Im vergangenen Jahr erschien bereits der erste Band der kleinen Reihe ›Das kleine Buch vom Meer‹, es hieß ›Inseln‹ und berichtet von »Schmugglern, Piraten und anderen Touristen«. Nun der zweite Band, der sich jenen »Sehnsuchtsorten« widmet, die an der See nicht wegzudenken sind: Fotomotive sind sie, Orte, die das Fernweh geradezu gepachtet haben, Leuchtfeuer, die Schiffe auf hoher See sicher in ihre Häfen bringen. Leuchttürme. Aber dies ist kein Bildband unter all den vielen zum Thema, es ist ein wunderbares und aufregendes Geschichtenbuch, meint BARBARA WEGMANN
Und nicht nur das: Es ist eine Stoffsammlung, Gereimtes und Gezeichnetes, Erlebtes und Fotografiertes, Erzähltes und Erinnertes. Dazu alles rundherum, was man über Leuchttürme von »A bis Z« wissen muss. Fangen wir bei »A« an: Der Genfer Physiker Argand war es 1784, der das Patent für seine neue Öllampe anmeldete. Seine Lampe, die mit einem Drehmechanismus funktionierte, wurde »zum Standard auf allen Leuchttürmen.« Und wer »A« sagt, muss auch »Z« sagen: Das Zuggewicht war es, das den Antrieb des Drehfeuers gab, wie eine Uhr, zu Zeiten, bevor der Elektromotor erfunden wurde. Und ein Franzose ist es auch, der mit »einem Experiment den Leuchtturmbau revolutioniert«, er beschäftigte sich mit der Frage, »wie man das Licht so verstärken könne, dass man es meilenweit sehen kann«.
Nach diesem Schnellkurs zum Leuchtturm-Experten, genießt man die Geschichten, die von großen Katastrophen, Schiffsuntergängen, dem Tod vieler Schiffsmannschaften, der Piraterie, den Strandräubern erzählen und von dem Segen für die Schifffahrt, den Leuchttürmen. Aber sie erzählen auch von der großen Kunst der Leuchtturm-Architektur. »Schwierigere Baustellen für Leuchttürme als die felsigen Küsten Schottlands kann man sich kaum vorstellen«. Es war der »Clan der Stevensons«, der fast alle Leuchttürme an den gefährlichen, felsigen Küsten Schottlands baute. »Es vergehen Jahrhunderte, und es zerschellen noch ungezählte Schiffe bis Robert Stevenson, ein junger Büchsenmacher im Betrieb seines Stiefvaters Thomas Smith anheuert … Smith überträgt ihm schon bald die Aufsicht über den beschwerlichen Teil des Geschäfts- die Leuchttürme.«
Olaf Kanter ist Journalist beim ›SPIEGEL‹, schreibt für diesen Band, wie schon für den ersten Band anschauliche Geschichten, blickt in unsichere und gefahrenträchtige Zeiten zurück, der passionierte Segler ist dem Meer verbunden, kennt Schiffe und Menschen, die mit der Seefahrt leben.
Es ist die Vielfalt der Aspekte, die schöne Aufmachung und Gestaltung von Thema, Seiten und Kapiteln, die das 196 Seiten starke Buch so attraktiv machen. Ein Buch mit Geschichten, mit vielen Fakten, historischen Darstellungen, mit Grafiken und Bildern, Fotografien und uralten Dokumenten, alles verwoben in einen abenteuerlichen Abriss über ein Bauwerk, das Fixpunkt und Sehnsuchtsort gleichermaßen ist, das Sicherheit verspricht und von den Gefahren zu erzählen weiß. Eine bunte Mischung, hübsch eingebunden und mit viel Liebe gestaltet.
Titelangaben
Stefan Kruecken(Hrsg.) und Olaf Kanter: Leuchttürme
Das kleine Buch vom Meer
Wahre Geschichten über die Wächter der See
196 Seiten, 24,90 Euro
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander
Reinschauen
| Leseprobe