Jugendbuch | Annette Herzog: Herzsturm – Sturmherz
Mit der Liebe ist das so eine Sache. Es könnte alles ganz einfach sein. Ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil. Die Achterbahnfahrt der Gefühle, die bange Frage, ob die Liebe vielleicht auch erwidert wird… Ein Auf und Ab. Von ANDREA WANNER
Viola hat Tagebuch geschrieben. Die, die es gelesen haben, erinnern sich garantiert. »Pssst!« heißen ihre sehr persönlichen Aufzeichnungen im Comicstil, einer bunten Collage aus Fotos, Bildchen, Kritzeleien, Gedankenspielen, Erinnerungen, einem Schulaufsatz, vielen Fragen und Überlegungen zu Familie und Liebe, Jungs und Freundinnen, Aussehen, Zielen … 2016 erschienenen wurde ›Violas Tagebuch‹ 2017 für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis in der Sparte »Kinderbuch« nominiert.
Jetzt ist Viola ein bisschen älter und verliebt. In Storm, einen Jungen aus ihrer Klasse. Das Tolle. Storm ist auch in Viola verliebt. Aber: keiner weiß es von dem anderen. Stattdessen werden beide von Ängsten und Unsicherheiten geplagt. Was ist, wenn er in eine andere verliebt ist? Was ist, wenn sie ihn doof findet und ihn abblitzen lässt? Und so geht das, was wunderbar hätte klappen können, was die Herzen von beiden höher schlagen lässt, auch erst einmal gründlich schief.
Anette Herzog erzählt diese Liebegeschichte in einem Wendebuch sowohl aus der Sicht von Viola, die ihren »Herzsturm« in Worte zu fassen sucht, als auch aus der Sicht von Storm, der mit seinem »Sturmherz« auch nicht umzugehen weiß und seine wahren Gefühle für Viola in Songtexte für die Schülerband verwandelt. Und als ob das nicht alles schon schwierig genug wäre, kommen noch viele Ungewissheiten zum Thema Sexualität dazu.
All das wird bunt gemischt und auf überraschende Art präsentiert. Fakten, Statistiken, Zitate, historische Liebesgeschichten, Persönliches, Klischees und Geschlechterrollen … Ein Sammelsurium, in dem jede und jeder fündig wird. Besonders gelungen: Den „Mädchenteil“ hat erneut Katrine Clante illustriert und führt so quasi Violas Tagebuch fort, findet aber auch für die Begegnungen mit Storm, den Zoff mit Eltern und kleinem Bruder oder der den Austausch mit der besten Freundin treffende Comicsequenzen.
Den Strom-Teil der Graphic Novel hat Rasmus Bregnhøi, wie Clante ein dänischer Illustrator, übernommen. Die Unterschiede der beiden Teile sind subtil und lassen jenseits aller Stereotype viel Raum, über Jungs und Mädchen nachzudenken und schließen explizit auch andere Spielarten der Liebe wie Homosexualität nicht aus. Jede der beiden Geschichten entwickelt sich in ihrem eigenen Tempo, mit ihren eigenen Schwerpunkten und ist jeweils als eigenständige Geschichte und als die Ergänzung der jeweils anderen zu lesen. Und in der Mitte begegnen sich die beiden …
Herausgekommen ist ein erstaunliches Buch, das in keine Schublade passt. Es nimmt die Liebe und das Verliebtsein junger Menschen ernst, traut sich an Fragen über Sexualität, Normalität, Ängste und Banalitäten. In Dänemark wurde es im vergangenen Jahr bereits mit dem Skriverpris, dem Preis des dänischen Unterrichtsministeriums für ein lesefreundliches Buch, ausgezeichnet. Und am Ende bleibt, was Erich Fried (mit Zitat des Gedichts im Viola-Teil an deren Pinnwand) schon wusste: »Es ist, was es ist« …
Titelangaben
Annette Herzog: Herzsturm – Sturmherz
Mit Illustrationen von Katrine Clante und Rasmus Bregnhøi
(Hjertestorm – Stormhjerte, 2017)
Wuppertal: Peter Hammer Verlag 2018
Wendebuch mit 128 Seiten, 18 Euro
Jugendbuch ab 12 Jahren
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