Wenn Eltern sich trennen, wird es für Kinder schwierig und Patchwork klingt verharmlosend für die Veränderungen, die neue Beziehungen mit sich bringen. »Das Leben ist ein Flockenteppich. Aus den unterschiedlichsten Schnipseln zusammengesetzt«, weiß Suris Opa, der in jeder Lebenslage Tröster für sie ist. Aber wie sieht der Teppich aus? ANDREA WANNER war gespannt.
Eigentlich geht es um drei Familien: Bjarne, 13, seine Schwester Suri, 12 und der Jüngste, Erik 11, haben gerade die Trennung ihrer Eltern sich. Sie wohnen mit Theo, ihrer Mutter, im alten Haus, ihr Vater hat eine neue Beziehung erwartet mit Miranda das erste Kind. Und ihre Mutter verliebt sich in Klaas, einen Schlossverwalter, der ebenfalls geschieden ist und eine Tochter hat. Amy lebt bei ihrer Mutter und verbringt lediglich jedes zweite Wochenende bei ihrem Vater auf dem Schloss. Und jetzt wollen Theo und Klaas zusammenziehen. Was das für die Kinder bedeutet, wird abwechselnd aus der Sicht von Suri und ihrer gleichaltrigen Stiefschwester in spe Amy erzählt.Suri ist total dagegen. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen, besucht zusammen mit ihrer besten Freundin Sam sogar einen Schamanen, der für eine Entliebeszauber für ihren Vater und seine Freundin sorgen soll. Wie ihre beiden Brüder hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Eltern wieder zusammenfinden könnten und alles wie früher wird – und damit gut.
Amy freut sich auf die neuen Geschwister. Eine weitere Veränderung hat sich in ihrem Leben ergeben: Sie darf probeweise für ein Jahr bei ihrem Vater leben, wo sie die Pferde und das Reiten genießt, die wunderschönen Räume des alten Schlosses, den großen Park und vor allem Teddy, ihren neuen kleinen Hund, den sie im Tierheim aussuchen durfte.
Amy ist glücklich. So wie sie oft glücklich ist, dann aber auch wieder urplötzlich traurig. Sie tut sich nicht immer leicht im Leben, wegen des einen kleinen Chromosoms zu viel. Amy hat Trisomie 21. »Ein Kackwort«, wie sie findet. Und grässlich ist auch, dass sie nicht wie andere Kinder Fahrrad fahren kann, sich langsamer und ungeschicktere bewegt, in der Realschule eine Lernbegleiterin braucht und ihre Gedanken nie bei sich behalten kann. Das sorgt manchmal für mehr Ärger als ihr und allen Beteiligten lieb ist.
Natürlich setzen die Erwachsenen ihren Willen durch. Ein halbes Jahr auf Probe zusammenleben ist der Deal, auf den sich die Geschwister wohl oder übel einlassen müssen. Eine Zeit, in der alle neue Erfahrungen machen, nicht immer fair zueinander sind und nicht immer offen genug für Neues, Anderes. Aber man wächst an den Herausforderungen. Alle tun das.
Monika Feth gestaltet die unterschiedlichen Sichtweisen der Situation sehr einfühlsam. Manches überzeugt nicht ganz, so wie beispielsweise das Kennenlernen der vier Kinder ohne einen Hinweis vorher darauf, dass Amy das Down-Syndrom hat. Manchen Figuren fehlt es an Ausstrahlung, manches gerät klischeehaft. Was bleibt, ist die spannende Suche von unterschiedlichen Menschen mit ganz unterschiedlichen Wünschen und Vorstellungen nach dem Umgang mit einer schwierigen Situation. Und der Überzeugung am Ende, dass Patchwork gelingen kann, wenn auch nicht immer reibungslos.
Titelangaben
Monika Feth: Randvoll mit Glück
München: cbj 2022
348 Seiten, 14,00 Euro
Jugendbuch ab 10 Jahren
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