/

Von wegen!

Für alle | Ralph Caspers: 99 harmlose Fragen

Ganz harmlos kommen diese Fragen daher. Zumindest auf den ersten Blick. Denn wer anfängt, über die möglichen Antworten nachzudenken, wird merken, dass da viel mehr dahintersteckt, findet ANDREA WANNER

99 harmlose FragenWerfen wir mal einen Blick auf eine der persönlichen Fragen: »Würdest du gern für immer in dem Alter bleiben, in dem du jetzt bist?« Vermutlich hängt die Antwort stark vom Alter ab. Und davon, wie zufrieden man gerade mit seinem Leben ist.

Interessant ist auch zu erfahren, was jemand für die beste Art hält, Bücher im Regal zu ordnen. Spannend. Da ist manches möglich. Und wer denkt, dass alphabetisch die einzig mögliche Variante ist, kommt dann doch schnell ins Grübeln. Denn hier werden nicht nur Fragen gestellt, sondern es gibt Anregungen, in welche Richtung man denken könnte, was man vielleicht auch berücksichtigen könnte, was eine Antwort für Konsequenzen haben könnte …

Da geht es dann schnell ans Eingemachte. Über die beste Erfindung der Menschheit lässt sich trefflich streiten. Aber die Frage »Welche schlechte Eigenschaft deiner Eltern möchtest du niemals annehmen?« würden die meisten vermutlich ungern im Beisein der Eltern beantworten.

Wie ehrlich soll man sein? Für sich? Anderen gegenüber? Je nach Situation werden diese Fragen zur ultimativen Herausforderung, zum Spiel mit dem Feuer.

Ralph Caspers kennen alle von der Sendung mit der Maus. Er ist der Nette mit der Brille, der genau den richtigen Ton – und den Nerv trifft. Denn klar, das ist kein Buch, das man im stillen Kämmerlein durcharbeiten soll – wobei das auch durchaus reizvoll sein könnte. Das ist ein kommunikatives Fragespiel für – wie der Titel schon sagt – »überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern«.

›Frag mich!‹ gibt es schon als Bilderbuch von Antje Damm mit 118 Fragen an Kinder, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Caspers hat als Vater von drei Kindern die gleiche Idee, will wissen, was die über die Welt denken und mit ihnen darüber reden. 99 Fragen hat er sich dazu ausgedachte. Philosophische und verrückte, tiefgründige und alberne. Über viele lässt sich trefflich nachdenken, streiten, diskutieren.

Wer mag darüber sinnieren, was die Leute auf der eigenen Beerdigung sagen werden? Was sind die drei Dinge, die man bei einem Feuer aus dem Haus retten würde? Oder leben wir womöglich in einer Computersimulation? Es sind die kleinen und die großen Fragen des Lebens, die hier mit einer sympathischen Leichtigkeit daherkommen und ultimativ herausfordern. Auf die Antworten darf man gespannt sein.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Ralph Caspers: 99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern
Berlin: Dudenverlag 2020
2018 Seiten, 15 Euro
Für alle
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Das Britzeln der Synapsen

Nächster Artikel

Popeye und Zuchtperlen

Weitere Artikel der Kategorie »Jugendbuch«

Lass dich nicht unterkriegen!

Jugendbuch | Alison McGhee: Wie man eine Raumkapsel verlässt

Laufen kann befreiend sein. Das weiß Will, der Protagonist in Alison McGhees neuem Jugendbuch ›Wie man eine Raumkapsel verlässt‹. Er läuft, um auf andere Gedanken zu kommen und Dinge zu verarbeiten – und zu verarbeiten hat er viel. ALEXA SPRAWE hat das Buch sehr gerne gelesen.

Unausgesprochenes

Jugendbuch | Joyce Carol Oates: Zwei oder drei Dinge, die ich dir nicht erzählt habe Die Quaker Heights Day School ist eine angesehene Privatschule in der Nähe von New York. Merissa und Nadja verbringen dort ihr letztes Schuljahr, Tink ist nicht mehr dabei. Drei ganz unterschiedliche Mädchen, drei Schicksale. Joyce Carol Oates zeichnet ein düsteres Bild vom Erwachsenwerden. Von ANDREA WANNER

Liebe lernen

Jugendbuch | Nadia Marfaing: Leander sieht Maud Liebe ist schön. Liebe ist richtig. Wer liebt hat recht und macht alles richtig. So lautet die Botschaft, die sowohl lautstark als auch unterschwellig für die Beziehungen unter Menschen Geltung hat. Aber stimmt sie wirklich? Hat recht, wer liebt? Gibt Liebe Rechte? Nadia Marfaing lässt in ihrem Jugendroman ›Leander sieht Maud‹ eine sechzehnjährige blinde Protagonistin und den Jungen, der sie liebt, durch eine Gefühlshölle gehen, damit sie lernen, was Liebe wirklich ist. Von MAGALI HEISSLER

Liebe ausgeschlossen

Jugendbuch | Lena Hach: Popcorn süß-salzig

Ruby ist nicht an der Liebe und am sich Verlieben interessiert. Sie kennt all die wiederkehrenden Muster, Motive und Themen, die zu Lovestorys gehören – schließlich schreibt ihre Mutter so Zeugs (mit noch intimeren Details). Also: Finger weg! »Leichter gesagt als getan«, denkt sich ANDREA WANNER.

Aufs Ganze

Jugendbuch | Antje Herden: Keine halben Sachen Robin findet sich und sein Leben doof und öde. Grauschwarz. Bis eines morgens Leo vor dem Haus steht. Mit ihm, Alkohol, Zigaretten und Joints wird das Leben anders, lebenswerter. So könnte das ewig weitergehen … Von ANDREA WANNER