in Musik umgesetzten »Raum- und Zeitgedanken« des derzeitigen Albums bekamen den Titel ›What If‹. Die neuen Stücke sind eine Abgrenzung zu Orchestersätzen und Neo-Klassik von einigen von Hauschkas bzw. Bertelmanns Kompositionen vorhergehender Jahre.

Obwohl seine akustischen und elektronischen Versuchsräume Bezug haben zu Vorläufern aus den 60er und 70er Jahren – Bands wie Can, Cluster usw. – ist ›What If‹ völlig im Hier und Jetzt. Und meint sogar in die Zukunft zu blicken mit komplexen Themen. Themen, die man dann aber wiederum bei genauerem Betrachten schon aus früheren Veröffentlichungen anderer kennt. Vielleicht deshalb heißt ein Track ›We Live A Thousand Years‹. Tradition, Wiederholung, Avantgarde, Neue Musik … ›I Need Exile‹ heißt ein weiteres Stück. Hauschka ist in der Clubszene und in Konzerthallen zu hören.

Von Volker Bertelmann gibt es Kompositionen für Tanz, Theater und Film und neuerdings die Zusammenarbeit mit dem Amerikaner Dustin O‘ Halloran. Von Hauschka kennen wir kontemplative Pianolinien genauso wie innovative Highspeed-Tracks. Hauschka erörtert utopische Ideen, geopolitische Fragen und ein breites Spektrum an Klangmöglichkeiten: Einfach klare Pianoläufe, schön schräge Tastenklänge und irritierend knisternd und unruhig raschelnd Perkussives eines präparierten Pianos. Korken, Bälle oder Teelichter, Filzkeile, Holzstäbe sorgen für seltsame Klänge. Das hat eigentlich John Cage erfunden, der Inspiration für den Soundbastler Hauschka ist: »… einsam nah und doch weit weg«. Er teilt theoretisieren mit: »Ich wollte gewisse Aggregatszustände zulassen, ohne sie in etwas anderes zu überführen, wenn sie mir klanglich sehr gut gefielen.« Musikalische Möglichkeitsräume von elektronischen Klangerzeugungsinstrumenten in Verbindung mit präpariertem Piano in Hauschkas Auslotung existieren schon seit einer Weile mit über 10 Soloalben und diversen Orchesteraufnahmen.

| TINA KAROLINA STAUNER

Titelangaben
Hauschka: ›What If‹
(City Slang)

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Pin-Up-Krimi

Nächster Artikel

Ein Kimono ist auch bloß ein Dirndl

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

What‘s That Sound?

Bittles‘ Magazine | Record Review When I tell you that there is lots of great music coming out this month I am not just saying this because I have been given lots of huge bribes. It is actually true! That is why, this month, the new album reviews will be spread out over two whole weeks instead of the usual one. By JOHN BITTLES

Weaving Genres, And Roughing Up Beats: New Album Review

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world Is it just me, or was Record Store Day 2017 a tiny bit crap? The last time I was surrounded by that amount of middle-aged, balding men, reeking of sweat, I had walked into a strip-club by mistake. So, rather than relive the horrors of that day, I will dispense with the waffle and dive straight into the reviews. By JOHN BITTLES

Jazz-Avantgarde wird alt und wirkt jung

Musik | Free Jazz, Free Space & Impro Die Jazz-Avantgarde wird alt und wirkt jung – Jazz-Freigeister: die Amerikaner Jack DeJohnette und Archie Shepp in Verbindung mit der deutschen Jazzszene. Von TINA KAROLINA STAUNER

The Natural History of Anthony Collins

Bittles’ Magazine | Interview Looking back it’s hard not to conclude that Anthony Collins has had a pretty damn successful career to date. Gaining his first DJ gig at the tender age of 18, moving to Paris, playing at the fabled Rex Club, releasing tunes on the likes of Get Physical, Poker Flat, and Mule, releasing his excellent debut album on Freak N’ Chic, and being responsible for some of the most spine-tingling house music to hit record shop shelves. An Interview by JOHN BITTLES.