Sunny Wunschzettel ist lang. Sehr lang. Am 1. Dezember umfasst sie 21 Wünsche und es kommen weitere dazu. Allerdings bleibt sein Vater stur: genau ein Wunsch darf auf die Liste. Noch hat Sunny Zeit zum Kürzen, was sich aber als schwierig herausstellt. Nachvollziehbar, findet ANDREA WANNER.
Ein Fahrrad macht nur Sinn, wenn man auch Fahrradfahren kann. Also braucht man dafür zwei Wünsche. Eine Wetterfernbedienung wäre praktisch. Und ein Instrument, das die Lieblingsmusik aller spielen kann. Geschirr, das man essen kann, hätte den Vorteil, dass man nach dem Essen nie mehr abspülen und abtrocknen muss. Und 100 Weihnachten im Jahr wäre das Allerbeste überhaupt, weil man sich dann an hundert Tagen je etwas wünschen kann. Sunny ist ein kreativer Wunscherfinder, schließlich will er das auch mal zu seinem Beruf machen: Anderen helfen, ihre Wünsche zu finden. Aber was ist sein eigener, großer und wichtigster Wunsch?
Werner Rohner erzählt eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln. Nach den ersten Seiten ist man auf ein humoriges Abenteuer gefasst, bei dem schrittweise die Wünsche reduziert werden, ehe an Weihnachten dann der richtige tatsächlich erfüllt wird. Schnell wird deutlich, dass es anders läuft. Schon ein Blick auf die Familienkonstellation – alleinerziehender Vater mit zwei Kindern, die Mutter vor zwei Jahren gestorben – deutet an, dass es hier um andres geht. So rücken auch bald die Konflikte in den Vordergrund: der ewige Streit zwischen den Geschwistern, die Traurigkeit des Vaters, die Sorge um die dement werdende Großmutter, Sunnys Übergewicht.
Wünschen lenkt von den Problemen des Alltags ab und eröffnet neue Möglichkeiten. Der Jungs kostet das bis ins Letzte aus und hat gleichzeitig im Hinterkopf, dass der Wünsche streichen muss, um zu Weihnachten nicht die angedrohten Spülhandschuhe zu bekommen. Begleitet werden die Episoden von vergnüglichen Zeichnungen von Gareth Ryans, die ein Gegenwicht zum Ernst der Geschichte darstellen – auch wenn durchaus heitere Momente aufblitzen.
Auch Weihnachten wird anders verlaufen als geplant – und vielleicht den einen oder die andere sogar ein bisschen schocken, denn was mit dem Weihnachtsbaum passiert, ist schon nicht nur lustig. Es sind 24 Einblicke in das Leben einer Familie, die es nicht leicht hat, aber darum kämpft, dass alles so gut wie irgend möglich läuft. Und nein, so viel sei verraten, ein Weihnachtswunder, auf das man garantiert hofft, wird es nicht geben.
Viele Handlungsstränge sind angelegt, in der Zukunft nach Weihnachten blitzen Möglichkeiten und Optionen auf. Aber alles bleibt offen. Und irgendwie macht genau das diese Geschichte zu etwas Besonderem.
Ach ja: Im Anhang gibt sehr viel Platz für die eigene Wunschliste!
Titelangaben
Werner Rohner: Mehr als ein Wunsch
Eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln
Mit Bilder von Gareth Ryans
Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2022
240 Seiten, 18 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren
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