Birk beschreibt sich selbst als ganz normalen, sechzehnjährigen Teenager, der zockt, Skateboard fährt, mit Freunden rumhängt und in ein Mädchen aus seiner Klasse verliebt ist. Aber da gibt es ein Geheimnis, das niemand erfahren darf. Aber irgendwann hält er den Druck nicht mehr aus. Von ANDREA WANNER
Birk schreibt einen Blog über das, was er erlebt, was ihn bewegt, was ihn fertig macht. Er macht sich damit angreifbar, aber den Blog lesen nur sehr wenige Menschen und es gibt auch viel Ermunterung und Zuspruch. Er nennt den Blog Nocturna und widmet ihn Carl, einen Jungen, den er lange nicht mehr getroffen hat und der sich selbst das Leben genommen hat.
Birks Leben wird immer schwieriger, der Hass auf sich selbst wächst und er entscheidet sich für einen krassen Schritt: er nennt es „sozialen Suizid“ und sorgt selbst dafür, dass seine sehr intimen Beiträge seine Mitschülerinnen und Mitschüler, die ganze Schule erreichen. Mit dem Shitstorm, der dann losbricht, hat er allerdings so nicht gerechnet.
So ein Selbst-Outing erfordert Mut, weil es um etwas sehr Persönliches geht., etwas, das sehrt privat, peinlich und tabuisiert ist. Wenn man sich dazu entscheidet, sollte man das nur in einem sicheren Umfeld tun — also bei Menschen, denen man vertraut und von denen man keine Häme oder Verurteilung erwarten muss. Die Konsequenzen, die Birk erwarten, sind hart. Er wechselt die Schule, bricht den Kontakt zu allen, die mal seine Freunde waren, ab. Egal, ob sie hinter ihm stehen wie sein bester Freund Fabi oder eh nicht mehr mit ihm zu tun haben wollen. Er macht eine Therapie, fühlt sich als totaler Loser und ist sich sicher, nie mehr in seinem Leben glücklich zu werden.
Die 1995 geborene Autorin Liv K. Schlett findet mit dem Blogformat und den Kommentaren am Ende jedes Posts genau das richtige Format. Sie trifft den Ton, lässt die Leser*innen mitfühlen und mitleiden. Den Jugendlichen durch diese schwere Zeit zu begleiten und sich mit der Frage zu beschäftigen, wie er mit seinem lang getragenen Problem umgehen soll, das nicht ohne großen Schaden offen offengelegt werden kann, ist keine einfache Lektüre, aber eine, die sich auf jeden Fall lohnt. Außenseiter-Gefühle, Angst vor Entdeckung und Selbstzweifel nagen an Birk und das Buch bietet authentische Einblicke, in Gedankenwelten, die vielleicht sonst verborgen bleiben.
| ANDREA WANNER
Titelangaben
Liv K. Schlett: Birk
Bamberg: Magellan 2025
304 Seiten, 18 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren

