Die kleine Kaktee Kekoa hatte ihren ersten Auftritt bereits vor drei Jahren. Damals wurde sie für ihren Mut belohnt. Jetzt ist sie wieder unterwegs. Im bunten Blumenmeer fühlt sie sich unscheinbar und fehl am Platz. Und jetzt? Von ANDREA WANNER
Da wachsen sie alle: unangenehme Brennnesseln, Löwenzahn in verschiedenen Stadien, Schafgarbe, roter Klatschmohn, niedliche Gänseblümchen, grüne Grashalme, Lotusblüten auf dem Teich, stolze Rosen und duftender Lavendel. Irgendwie weiß Kekoa über alle ein wenig, hat so ihre Vorstellungen – und ein bisschen auch Vorurteile. Aber Mut hat sie, das wissen wir schon. Also traut sie sich mit all den Pflanzen ins Gespräch zu kommen und erfährt eine Menge.
Die Brennnessel zum Beispiel verrät ihr, dass ihre Blätter getrocknet als Tee getrunken werden können und mehr als doppelt so viel Vitamin C wie eine Orange hat. Kekoa staunt. Wie die meisten hatte sie einfach nur Angst, zu nahe an die Brennnessel ranzukommen und sich an ihren Blättern zu verbrennen. Jetzt erkennt sie, dass es sich dabei um einen Schutz handelt, damit die Pflanze nicht von allen gefressen wird. »Was über dich gesagt wird, ist nur die halbe Wahrheit.« Wer das erkannt hat, ist schon ein ganzes Stück weiter.
Mutig plaudert Kekoa mit dem Löwenzahn und der Pusteblume, die wissen: gemeinsam ist man stärker als allein. Der unscheinbare Grashalm ist stolz auf seine Aufgabe, denn ohne ihn würde es viele Pflanzen und Tiere gar nicht geben. Und die Rose ist kein bisschen eingebildet auf ihre Blüten und den Duft, sondern erinnert den kleinen Kaktus daran, dass auch er irgendwann Blüten tragen wird.
Kekoa merkt, welcher Reiz in der Vielfalt liegt, wie jede Pflanze ihren Platz und ihre Aufgaben hat, und kann akzeptieren, dass jede ihre Schatten- und Sonnenseiten hat – auch sie selbst.
Katharina Hahn hat sich eine kluge kleine Geschichte ausgedacht, die durch die Dialogform wie ein Theaterstück daherkommt und sehr lebendig wirkt. Jede und jeder ist wichtig und es ist schön zu erfahren, wie sich die Pflanzen auch gegenseitig bestärken, loben und einander Mut machen. Kraut und Unkraut, Blühendes und Grünes, Stachliges und Zartes: alles hat seine Daseinsberechtigung und seinen Wert. Auch ein kleiner Kaktus. Hahn hat ihn und die anderen botanischen Wesen in zarten, pastelligen Tönen liebevoll in Szene gesetzt. Ob Kekoa erlebt hat oder ob es nur ein Traum war, spielt keine Rolle. Man kann mit Kindern bestens ins Gespräch kommen, ein kleiner Fragebogen am Ende des Buches inspiriert dazu.
Der Erlös der Bücher geht vollständig wohltätige Einrichtungen … Bildungseinrichtungen, gemeinnützige NGOs, Tierheime, Palliativstationen, Klimaprojekte. Ein schönes Projekt und ein toller kleiner Kaktus!
Titelangaben
Katharina Hahn: Kekoa Kaktee im Blumenmeer
Verliebt in das Leben
Gaggenau: Sinnbild Verlag 2024
50 Seiten, 19,95 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren