Tom ist nicht nur der jüngste Gespensterjäger aller Zeiten, sondern auch ein echter Weihnachtsmuffel. Und so bekommt er ganz unerwartet das, womit er am wenigsten gerechnet hatte: eine Gespensterjagd an Weihnachten. Auf die hätte er allerdings verzichten können. Von ANDREA WANNER
Es ist der bereits der 5. Band der Gespensterjäger-Reihe von Cornelia Funke. Allerdings liegt Band 1 ›Gespensterjäger auf eisiger Spur‹ bereits 32 Jahre zurück und Band 4 ›Gespensterjäger in großer Gefahr‹ erschien 1998. Wenn Funke ihre Geschichte dann damit beginnt »Ich muss diese drei Helden wohl niemandem vorstellen. Tom Tomsky, Hugo MUG und Hedwig Kümmelsaft sind eine solche Legende, dass der Begriff »gekümmelsaftet« jedem Gespensterjäger geläufig ist«, muss man schon ein bisschen schmunzeln. Aber auch ohne die Bände eins bis vier zu kennen, ist man schnell mittendrin in einem ziemlich unheimlichen Abenteuer.
Tom hat wie gesagt null Bock auf das Fest, das von seinen Eltern und seiner Schwester Lola alljährlich ab September generalstabsmäßig geplant wird. Er findet den Weihnachtspullover doof, denkt, dass er mit 12 längst zu alt ist, um ein Gedicht aufzusagen und mag zwar Mamas Schwester, Tante Evelyn, könnte aber auf ihren Freund Dieter gern verzichten.
Dieses Jahr war er nicht beim Weihnachtsbaumkauf dabei und ist etwas irritiert, als dieser nicht nach Tannennadeln, sondern vielmehr nach Eukalyptus duftet. Er denkt sich nicht viel dabei und weiß bald, dass das ein Fehler war. Denn während die Familie beginnt, die Geschenke auszupacken, verwandelt sich der geschmückte Baum. Er packt nacheinander alle Familienmitglieder und schrumpft sie zu Christbaumanhängern aus Glas, Filz Metall oder Plastik. Tom ist starr vor Entsetzen. Nur ihm gelingt die Flucht, die ihn natürlich direkt zu dem »Mittelmäßig Unheimlichen Gespenst« – kurz MUG – Hugo und Hedwig Kümmelsaft, der langjährigen und vielfach ausgezeichneten Gespensterjägerin führt. Wenn es irgendwo Hilfe gibt, dann dort. Und tatsächlich wird Hedwig in der DPG, der »Datenbank Professioneller Gespensterjäger«, fündig: Es handelt sich um den WBS, den »WeihnachtsBaumSpuk«, der bislang umstritten war, weil nur eine einzige Gespensterjägerin diese Spukerscheinung einmal beobachtet hatte. Das Übelste an der Sache: Allen Gespensterjägern wird von einer Bekämpfung des WBS abgeraten, »solange Angriffsstrategien, Spukfähigkeiten und Schwächen dieses Geistes nicht näher erforscht sind«. Jetzt ist guter Rat teuer.
Dass Cornelia Funke erzählen und schreiben kann, steht außer Frage. Auch in dieser späten Fortsetzung steckt wieder eine Mischung aus Spannung und Humor – vielleicht mit ein bisschen viel Grusel, der irgendwie nicht so recht zu Weihnachten passen will. Nicht einmal das Happy-End, das es natürlich gibt, will so richtig zum Fest passen. Irgendwie hätte man sich da doch eine andere Fortsetzung gewünscht …
Titelangaben
Cornelia Funke: Gespensterjäger und der Weihnachtsspuk (Band 5)
Mit Zeichnungen und illustrierten Farbseiten von Franziska Blinde
Bindlach: Loewe 2025
176 Seiten. 14,95 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren
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