Kinderbuch | Robert Scheffner: Cornell und der Toaster
Keiner ist gerne einsam. Auch Cornell nicht. Und weil er keinen zum reden hat, spricht er eben mit seinem Toaster. ANDREA WANNER war hingerissen.
Unterhaltungen mit Toastern sind einseitige Angelegenheiten, denn sie antworten nicht. Für Cornell reicht schon ein Gegenüber, bei dem er das Gefühl hat, dass es ihm zuhört. Und so bespricht er seine Pläne, keine großartigen Dinge, sondern eher die Banalitäten des Alltags, mit ihm. Dieses merkwürdige Idyll wird zunächst durch einen neuen Nachbarn gestört, den Cornell hämmern und werkeln hört. Und dann geschieht das Entsetzliche: Der Toaster brennt – und ist mausetot.
Das Einzige, was Cornell noch tun kann, ist ihn im Garten zu beerdigen. Ein Leben ohne Toastbrot-Duft und ohne seinen genügsamen, stets freundlichen Begleiter wird schrecklich. Aber dann findet er das Grab geplündert und, als er eine Spur verfolgt, seinen Verdacht bestätigt.
Das Bilderbuch überrascht durch eine schräge Geschichte, die auf ganz besondere Art präsentiert wird. ›Cornell und der Toaster‹ war zunächst ein Trickfilm und 2009 die Abschlussarbeit von Robert Scheffner an der Frankfurter Akademie für Kommunikation und Design. 2011 gewann er damit auf der Visionale in Frankfurt einen Preis, sehen kann man das Filmchen auf Vimeo.
Cornell und sein zwielichtiger Nachbar sind sorgfältig gestaltete Figuren, die in einer detailreich gebastelten und ausgestalten Miniaturwelt agieren. Das Bilderbuch unterscheidet sich dabei an manchen Stellen vom Film, wendet sich eindeutig an ein jüngeres Publikum und ersetzt die Dialoge durch einen gereimten Text.
Wie das alles gemacht wird, erzählt Scheffner auf seiner Webseite www.robertscheffner.de. Was aber auch die fotografierten Standbilder treffend transportieren, ist eine ganz besondere Atmosphäre. Distanz und Nähe, Misstrauen und Mut, Kleinkariertheit und Unternehmungsgeist bilden die Pole, zwischen denen die Gefühle wechseln. Lichtdurchflutete Bilder wechseln sich mit düsteren ab, Heiterkeit weicht leisem Grusel.
Am Ende wird klar: Wer nichts wagt, kann nicht gewinnen. Und Einsamkeit bekämpft auf Dauer nicht mit einem Toaster. Wobei der bis zum Ende eine ganz besondere Rolle spielen darf und freundlich grinsend die Story zusammenhält.
Titelangaben
Robert Scheffner: Cornell und der Toaster
Hamburg: Oetinger 2018
32 Seiten, 14 Euro
Bilderbuch ab 5 Jahren
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