/

Eva war zuerst da – wer denn sonst?

Bühne | Comedy: Cavewoman

Tom flieht aus der gemeinsamen Wohnung. Heike wartet den gesamten Abend auf ihn, würde es jedoch nie zugeben. Ob er zu seiner Liebsten zurückkommt? Amüsant und kein bisschen hektisch macht sie aus der Not eine Tugend und gibt den »zu früh eingetroffenen Hochzeitsgästen« (Zuschauern) praktische Tipps zur Haltung und Pflege eines Mannes! Lachen erwünscht.
ANNA NOAH wirft einen vergnüglichen Blick auf das Zusammenleben »moderner« Männer und Frauen.

»Hau ab!«

Show: CavewomanWas würde man als Frau sagen, wenn der Partner einen Abend vor der Hochzeit verschwindet, nur weil sie »Hau ab!« zu ihm gesagt hat?
Dieser Frage widmet sich an diesem amüsanten Abend die »Cavewoman« Ramona Krönke.
Und nicht nur das. Sie rechnet in dieser leicht skurrilen Solo-Comedy gnadenlos mit den selbsternannten »Herren der Schöpfung« ab. So nutzt Heike die letzten Stunden vor ihrer Trauung, um dem Publikum noch einen Schnellkurs in Sachen Beziehung zu geben.
Und das macht sie schon viele Jahre ziemlich erfolgreich. Mit mehr als 600.000 Zuschauern in weit über 2000 Shows und an etwa 50 verschiedenen Spielorten dürfte das Stück zu den erfolgreichsten Shows deutschlandweit gehören.
Und das trotz Pupsen und Schnarchen als neu definierte Liebesbeweise und der ewig währenden Frage: Muss der Mann »Ich liebe dich« sagen oder reicht es, dass er einfach da ist?

Ramona Krönke
Sie lebt in Berlin, ist Mitglied des renommierten Berliner Theaterensembles »Die Gorillas«, welches seit vielen Jahren sehr erfolgreich im Bereich der Improvisation agiert. Ramona Krönke spielte außerdem in Mark Brittons Komödie die Mutter, gehörte zur Impro-Gruppe des »Quatsch Comedy Club« sowie zum Cast der Hörspielsoap auf Deutschlandradio. Auf Radio Fritz gab sie acht Jahre lang die Detektivin im interaktiven Hörspiel »Der Ohrenzeuge«.
Und seit 2007 ist sie die »Höhlenfrau« in Deutschland.

»Männer sind göttliche Mängelexemplare«

Zwar sind die aufgeführten partnerschaftlichen Probleme nicht neu, jedoch auf schrille und witzige Art erklärt. Beispielsweise seien die oft kalten Hände und Füße bei Frauen darauf zurückzuführen, dass während der Evolution Blut aus Hand und Fuß entnommen werden musste, um den Kopf mit dem Unterkörper des Mannes zu verbinden. Wozu das? Nun, damit beide Hälften erstmals gleichzeitig funktionieren konnten. Und überhaupt sei Adam nicht der erste Mensch im Paradies gewesen und Gott war – natürlich – eine Frau. Die Damen hätten demnach die Aufgabe, die Männer als eine Art »Mängelexemplar« lebenslang zu reparieren.

Diese These bekam auch ein gewisser »Carsten« aus dem Publikum zu spüren. Er wurde vermutlich von seiner Frau in die Show überredet und durfte dann zum Dank auf Papier gemaltes Obst und Gemüse raten. Im Endergebnis war es immer falsch.

Auf diese Art lernt das Publikum diese Heike nach und nach kennen – einerseits als eine Frau die Schuhe, Kleider und Ordnung liebt. Andererseits aber auch als »Mensch«. Sie delegiert Telefonanrufe mit der Hochzeitstortenbäckerei an einen Zuschauer, flirtet mit Männern im Publikum und macht dem bereits verheirateten »Carsten« am Ende sogar einen Heiratsantrag.
Wenn notwendig, wirft sie sich auf den Boden oder lasziv-ungeschickt aufs Sofa.
Als echten Höhepunkt präsentiert sie nach der Pause ihr Hochzeitskleid, das natürlich viel zu klein ist – aber sie hat ja noch einen Tag, die überflüssigen Kilos loszuwerden.
So ganz nebenbei reagiert sie auf zu spät kommende oder den Raum verlassende Besucher.

