Samstags muss Susies Mutter an der Kasse im Supermarkt arbeiten. Und damit Susie nicht allein daheim ist, begleitet sie diese. Nur die Chefin ihrer Mutter ist der Meinung, dass das nicht geht. Ein Supermarkt sei schließlich kein Hort. Kein Problem, dann ist Susie einfach unsichtbar. Von ANDREA WANNER.
Susie macht das gut. Sie hat Übung, denn sie versteckt sich jeden Samstag. Sie duckt sich bei der Kasse bei den Einkaufskörben, verschwindet hinter den Salatkörben, macht sich ganz klein bei der Fischtheke und in der Nähe vom Bäckerstand. Sie kriecht in Regalfächer und Einkaufswägen, ist überall und nirgends. Sie kennt den Supermarkt und die Kundinnen und Kunden darin bestens, weiß, dass Herr Herrlich immer nur wenig kauft, weil er nur eine kleine Rente hat, und Frau Riebel immer rote Tomaten kauft, die ganz reif sein müssen. Susie sieht alles. Sie beobachtet wie Jo und Bo im Laden Süßigkeiten naschen und Frau Weder an der Käsetheke einem Mädchen ein Stück Käse schenkt. Sie kennt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Regale füllen und an den Theken die Kunden bedienen. Der Supermarkt ist ihr zweites Zuhause. Und natürlich kauft sie auch selber ein – um dann tatsächlich selbst ein Abendessen für sich und ihre Mutter zuzubereiten.
Daniel Fehr erzählt eine ganz alltägliche Geschichte, die viel über unsere Gesellschaft und Konsumgewohnheiten, über wohlhabende und finanziell weniger gut dastehende Menschen erzählt. Susie hat feine Antennen für das, was sie sieht, hört und riecht. Sie ordnet ein und bewertet, ist beispielsweise froh, dass bei ihnen das Geld nicht so knapp ist wie bei Herrn Herrlich. Oder findet, dass die kleinen schwarzen Preisschilder an der Fischtheke wie Grabsteine aussehen. Die Leute sind allein, zu zweit oder als Familie unterwegs, laden ihre Wägen voll oder packen nur ein paar Kleinigkeiten ein. Susie entgeht nichts.
Und dazu gibt es die doppelseitigen Bilder von Claudia Burmeister, kleine Kunstwerke voller Details in zurückhaltenden und dennoch fröhlichen Farben. Da kann man kleine Einkaufszettel entziffern, Flaschen zählen, Sonderangebote entdecken – und natürlich auf jedem Bild erst mal Susie suchen. Man kann das Buch wieder und wieder anschauen, unzählige kleine Geschichten, Dramen und Einzelheiten entdecken, an der Seite von Susie ist so ein Rundgang durch den Supermarkt eine spannende Sache.
Titelangaben
Daniel Fehr: Susie im Supermarkt
Mit Bildern von Claudia Burmeister
Münster: Bohem 2024
32 Seiten, 18,50 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren