Oriente Musik in Berlin hält dem Trio Kroke aus Krakau die Treue. Kroke – das sind der Multiinstrumentalist Tomasz Kukurba, Jerzy Bawol am Akkordeon und Tomasz Lato am Kontrabass, zu denen sich dann noch Gäste gesellen. Kukurba und Lato – die Technik macht’s möglich – simulieren fallweise ein ganzes Streichorchester. Von THOMAS ROTHSCHILD.
Auf der jüngsten CD ›ten pieces to save the world‹ sind ausschließlich Eigenkompositionen der Bandmitglieder zu hören, die sich vorwiegend an europäischen Folkloren orientieren, synkopierte Rhythmen bevorzugen und geprägt sind vom Klang der Violine. Ein Titel heißt ›Usual happiness‹, und so klingt er auch. Eine schlichte Melodie, die zum Tanzen auffordert und den Eindruck erweckt, als wolle sie nie enden. In ›Take is easy‹ gerät Kukurbas Violine in die Nähe des Jazz, wagt sich aber nicht so recht hinaus ins Freie.
Aber auch hier vermittelt sich eine relaxte Stimmung, bei der man sich nur zurücklehnen und mit den Fingern schnalzen möchte. Und beim ›Walzer Dream‹ darf sich das Akkordeon in den Vordergrund spielen: Musik, zu der man einen Film imaginiert. ›Light in the darkness‹ wiederum wechselt im Laufe von knapp sieben Minuten mehrfach den Charakter.
Kroke ist ein gutes Argument gegen die amerikanische Dominanz im U-Bereich und ein überzeugender Beleg, dass es eine eigenständige europäische Popmusik gibt, jenseits von Rock und Musikantenstadel. Ist das nun antiamerikanisch? Oder ist es nicht vielmehr antipolnisch, dass großartige Musiker wie die von Kroke in unserem Kulturbetrieb nicht ebenso präsent sind wie jeder Furz auch Übersee?
Titelangaben
Kroke: ›ten pieces to save the world‹
Oriente RIEN CD 45