Film | Im Kino (ab 31.10.): Bohemian Rhapsody
Was für ein Fest! Queen – ihre Musik sowie ihr außergewöhnlicher Leadsänger Freddie Mercury bekommen mit diesem Film ein Denkmal gesetzt. Mercury widersetzte sich allen Stereotypen und zerstörte bestehende Konventionen. Damit wurde damit einer der beliebtesten Entertainer auf dem Planeten. ANNA NOAH ist gespannt, wie alles begann.
Wie man eine Legende wird
›Bohemian Rhapsody‹ zeichnet den Aufstieg einer unbekannten Band durch innovative, vorher nie da gewesene Songtexte plus revolutionären Sound. Der Film geht auf den Zusammenbruch der Band ein, als Freddie Mercurys (Rami Malek) Lebensstil außer Kontrolle gerät, und er verdeutlicht die Wichtigkeit ihrer Wiedervereinigung am Vorabend des ›Live Aid‹-Konzerts.
An diesem Abend offenbart Mercury den anderen Bandmitgliedern (Joseph Mazello, Ben Hardy und Gwilym Lee) seine lebensbedrohliche Krankheit. Doch, was keiner ahnte: Mit dem Auftritt bei ›Live Aid‹ erleben Mercury und die Band eine der größten Aufführungen in der Geschichte der Rockmusik. Dabei meißelt er seine Botschaft bis zum heutigen Tage in Stein: »Queen« steht für alle Außenseiter, Träumer und Musikliebhaber dieser Welt auf der Bühne. Band wie Fans sind eine große Familie und jeder soll sich zugehörig fühlen. Das war von Anfang an einer der ganz großen Träume von Mercury. Er wurde auf diesem Konzert wahr und ist sowohl als Meilenstein in seiner Karriere zu betrachten als auch der Höhepunkt des Filmes.
»Du musst mir etwas versprechen.«
Rami Malek ist ein relativ unbekannter Schauspieler. Einzig seine Emmy-prämierte Rolle im Fernsehen für ›Mr. Robot‹ und sein Auftritt als Pharao Ahkmenrah in der ›Night at the Museum‹-Reihe könnten manche in Erinnerung haben.
Das wird sich nach ›Bohemian Rhapsody‹ ändern. Denn Malek spielt den Queen-Frontmann in einer außergewöhnlichen Akkuratesse. Ihm gelingt es, Mercurys Genie, seine Eskapaden und später die verzehrende Krankheit Aids mehr als deutlich zu inszenieren und schafft damit eine emotionale Ebene, die dem Zuschauer nahegeht.
Das Publikum sieht eine einfühlsame Performance von Freddies Charakter, der mit sich selbst immer wieder in Konflikt gerät. Kraftvolle Bilder inszenieren seine innere Zerrissenheit sowie Einsamkeit, die sich durch sein gesamtes Leben ziehen.
Vor allem die Freundschaft zu Mary Austin (Lucy Boynton) zeigt diesen konfliktreichen Charakter. Er ist 24, sie 19, als beide sich kennenlernten. Sie wohnen eine Weile zusammen. Obwohl es sehr offensichtlich ist, dass er homosexuell ist, nimmt er trotzdem seiner Verlobten das Versprechen ab, seinen Ring nicht wieder abzulegen, »egal was passiert«.
Mary stößt mit ihrem Helfer-Syndrom immer wieder an eigene Grenzen, setzt aber auch nach der Trennung alles daran, Freddie die Augen zu öffnen.
Ihre Zuneigung konkurriert über die Jahre nicht nur mit Mercurys Entschlossenheit, Rocksänger zu werden, sondern auch mit anderen Männern.
Und doch ist da etwas zwischen den beiden, erkennbar an den leisen Tönen zwischen den lauten Band-Auftritten.
Freddies Persönlichkeit
Malek sagte in einem Interview bei ›www.abc.net.au‹, dass die schwierigste Aufgabe für ihn als Schauspieler gewesen sei, Mercurys Bewegungen samt Blick ins Publikum zu kopieren. Letztendlich habe er aber herausgefunden, wo Freddies Performance herkam. Er war ein konfliktbeladener junger Mann mit einer kühnen Aura, die er seelenruhig auf die Bühne trägt – dort jedoch geradezu explodiert. Dies sei auf seine indische Parsi-Identität und Erziehung zurückzuführen.
Trotzdem ist der Film keine reine Biographie. Der Aufstieg einer namenlosen Band und ihrer Musik steht ebenfalls im Vordergrund. ›Bohemian Rhapsody‹ lohnt sich für die Zuschauer aber nicht nur wegen der Musik. Allein die Nachstellung des gigantischen »Life Aid« – Konzertes ist äußerst sehenswert.
Freddies Vermächtnis wird nicht nur geehrt, sondern in diesem Film praktisch nonstop gefeiert. Insofern hält der Inhalt, was der Trailer verspricht.
Bleibt nur noch eine Frage offen: »Wieso musste die Welt so lange auf diesen Film warten?«
Titelangaben
Bohemian Rhapsody
Regie: Bryan Singer; Drehbuch: Anthony McCarten
Darsteller/Cast:
Rami Malek – Freddie Mercury; Lucy Boynton – Mary Austin
Joseph Mazello – John Deacon; Ben Hardy – Roger Taylor
Gwilym Lee – Brian May; Mike Myers – Ray Foster
u.v.a.
Kamera: Newton Thomas Sigel; Musik: John Ottman
Kinostart: 31.10.2018