Film | Im Kino: Intrigo – Tod eines Autors
»Wenn ich dich nicht besitzen darf, bekommt dich keiner.« Frei nach diesem Motto scheinen die Beteiligten in ›Intrigo: Tod eines Autors‹ zu agieren. Manche direkt, andere auf indirektem Wege. Die Frage aller Fragen lautet: »Wer wird am Ende gewinnen?« Inwieweit die Moral noch zu Wort kommt oder ob da noch etwas ganz anderes dahinter steckt, findet ANNA NOAH heraus.
Wirklichkeit versus Fiktion
David Moerk (Benno Fürmann) beschließt, sich bei seinem Autoren-Kollegen Henderson (Sir Ben Kingsley) Rat für die Arbeit an seinem Roman helfen zu lassen und sucht ihn auf seiner Insel auf.
Dort liest David ihm Bruchteile aus dem Buch vor, die als Einblendungen gezeigt werden. Schnell erfährt man, dass diese eigentlich Rückblenden sind.
Denn vorher erhielt David von seiner Verlegerin den Auftrag, ein Manuskript des Schriftstellers Germund Rein zu übersetzen. Während seiner Arbeit an Reins Roman stellte er fest, dass irgendetwas mit dem Manuskript nicht stimmen konnte. Darüber hinaus entdeckt David offene Parallelen zu seinem eigenen Leben, besonders eine zu seiner vor Jahren in den Bergen verschwundenen Frau Eva (Tuva Novotny).
Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen auf Hendersons Terrasse, bis David schließlich von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt wird.
Lügen und die menschliche Natur
In der fiktiven Stadt Maardam kommen pikante Themen ans Licht: Lügen werden sichtbar und die unterdrückte Vergangenheit der Protagonisten kehrt mit Wucht zurück. David wird Dingen verfolgt, die er glaubte, bekämpft zu haben. Diese Hauptfigur sucht sich nicht selbst, sie läuft vor sich davon. Davids Handlungen sind sprunghaft, impulsiv – manchmal auch überzogen.
Fast dokumentarisch und äußerst detailliert hat er seine Erlebnisse, die mit dem Verschwinden seiner Frau ihren Anfang nehmen, in seinen Roman geschrieben – aber nicht verarbeitet.
Es gibt eine Menge Andeutungen, die der Zuschauer selber einordnen muss.
David kann damit als ein Beispiel für das wahre Verständnis der menschlichen Natur gesehen werden, was das Markenzeichen des Schriftstellers Håkan Nesser ist, der die Vorlage für ›Intrigo: Tod eines Autors‹ geschrieben hat.
Nur über seinen Roman kann David offen von seinem Schmerz und der Verzweiflung sprechen, die ihn fortwährend begleiten, seit er Witwer ist. Natürlich geht er dabei viel zu weit. Sein Vorlesen ist pure Selbstinszenierung und dient noch einem anderen Zweck.
In der letzten Szene wird sich Davids wahres Ziel erfüllen, doch ob es ihm die gewünschte Erleichterung bringt, bleibt unbeantwortet – wie so vieles in diesem Film.
Wer hat mehr zu verbergen?
David macht keine Metamorphose durch, wie man erwarten könnte. Der anfänglich bedrohliche Unterton bleibt im Hintergrund bestehen, genauso wie das Unbehagen im Magen des Zuschauers. Die Einblicke, also Rückblenden, in Davids Leben werden immer absurder; das Autoren-Duo erlebt eine exzentrische Zeit mit vielen Fragen, aber wenig Antworten.
Alles steuert auf das unausweichliche Ziel zu, denn auch Henderson hat etwas zu verbergen.
Nachdem das klar wird, plätschert der Rest des Films ziemlich dahin. Es ist ein glatter Weg zur schmerzlichen Wahrheit: Wer wird überleben? Ja, David ist verletzt, Henderson ist es auch in gewisser Weise – und doch scheitern beide an ihren Racheplänen.
Nichts kommt so, wie sie es sich erhoffen.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es kein Happy-End gibt, sondern ein Filmende, an dem der Zuschauer moralisch noch länger zu knabbern hat.
Titelangaben
Intrigo: Tod eines Autors
Regie u. Dehbuch: Daniel Alfredson
Darsteller/Cast:
Sir Ben Kingsley: Henderson; Benno Fürmann: David Moerk
Tuva Novotny: Eva
u.v.a.
Kamera: Pawel Edelman; Musik: Anders Niska & Klas Wahl
Nach einer Kurzgeschichte von: Håkan Nesser