Kung Fu und der innere Frieden

Film | Im Kino: The Lego®Ninjago®Movie™

Was haben wir denn hier? Kurz nach dem Lego®Batman®Movie™, der Anfang des Jahres erst in den Kinos kam, startet nun der Lego®Ninjago®Movie™ durch. Das selbst ernannte beste Spielzeug der Welt findet Geschmack an der Kinoleinwand! Könnte es sein, dass hinter dem Plastik-Spektakel trotz Grenze zur Albernheit mehr steckt, als man sieht? ANNA NOAH geht dem Lego®-Film-Phänomen auf den Grund.

Ninja-Go! Ninja-Go!

Wer sich nicht im Lego®-Universum auskennt, ist spätestens nach diesem Animationsfilm eines Besseren belehrt.
Die sechs jungen Ninjas Lloyd (Stimme im Original: Dave Franco), Kai (Michael Peña), Nya (Abbie Jacobson), Jay (Kumail Nanjiani), Zane (Zach Woods) und Cole (Fred Armisen) werden anfangs durch die berühmte schiefe Anordnung von Manga-Panels zusammen mit ihren Elementen vorgestellt. Sie beschützen ihre Heimatstadt Ninjago City vor Feinden und Monstern. Jeder von Ihnen besitzt eine besondere Fähigkeit und mindestens einen Mech, ein fliegendes, fahrendes oder tauchendes Fortbewegungsmittel.

Natürlich haben alle Mechs – wir haben es schließlich mit Spielzeugen zu tun! – eingebaute Schussgeräte, und nicht zu wenig davon. Trainiert werden sie von ihrem Lehrmeister Wu (Jackie Chan), Lloyds Onkel. Die Teenager gelten an der Highschool als Nerds und werden von den Mitschülern weitestgehend ignoriert. Ausgerechnet an Lloyds 16. Geburtstag taucht der böse Warlord Garmadon (Justin Theroux) auf. Er will Ninjago City erobern. Um ihm beizukommen, müssen die sechs Ninjas noch viel lernen. Dies wird erschwert durch die Tatsache, dass ihr alter Master Wu sich auf halbem Wege aus dem Staub macht. Er lässt seine Schüler mit seinen asiatischen Weisheiten quasi ratlos im Dschungel stehen. Was Wu damit bezweckt, wird erst nach und nach klar.

Alte Story, neu verpackt

Die Backgroundstory schildert ein klassisches Drama. Der augenscheinlich »merkwürdige« Teenager Lloyd wird in der Schule gemieden. Seine Mitmenschen spüren, dass an ihm etwas anders ist. Es ist dieses Mal nicht nur etwas Diffuses, nicht Greifbares an ihm, nein, der Film setzt noch einen drauf! Lloyd (und nicht etwa Luke, was sicher auch gepasst hätte) ist der Sohn des größten Bösewichts in ganz Legoland®: Garmadon. Dummerweise hat sich sein Vater sechzehn Jahre lang nicht einen Deut um Lloyd gekümmert. Auch an seinem Geburtstag ruft er nur »aus Versehen« an. Oder doch nicht?

Die Animationen sind detailliert und aufwendig. Es gibt, wie im allerersten Film The Lego®Movie™ jede Menge visuelle Raffinessen: Farben und Texturen ergeben optische Hochgenüsse, von denen andere Animationsfilme nur träumen können. Innerhalb der Filmzeit von 97 Minuten bleiben diese Spielereien auch im erträglichen Rahmen.
Nicht nur superschnelle Szenenfolgen, die für gezeichnete Animes typisch sind, geben dem Film seinen erwünschten asiatischen Touch, sondern auch Tränen oder Schweißperlen, die am Plastikgesicht herunterlaufen – ein typisches Anime-Stilelement.

Außerdem glänzt Ninjago® mit nerdigen Witzen und anderen originellen Seitenhieben auf die moderne Zeit, in die Master Wus Weisheit nicht so recht hineinpassen will. Action ja, Blut nein. Verliert ein Ninja eine Gliedmaße, wird sie einfach wieder angesteckt. Ziemlich abgedreht! Selbst der Soundtrack ist voller Jokes und animiert zum »Gutfinden«. Einige Gags und Verbindung zu anderen Universen, z.B. Marvel, erweitern die Lego®-Zielgruppe enorm.
Für die Kleinsten werden durch die Kopplung von Bausets und Film Geschichten erzeugt, die nachgespielt werden können. Natürlich nur, sofern die Eltern das Set kaufen. Eine ausgeklügelte Taktik!

»Ich wünschte, du wärst nicht mein Vater.«

Trotz aller denkbaren Verkaufsstrategien ist der Film sehenswert. Lego®Ninjago® muss sich animationstechnisch nicht hinter seinen zwei Vorgängern verstecken: knallbunte, kantige Umgebungen, coole Gadgets, Helden mit Schwächen, ein grooviger Soundtrack und viele freche Sprüche. Mit der Handlung selbst wurde punktgenau ins Schwarze getroffen, denn Lloyd und sein Vater Garmadon sind Helden, die aus dem Leben gegriffen scheinen. Auf der Ebene der Lego®-Figuren sind verschiedene Eigenarten der Menschen bis aufs i-Tüpfelchen herausgearbeitet. Sowohl Lloyd als auch seine Eltern lernen, über ihren Schatten zu springen.

Unglaublich viele Anspielungen auf die langjährige Geschichte der Ninjas sorgen für zusätzliche Lacher. Gefühlt im Zwanzig-Sekunden-Takt werden berühmte Aussagen, Songs oder ganze Internetseiten durch den Kakao gezogen. Seitenhiebe dieser Art machen den Film zu einem echten Vergnügen. Es werden dadurch aber auch viele Themen-Türen geöffnet, von denen nur wenige wieder geschlossen werden. Die folglich entstehenden Plotholes sind ein kleiner Wermutstropfen der ansonsten recht gelungenen Backgroundstory.

Die Dinge erscheinen in einem anderen Licht, wenn man den Blickwinkel ändert

Wie schon in den Vorgängerfilmen The Lego®Movie™ und The Lego®Batman®Movie™ gibt es auch in Ninjago® eine rein didaktische Lektion: Allein kann man nichts schaffen, man braucht Freunde. Und das nicht nur, um das Böse zu bekämpfen, sondern auch, um die eigene Mitte zu finden. Niemand ist von Natur aus ein Loser. Diese Botschaft wird dem Zielgruppenpublikum relativ plump um die Ohren gehauen. Und außerdem bleibt genau die Aussage für ein Trick-Abenteuer, welches eigentlich für Kinder gemacht ist allgemeingültig für jeden.

Sowohl dieser leider von Anfang an vorhersehbare Plot als auch die Tatsache, dass Lego® teilweise einfach nur sein Image durch Kollaborationen mit anderen marktführenden Franchises (StarWars) verbessert, ist im Rahmen aller positiven Aspekte innerhalb der Animation verzeihbar.

| ANNA NOAH

Titelangaben
The Lego®Ninjago®Movie™
Regie: Charlie Bean, Paul Fisher, Bob Logan
Drehbuch: Bob Logan, Paul Fisher, Tom Wheeler u.a.
Darsteller/Cast(Stimme):
Jackie Chan: Master Wu; Dave Franco: Lloyd
Justin Theroux: Garmadon; Zach Woods: Zane
Abbi Jacobson: Nya; Fred Armisen: Cole
Kumail Nanjiani: Jay; Michael Peña: Kai
u.v.a.
Kamera: Andrew Johnson
Musik: Mark Mothersbaugh

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