Abenteuer ohne Ende

Die österreichische Schriftstellerin Anna Kim, die ursprünglich aus Südkorea stammt und für Erwachsene schreibt, versucht sich an ihrem ersten Kinderbuch. ANDREA WANNER hat es gelesen.

Drei Kinder und ein Hund in einem dunklen RaumEines vorab: An Ideen mangelt es Anna Kim garantiert nicht, Sie hat im Gegenteil so viele davon, dass einem beim Lesen der Kopf schwirrt. Da gibt es zunächst einmal Feli, die gegen ihren Willen die Sommerferien bei ihrer Tante in einem kleinen Dorf verbringen muss. In Würmla ist absolut tote Hose, aber das ist nicht so schlimm, wie Feli bald herausfindet. Zum einen hat sie Frankenstein, ihren Dackel dabei. Frankenstein ist allerdings kein echter Hund, sondern ein Roboterdackel, den ihr Vater gebaut hat.

Frankenstein, der am liebsten in Papierkörben schnüffelt, wäre schon ein guter Zeitvertreib. Aber dann findet sie heraus, dass das große Haus ihrer Tante, auch einer Erfinderin, die Feli viel Freiraum lässt, voller Überraschungen steckt: unzählige Räume, Bibliotheken, Verstecke, Schränke, mit deren Hilfe man an andere Orte gelangen kann – und ein Detektivbüro. Nämlich das des Meisterdetektivs Minervius, der verschwunden ist.

In diesem Büro trifft sie auf Jojo, der Hilfe braucht. Er hält sie zunächst für Minervius, der ihm helfen soll, eine wertvolle Miniaturpyramide zu finden. Die wurde aus dem Museum gestohlen und Jojos Mutter wird verdächtigt. Und dann stößt noch Meilin dazu, die das Detektivteam komplettiert: als »Die Allianz der 3½« machen sie sich auf Schatzsuche und die Lösung ihres ersten Falls.

Anna Kim kann erzählen, nur hat sie sich so viel vorgenommen, dass es schlicht zu viel des Guten ist. Da gibt es so viele Querverweise, besondere Eigenschaften, kleine Tricks, Zauberei, Rätsel, Lagepläne … Dabei hat die Story Spannung und Humor. Aber wenn die Tante dann Kochroboter baut, die für das große Küchenchaos sorgen, Vater und Tante sich ein sehr witziges Schimpfwörterduell – ein schneller Schlagabtausch mit Wörtern wie »Schnittlauchhirn – Puddingschädel – Spaghettibein – Kürbisnase – Kaktusohr – Kartoffelpopo – Tomatengesicht« – liefern und man sich zudem noch in der Würmla-Umgebung zurechtfinden soll, ist man irgendwie überfordert. Da helfen dann auch die begleitenden Illustrationen von Katharina Madesta nur kurz, ein wenig Ruhe in das Ganze zu bringen.

Vielleicht sorgt Band 2 für mehr Ordnung, weil dann alle Figuren schon eingeführt sind. Irgendwie freut man sich drauf.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Anna Kim: Die Allianz der 3½ auf Schatzsuche
Illustriert von Katharina Madesta
Berlin: Insel 2024
284 Seiten, 16 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Verschwundene Kinder

Nächster Artikel

Building a Global Archive: Dean Guadagno on the Creation of The Video Game Library

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Einmal rückwärts durch das Alphabet

Kinderbuch | Flix: Das ZYX. Ein umgekehrtes ABC-Abenteuer

Das ZXY ist abends nicht anders drauf als die meisten Kinder: es hat keine Lust, die Zähne zu putzen und ins Bett zu gehen. Ein blitzendes Licht katapultiert aus dem häuslichen Badezimmer in ein unglaubliches Abenteuer, staunt ANDREA WANNER

Sommer, Sonne…

Kinderbuch | Lena Hesse: Hallo, ist hier hinten?

Die Sonne lacht vom Himmel, genau das richtige Wetter für ... Ja, für was eigentlich? Es scheint etwas zu geben, was man bei diesem Wetter unbedingt haben muss, denn es hat sich bereits eine lange Warteschlange gebildet. ANDREA WANNER hat sich das Ganze neugierig angeschaut.

Ausraster

Kinderbuch | Stefanie Höfler: Helsin Apelsin und der Spinner

Helsin ist ein nettes Mädchen – aber manchmal rastet sie komplett aus. Und das kann zu ungeahnten Problemen führen. Von ANDREA WANNER

Mit alten Klängen in den Schlaf

Kinderbuch | Jens Daum: Lale Lu sucht seinen Schlaf

Es ist Jens Daums erstes Kinderbuch und wenn ich einmal mutmaßen darf: sicher nicht sein letztes. Was für eine hübsche Geschichte um ein bezauberndes Wesen, das seinen Schlaf sucht. Der Name des Wesens ist Lu, er ist ein Lale. Und das erinnert mich an meine ganz frühen Kindheitstage. Von BARBARA WEGMANN

Ausgegraben

Kinderbuch | Ch. Nöstlinger: Der liebe Herr Teufel / A. Steinhöfel: Froschmaul Abgesehen von der Freude am Aufstöbern schöner Bücher unter den Neuerscheinungen, gibt es noch eine andere Art, Entdeckerinnenglück, das Wiederentdecken nämlich. Egal, ob Vergrabenes, halb Vergessenes oder Geschichten, die in Abständen immer wieder einmal auftauchen, Wiederentdecken ist so schön, wie gute alte Freundinnen und Freunde wiederzusehen. Nöstlingers Geschichte vom lieben Teufel ist so ein Buch. Die Froschmaul-Sammlung von Steinhöfel dagegen war viel zu lange nicht auf dem Markt. Das ist schon richtiges Ausgrabungsglück. Von MAGALI HEISSLER