Ein Wink mit der Steinzeit-Keule

Die »Höhlenfrau« macht sich gnadenlos über sämtliche Klischees lustig: Als Frau hat man demnach Unmengen an Schuhen und Handtaschen, man kann einen Schraubenschlüssel nicht von einem Bohrer unterscheiden, leidet unter Kontrollzwang.
Der Mann dagegen ist unfähig, selbständig einzukaufen. Deswegen hat sie liebevoll die an »Carsten« ausprobierte Lebenshilfe designt, damit später Tom von der komplizierten Einkaufsliste (Brot, Käse, Milch) nicht allzu überfordert ist.

Aber egal, ob sie die grobe Steinzeit-Keule auspackt oder mit einem mehr oder weniger hinreißenden Brautkleid von ihrer spitzen Zunge ablenkt – die Vergleiche sind durchaus amüsant!
Dieser Theaterabend bringt die Zuschauer zum Staunen und Lachen, denn nun wissen es alle: Wenn Männer wirklich so gute Liebhaber wären, wie sie sich das denken, hätten Frauen doch gar keine Zeit, sich die Haare zu machen!

Was zum Schluss als Essenz übrigbleibt, ist Heikes Menschlichkeit. Ob es da wohl Wiedererkennungswerte im Publikum gibt?

| ANNA NOAH

Showangaben
Cavewoman (Theater Mogul)
Darsteller:
Heike – Ramona Krönke
Originaltitel: »Defending The Cavewoman« von Emma Peirson

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Von der Moral und deren Akzeptanz durch die Masse

Nächster Artikel

Meister des psycholgischen Realismus

Weitere Artikel der Kategorie »Bühne«

Wenn einen die Moral am Genick packt

Bühne | Jugend ohne Gott

Schülerinnen und Schüler, deren Namen nur kurz mittels des ersten Anfangsbuchstabens genannt werden, treffen auf einen Lehrer, der zusammen mit ihnen das System hinterfragt. Welche Begriffe verwenden wir im Alltag: „Neger“ oder „Schwarzer“? Wann gehen Gefühle zu weit und wann werden Bewunderung oder gar Liebe zu Mordabsichten? Und kann das nicht in jeder Situation und Zeit passieren? Von JENNIFER WARZECHA

Der Tanz auf dem Vulkan

Bühne | ›Cabaret‹ im Staatstheater Darmstadt Es wirkt wie eine Warnung, wenn das Staatstheater Darmstadt in sorgenvollen Zeiten – in denen eine depolitisierende Unterhaltung und ein aufsteigender Rechtsextremismus vermeintlich besorgter Bürger sich abwechseln – das Musical ›Cabaret‹ auf die Bühne bringt: ein Stück, das am Ende der Weimarer Republik in Berlin spielt, ein Stück über Protagonisten, die in einem Kabarett ausgelassen feiern und sexuelle Ausschweifungen genießen, um die finanziellen und politischen Nöte zu vergessen, während draußen der Nationalsozialismus langsam die Kontrolle übernimmt. Die Regisseurin Nicole Claudia Weber, der musikalische Leiter Michael Nündel und der Choreograph Christopher Tölle haben das Musical

Ein schmaler Grat zwischen Fiktion und Wirklichkeit

Bühne | Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Deutsches SchauSpielHaus Hamburg Lieben sich Martha und George wirklich? Zwischen Fiktion und Wirklichkeit, Zuneigung und Hass, perfektem Spiel und schönem Schein, sind sich weder die Protagonisten noch die Besucher sicher, was wirklich auf der Bühne vor sich geht. Von MONA KAMPE

»Wir haben doch noch uns«

Bühne | Hans Fallada: Kleiner Mann – was nun Was gibt es Schöneres als ein junges Glück? In Zeiten der Not erwärmt es einem das Herz, doch das Geld darf nicht ausbleiben, denn sonst hat der Muckel nichts zu essen. Von MONA KAMPE

Zeitreise in die 70er

Musik: Coverband Lead Zeppelin in Würzburg Lead Zeppelin spielen nicht nur originalgetreu die Musik ihrer Lieblingsband nach – sie sehen auch noch ganz genauso aus. MARC HOINKIS sah sie am 01.02. in der Posthalle