Motte und ihre Mutter haben eine ganze Menge Stress miteinander. Ihre Mutter nennt sie »Schmetterling« und wünscht sich auch genau so eine Tochter: hübsch, lieb, adrett und ordentlich. Und Motte nennt sich Motte. Sie mag schwarze Klamotten, schneidet sich die Haare selbst, ist mollig und mag genau die Dinge, die ihre Mutter ablehnt. Aber als Motte ein U-Boot findet, eskaliert das Ganze. Von ANDREA WANNER.
Die Sommerferien versprechen, megalangweilig zu werden. Daheim stört Motte, wenn ihre Mutter die Kundinnen in Sachen Make-Up und Mode berät, ihre Körperhaltung verbessert und auch sonst nicht mit Tipps zur Selbstoptimierung und -präsentation geizt. Nur bei ihrer Tochter kann sie damit nicht landen. So stromert Motte durch die Gegend und ist fasziniert von den Metallfischern, die auf Beute aus sind. Mit starken Magneten, die an Schnüren befestigt sind und ins Wasser gelassen werden, versuchen sie metallische Gegenstände zu bergen. Es ist eine Art Schatzsuche, bei der man nie genau weiß, was man aus dem Wasser ziehen wird. Mottes großes Vorbild ist Lehrer Lukas, der ihr eine Menge beibringt. Und dann steht die Elfjährige selber angelnd am Kai und zieht ihre ersten Kostbarkeiten aus dem Wassereinen Schlüssel, einen Ohrring, ein Messer und eine Schraube. Aber das ist noch gar nichts, gegen das, was ihr dann an die Angel geht: ein richtiges U-Boot, der Anfang eines grandiosen Abenteuers.
Sanne Rooseboom geizt an nichts. Sie stellt eine selbstbewusste Heldin in den Mittelpunkt, die ihren Weg geht, auch wenn es Widerstände und Schwierigkeiten gibt. Es geht um das schwierige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, das Motte als mangelnde Liebe interpretiert, um Freundschaft und Mut. Das Abenteuer enthält Märchenelemente, Fantastisches und eine winzige Prise Magie, die man natürlich auch irgendwie rational und mit Technik erklären kann, wenn man unbedingt will. Wir finden ganz unterschiedliche Lebensentwürfe, Alternativen zu einem angepassten Leben, Gier und Neid und eine Geschichte, die sehr weit in die Vergangenheit zurückreicht. Das Ganze wird in ein von Sophie Pluim üppigst illustriertes Buch gepackt, wo Schwarz, Weiß und ein rostiger Rotton für ein besonderes Lesevergnügen sorgen. Am Ende gibt es noch eine kleine Warnung an die Leser*innen, das mit dem Metallfischen sehr vorsichtig anzugehen und unbedingt mit den Erwachsenen vorher zu besprechen, denn man kann sich schon vorstellen, dass dieses ungewöhnliche Hobby sehr anziehend wirkt.
Titelangaben
Sanne Rooseboom: Motte und die Metallfischer
Mit Illustrationen von Sophie Pluim
Aus dem Niederländischen von Lotte Hammond
Bamberg: Magellan 2025
336 Seiten, 18 Euro
Kinderbuch ab 10 Jahren