Schein und Sein

Kinderbuch | Roxane Brouillard: Mein Hund Banane

Ein Hund, der Banane heißt, ist merkwürdig genug. Aber ein Hund, der Banane heißt und wie eine Banane aussieht, ist – na, ja, die Vermutung liegt zumindest nahe, dass es sich um die Frucht eines Bananengewächses handelt. ANDREA WANNER hatte ihren Spaß an der Geschichte.

Ein Junge hat eine Hundeleine in der Hand, an deren End eine Banane ist.Ein Junge geht mit seinem Hund an der Leine spazieren. Dieser Hund ist länglich, gebogen und gelb – und eigentlich würde man darauf wetten, dass es sich um eine Banane handelt. So geht es wohl allen Bilderbuchbetrachtern, ganz gleich, welchen Alters sie sind. Und so geht es auch den Menschen, denen der Junge und sein vermeintliches Tier begegnet.

Entsprechend sind die Dialoge. Ein Junge fragt: »Was machst du da?« »Ich gehe mit meinem Hund Gassi«, lautet die selbstbewusste Antwort. Der Frager reagiert empört, denn er sieht ja, dass es sich um eine Banane an einer Leine handelt. Aber auf alle Zweifel hat der Hundebesitzer eine Antwort. Das Tier bewege sich nicht? Klar: »Er ist heute sehr müde.« Es sei gelb. Natürlich: »Er gehört zu einer SEHR seltenen Rasse.«

So pariert er geschickt alle Einwände, nimmt seinen Hund in Schutz und ist um keine Ausrede verlegen, egal was die skeptische, immer größer werdende Menschenmenge versucht. Im Gegenteil, er legt immer noch eins drauf, verteidigt seinen Superhund, der ein »dreimaliger Goldmedaillengewinner beim Welthundewettbewerb« sei.

Roxane Brouillard hat sich eine schräge und klamaukige Quatschgeschichte ausgedacht, die nur aus Dialogen besteht und einfach nur witzig ist. Guilia Sagramola hat sich dazu originelle Bilder ausgedacht, die eigentlich nur die agierenden Figuren auf weißem Grund zeigen, im Hintergrund ein paar skizzierte Büsche und Bäume. Dafür stecken die Akteurinnen und Akteure volle Emotionen, ereifern sich, diskutieren, greifen an, debattieren, verteidigen und lachen voller Inbrunst. Und dann? Große Überraschung! Total gelungen, megawitzig und schlicht verblüffend!

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Roxane Brouillard: Mein Hund Banane
(Mon chien-banane, 2020)
Aus dem Französischen von Charlotte Gauger
Illustriert von Giulia Sagramola
München: Tulipan 2023
40 Seiten, 16 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Lesezeichen

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Fünf Gefriertruhen

Nächster Artikel

Landschaft

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Ungewöhnliche Freundschaft

Kinderbuch | Beth Ferry: Die Vogelscheuche

»Du siehst aus wie eine Vogelscheuche!« Wer dieses zweifelhafte Kompliment hört, sollte vielleicht etwas an seinem Äußeren ändern. Die Vogelscheuche, um die es in diesem ansprechenden Bilderbuch geht, wird man am Ende des Buches ins Herz schließen, hat BARBARA WEGMANN erfahren.

Erziehungsmaßnahmen für eine Prinzessin

Kinderbuch | Brigitte Endres: Die Prinzessin und die Erbse Schon wieder ein Prinzessinnenbuch. Und schon wieder so ein verzogenes Gör, über das alle den Kopf schütteln. Bekannte Märchenmotive – aber ganz neu inszeniert. Von ANDREA WANNER

Zudecken, knuddeln, Liedchen singen, müde knutschen

Kinderbuch | J. Douglas, L. Riphagen: Das Küsschen-Krokodil Viele Kinder können nicht einschlafen. Hören Geräusche, haben Angst. Haben nur ein kleines Bärchen bei sich, das ihnen aber auch nicht helfen kann. Verstecken sich unter der Bettdecke, aber das macht’s auch nicht besser. Von GEORG PATZER

Einszweidrei, im Sauseschritt

Kinderbuch | Meike Haberstock: Anton hat Zeit Anton hat etwas, was den meisten Menschen – vor allem den Erwachsenen – fehlt: Zeit. Eigentlich ist das toll – andererseits führt genau das immer wieder zu Konflikten mit seiner Mutter, die keine Zeit hat. ANDREA WANNER nahm sich die Zeit für ein besonderes Kinderbuch.

Von einem, der auszog…

Kinderbuch | Thé Tjong-Khing: Hieronymus. Ein Abenteuer in der Welt des Hieronymus Bosch Ein Junge spielt mit einem Ball. Der Ball fällt unglücklicherweise in einen tiefen Abgrund – und der Junge hinterher. Er landet unversehrt im Wasser – und in der magischen Bilderwelt des Hieronymus Bosch. Von ANDREA WANNER