Flugzeuge in der Scheune

Musik | Khruangbin

Khruangbin sind eine psychedelische Funk-Band, auf deren Flügeln man auch ganz ohne Hilfe abheben kann. MARC HOINKIS hat sie sich angehört

Einflüsse aus aller Welt

KhruangbinKhruangbin ist ein Trio aus Houston in Texas, mit Mark Speer an der Gitarre, Laura Lee am Bass und Donald »DJ« Johnson an den Drums. Die Band bedient sich an vielen Einflüssen aus aller Welt, zu Beginn vor allem an thailändischem Funk der 60er und 70er Jahre. So wählten sie auch ihren Namen: Khruangbin ist das thailändische Wort für Flugzeug.

Nach ihrem ersten Album, ›The Universe Smiles Upon You‹, interessierten sie sich auch für Funk, Soul und Pop aus Spanien und dem Mittleren Osten. Sie hörten Musik aus der Türkei, Israel, Ägypten und dem Nordwesten Afrikas. Besonders aber persische Musik, vor allem die Sängerin Googoosh, geben sie als große Inspiration an.

Basteln

Khruangbin haben eine interessante Art, ihre Songs zu konstruieren: Mark Speer schickt Laura Lee ein paar Hip-Hop Beats. Sie wählt sich einige aus und spielt ihre gechillten Basslines darüber. Dann schickt sie es dem Gitarristen zurück und er zaubert seine psychedelischen Riffs dazu. Diese drei Spuren schickt er dann DJ und er rundet alles mit seinen minimalistischen Hip Hop Beats ab.

Wenn die Band bei einem Song das Gefühl hat, es fehle etwas, werden noch Background Spuren hinzugefügt. Diese bestehen in der Regel aus »Uuuuhs« und »Aaaahs«, manchmal aber auch aus Wörtern oder kurzen Sätzen. Generell sind die Songs aber eher instrumental und sehr sparsam gestaltet. Wenn alle damit zufrieden sind, treffen sich die Drei in einer alten Scheune und nehmen dort ein Album auf. Die Band steht in engem Kontakt mit ihren Fans und bekommt so die Vielfalt der Lebenssituationen mit, in denen ihre Musik gehört wird.

Laura Lee äußert sich dazu: »So I hope that it happens in a variety of ways, I think that’s the nature of instrumental music. It becomes a palette for whatever your mind wants it to be.«

Ein breites Spektrum mit einem gemeinsamen Nenner

Während Songs wie ›White Gloves‹, ›Two Fish and an Elephant‹, oder ›Friday Morning‹ eher ruhig, träumerisch und beinahe etwas melancholisch wirken, drehen andere Stücke wie ›People Everywhere‹, ›Dern Kala‹, ›Maria También‹, oder ›Evan Finds the Third Room‹ voll auf und sprudeln vor tanzbarer, psychedelischer Energie. Jedoch haben alle Stücke eins gemeinsam: den durchdringenden Funk in jedem Takt.

| MARC HOINKIS

Titelangaben
Khruangbin: ›The Universe smiles upon you‹ / ›Con Todo El Mundo‹
Label: Dead Oceans / Night Time Stories

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

»Badaboom!«

Nächster Artikel

Arbeiten? Nicht arbeiten?

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Apokalypse surreal

Musik | Auf DVD: Ligeti: Le Grand Macabre

Wir werden uns an der Diskussion nicht beteiligen, ob György Ligeti der bedeutendste Komponist nach 1945 ist oder nur der zweit- oder vielleicht gar nur der drittbedeutendste. Soviel aber kann man mit Gewissheit behaupten: Seine Oper Le Grand Macabre, die 1978 uraufgeführt und 1996 umgearbeitet wurde, steht wie ein Monolith in der Geschichte des neueren Musiktheaters. Von THOMAS ROTHSCHILD

10 Reasons To Get Out Of Bed In The Morning

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world As we’ve started our journey into 2018 it seems only fitting to look back and pay tribute to the great music which excited our ears over the past year. While it seemed as if most of the world went mad in 2017, there was at least a constant supply of great new music which made getting out of bed and engaging with humanity seem worthwhile. By JOHN BITTLES

Einfach weniger als mehr

Musik | Bill Frisell und Thomas Morgan: Small Town Am Jahresende mal jedem Stress und jeder Hektik entfliehen: Vielleicht in Kleinstädtisches und aufs Land mit Bill Frisell und Thomas Morgan. Jazziges und Country-Bluesiges in Sounds aus kontemplativen Gitarrenlinien und Gitarrenflächen in atmosphärischen Soundlandschaften. Von TINA KAROLINA STAUNER

Tin Man Techno Tracks

Music | Tin Man: ›Ode‹ Statt mal wieder im ›Tractatus‹ von Ludwig Wittgenstein zu lesen, ist TINA KAROLINA STAUNER wie gelegentlich auf Forschung nach Neuem in der Technolandschaft. Auf der Suche nach wahrnehmbaren Veränderungen im Sounddesign von Detroit-Techno und artverwandten Genres und auffälligen Themen und Melodien im technoiden und hypnoiden Elektroniksound, der auch außerhalb der Club-Szene rezipiert und reflektiert werden kann.

Raus aus dem Club

Musik | Toms Plattencheck Pupkulies & Rebecca sind kein Duo, sondern ein aus Janosch und Rebecca Blaul sowie Sepp Singwald bestehendes Trio, das sich bereits auf vier Alben zwischen Clubmusik auf der einen und Folk oder auch Chanson auf der anderen Seite austobte.