Kinderbücher | M. Dubuc: Briefträger Maus macht Ferien / K. Kasparavičius: Die Reise ins Schlaraffenland
Endlich Ferien. Vielleicht noch nicht ganz, aber sicher bald. ANDREA WANNER hat sich von zwei Bilderbüchern für ihre Urlaubspläne inspirieren lassen.
Einmal um die ganze Welt
Alle machen Ferien. Urlaub ist die Zeit, in der auch der Diensteifrigste von der Arbeitspflicht zur Erbringung seiner Arbeitsleistungen befreit wird. Sogar Briefträger Maus. Also packt er seine Siebensachen in den Leiterwagen, Frau Maus und die drei Kinder Piet, Tommy und Lulu kommen auch mit. Los geht’s. Stopp. Ein paar Pakete zum unterwegs Ausliefern sind auch dabei. Und dann starten sie wirklich. Zunächst nicht weit, nur bis in den Wald, wo Tante Claudia wohnt. Geschlafen wird im Zelt. Danach geht es richtig los: im Schiff übers Meer, auf eine Vulkaninsel, in die Wüste, in den Urwald, in eine große Stadt, in die Berge, an den Nordpol und per Heißluftballon zurück nach Hause. Eine richtige Weltreise wird daraus, ganz unterschiedliche Verkehrsmittel werden benutzt und überall Päckchen abgeliefert.
Marianne Dubuc erzählt die Geschichte in einem knappen Text und hinreißenden, doppelseitigen Bildern, bei denen man sich an den Details nicht sattsehen kann. Besonders schön: Sie gewährt Einblicke in die Wohnungen der Tiere, die Familie Maus an den einzelnen Stationen trifft. Da sieht man einen Kaktus im Querschnitt, in dem eine Eidechse lebt, das gemütliche Baumhaus eines Faultiers oder eine Murmeltierhöhle. Alle sind freundlich, bieten Kekse oder heißen Tee an, und selbst der Drache, der im Vulkan lebt, ist sehr zuvorkommend.
Am Ende stapelt sich zu Hause, wie das nicht anders zu erwarten war, die Post vorm Postamt. Herr Maus kriegt das sicher schnell wieder in den Griff. Und welchen nachhaltigen Eindruck die Reise auf seine Kinder gemacht hat, entdeckt man leicht, wenn man sie beim Spielen im Garten beobachtet. Reisen bildet eben. So viel, wie die Mausens gesehen haben, ist schon toll.
Eine besondere Vergnügungsreise
Das zweite Ziel ist eines, das die Menschen schon seit Hunderten von Jahren ansteuern: das Schlaraffenland. Das Schwierigste ist vermutlich die Anreise. Man muss die Augen schließen und sich gleichzeitig in alle vier Himmelsrichtungen aufmachen. Das ist gar nicht so leicht. Und wenn man erst mal da ist, muss man sich durch die große Reispuddingmauer futtern. Wer keinen Pudding mag, hat schlechte Karten. Ist man jedoch hindurch gekommen, erwartet einen eine Welt des Überflusses, in der Milch und Honig fließen.
Kęstutis Kasparavičius hat drei Freunde, die faulen Faulpelze Freddie Vielfraß, Tomi Tigerfell und Samuel Samtpfote, auf die Reise geschickt. Im Schlaraffenland gibt es einen Orangensaftfluss, einen Eiswaffelbaum, Kuchen, Torten und Naschereien ohne Ende. Daneben aber auch einen Park der Kleider und einen Geldbaum – schlicht alles, was das Herz begehrt.
Statt eines niedlichen Kinderparadieses erinnern die bunten Szenen aber eher an Brueghels Gemälde von 1567, denn dass die Völlerei auch ihre Schattenseiten hat, liegt auf der Hand. Bauchschmerzen, Übelkeit, Ernüchterung. Kasparavičius deutet das an, indem im Laufe des Aufenthalts doch ein schales Gefühl entsteht. Tja, wie gut, dass sich am Ende alles als ganz anders herausstellt.
Bleibt nur noch, gute Reise zu wünschen. Und wer daheimbleibt: Kein Problem, mit Büchern lässt sich schließlich die ganze Welt ins Haus holen.
Titelangaben
Marianne Dubuc: Briefträger Maus macht Ferien
Aus dem Französischen von Julia Süßbrich
Weinheim: Beltz & Gelberg 2017
25 Seiten. 12,95 Euro
Bilderbuch ab 3 Jahren
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Kęstutis Kasparavičius: Die Reise ins Schlaraffenland
Deutsche Bearbeitung von Kęstutis Kasparavičius und Michael Stehle
Stuttgart: Urachhaus 2017
56 Seiten. 17,90 Euro
Bilderbuch ab 7 Jahren
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