Kinderbuch | Mareike Krügel: Zelten mit Meerschwein
Eigentlich stehen die Sommerferien unter keinem guten Stern: ganz kurzfristig muss Antons Papa, mit dem er eigentlich etwas unternehmen wollte, doch auf eine Dienstreise. Und Antons alleinerziehende Mutter hat eigentlich keine Zeit. Eigentlich… Von ANDREA WANNER
… denn plötzlich hat sie keine Arbeit mehr. Und damit Zeit, etwas mit ihrem Sohn zu unternehmen. Nur kosten sollte es am besten nichts. Der Campingplatz an einem Badesee, nur ein paar Kilometer entfernt, scheint das ideale Ziel. Aber der Platz ist bereits komplett belegt. Und jetzt beginnt das eigentliche Abenteuer.
Dazu braucht es eine Frau wie Antons Mutter. Eine, die den Kopf nicht hängenlässt, nur weil der Mann weg ist und jetzt auch noch der Job. Eine, die sich jede Menge Geschichten ausdenken kann, am liebsten solche, in denen Pünktchen, Ottos Meerschweinchen, die Hauptrolle spielt. Und eine, die auch nicht kehrtmacht, wenn der Campingplatz voll ist, sondern die mit Kind und Haustier ihr Zelt einfach mitten im Wald aufstellt. Stimmt, das ist nicht erlaubt. Sie tut es trotzdem, anarchisch, ein bisschen trotzig und voller guter Laune. »Weißt du, Antonchen«, erklärt sie ihrem Sohn, »es ist verboten, im Wald zu zelten. Es macht Spaß, besonders beim Frühstück, wenn die Vögel wie die Irren zwitschern, so wie jetzt, und schon deshalb allein ist es verboten. Denn sonst wäre der Wald voller Zelte und voller Leute, die an Baumstumpftischen sitzen und sich Äpfel teilen.« Die drei, Mama, Anton und Pünktchen, bleiben trotz des Verbots, versuchen, keinen Müll zu hinterlassen und nichts zu beschädigen. Und genießen – fast – jeden Moment des ganz besonderen Urlaubs.
Denn es gibt noch ein anderes Problem: Anton geht die Leichtigkeit, mit der seine Mutter durchs Leben läuft, total ab. Der Achtjährige macht sich jede Menge Sorgen. Vor allem darüber, wie es in der Schule weitergehen soll, wenn nach den Sommerferien sein drittes Schuljahr beginnt und der »Welpenschutz« vorbei ist. Anton weiß, was das bedeutet. Die schönen Schultage bei der netten Klassenlehrerin sind dann vorbei und der Ernst des Lebens beginnt endgültig. Schrecklich. So schrecklich, dass es Anton fast die Freude an allem Schönen nimmt.
Aber dann sind es plötzlich ganz andere Probleme, mit denen er fertig werden muss: ein großes, gefährliches Mädchen, das Verschwinden von Pünktchen und dann – noch schlimmer – das Verschwinden seiner Mutter.
Mareike Krügel erzählt ein wunderbares Sommerabenteuer. Sie lässt den Aktionsradius ihres kleinen Helden allmählich größer werden und mit jedem Meter, den er sich vom Zelt weg in den Wald wagt, wächst Antons Mut. Probleme sind dazu da, das sie gelöst werden. Nicht alle auf einmal, aber eines nach dem anderen. Und wenn man dazu auch noch Freunde findet, die einem helfen, sieht die Zukunft plötzlich gar nicht mehr so düster aus.
Kleine Zeichnungen, die neben Szenen aus dem Campingalltag oft nur Dinge wie ein Nutellaglas, einen Zweig mit einem Vogel drauf oder einen selbst geschnitzten Speer zeigen von Nele Palmtag runden den Kinderroman passend ab.
Am Ende darf, politisch korrekt, der Förster noch einen freundlichen Hinweis hinterlassen, dass das Zelten im Wald – »leider« – verboten ist. Leider. Denn sonst könnte die Geschichte jede Menge Nachahmer finden …
Titelangaben
Mareike Krügel: Zelten mit Meerschwein
Mit Illustrationen von Nele Palmtag
Weinheim: Beltz & Gelberg 2018
158 Seiten, 12,95 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren
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