Ja, ja, ich gebe zu, ich sehe es schon als winzigen Teil einer Selbsttherapie an: man lese ein bezauberndes Buch, das von liebenswerten Spinnen handelt und verringert damit seine eigene, nicht kleine Spinnenangst … ob das hilft, fragt sich BARBARA WEGMANN.
Wie auch immer, diese 32 Seiten sind einfach zauberhaft. Zusammen mit der Mama gehen die kleine Spinne und Mini-Spinni zum Arzt. Manchmal geht man eben auch zum Doktor, wenn man gesund ist, einfach mal nachschauen lassen, ob alles ok ist. Dr. Keks ist der behandelnde Mediziner, er wird so genannt, weil es nach überstandener Untersuchung stets einen Keks gibt. Er misst die Größe des Nachwuchses, das Gewicht, er horcht ab und macht einen Sehtest. »Und? Bin ich gewachsen?« fragt die kleine Spinne? »Oh ja, und auch Mini-Spinni ist ganz schön groß geworden.« Die Spinnenmutter freut sich. Und ich denke, schade, dass es im wahren Leben keinen Wachstums-Hemmer für Spinnen gibt …
Auf ganz kindgerechte Art zeigt das Buch, dass niemand Angst vor dem Arzt haben muss, ja, dass es sogar ganz schön aufregend und spannend sein kann: man lernt viel Neues: Was ist ein Stethoskop, was ein Rezept, warum müssen Spinnen beim Arzt über ein Stöckchen springen? Selbst Mini-Spinni, noch in Windeln und mit Schnuller, ist angetan und hat rote Bäckchen vor lauter Aufregung. Im Wartezimmer treffen die drei Niesi. »Oje, du bist ja voller Spinnfadensalat. Bist du etwa erkältet und hast Schnupfen?« fragen sie. Was um Himmels willen ist Spinnfadensalat? Etwas Schlimmes? Etwas Ansteckendes? Immer, wenn Niesi niest, »schießt ein kleiner Spinnfadensalat aus ihm heraus«. Zudem hat er Bauchweh. Die drei kleinen Spinnen nehmen ihn mit nach Hause, um ihn dort zu pflegen, vorher geht’s aber noch in die Apotheke. »Bäuchlein-Tee, der wird dir sicher guttun«, rät die Apothekerin.
Eigentlich ist die Autorin Diana Amft eine bekannte Schauspielerin, Mitte 40, aus Gütersloh, gefragt ist sie, mit Preisen ausgezeichnet, eine sympathische und vielseitige Darstellerin. Mit der Spinne Widerlich hat sie im Nu Kinderherzen erobert und es ist nunmehr der schon achte Band dieser Reihe. Den Erfolg teile sich Amft mit Martina Matos, der Illustratorin, die nach langem Portugal-Aufenthalt wieder in Deutschland als freie Illustratorin lebt. Sie setzt kleine und größer werdende Spinnen derart herzergreifend in Szene, dass man glatt jede Spinnenangst verlieren könnte. Große, erwartungsvolle und liebe Augen, gut gelaunt sind sie stets, die kleinen Achtbeiner, halten viel von Familie, helfen einander, alles sieht ganz menschlich- vertraut aus, bis auf das Spinnen-Netz-Zuhause. Ein sympathischer Spinnen-Clan.
So gehört auch Niesi dazu, der sein Kranksein fast genießt. »Das ist ja richtig gemütlich, wenn man krank ist.« Und die Spinnen-Mama gibt zu, wie schön es doch ist, wenn man etwas verwöhnt wird. Dann kommt auch noch Oma Erna vorbei, mit einer Gemüsesuppe, und Tante Igitti, Onkel Langbein, Bella und Punki, eine »richtige Krankenparty«.
Und bei der Vorstellung bin ich dann allerdings doch raus, gebe aber zu, dass es ein absolut niedliches, reizendes und liebenswertes Buch ist. Und ich biete den Kompromiss an: diese Spinnen auf diesen 32 Seiten, die schließe selbst ich ins Herz.
Titelangaben
Diana Amft: Die kleine Spinne Widerlich – Besuch beim Doktor (Band 8)
Mit Illustrationen von Martina Matos
Köln: Baumhaus Verlag 2021
32 Seitenv 14,90 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
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