Die Idee zu Thereses Liste ihrer ›12 Dinge, die ich noch erledigen muss, bevor die Welt untergeht‹ stammt aus einer Frauenzeitschrift ihrer Mutter. Dort sind es allerdings 100 Dinge, die man gemacht haben sollte, bevor man vierzig ist. Die neununddreißigjährige Mutter hat zwar darüber gelacht, aber in einer Phase, in der die Ehe zerbricht, blieb die Liste nicht ganz ohne Wirkung. Und Therese? Von ANDREA WANNER
Mitten in dem Trennungschaos ihrer Eltern, das auch ihre ältere behinderte Schwester aus der Bahn zu werfen droht, versucht die Dreizehnjährige sich selbst an so einer Dringlichkeitsliste.
Ein erster Versuch sieht so aus:
Das hier sind die Punkte, die ich aufgeschrieben habe (ohne bestimmte Reihenfolge):
Alle Freunde und Verwandte besuchen und ihnen sagen, dass ich sie mag, aber auch, dass sie nicht vergessen dürfen, dass sie eines Tages sterben werden. An seinen Traumort reisen. Sich einen Liebsten suchen (sollte vielleicht an oberster Stelle stehen).
Irenes Zierfische umbringen, oder, wenn das nicht möglich ist, sie wenigstens freilassen (keine gute Idee, ich weiß).
Wichtige Bücher lesen (die nicht zu lang sein dürfen).
Gemeinheiten, die man (ich!) ausgefressen hat, wieder in Ordnung bringen (zum Beispiel die Sache mit Oddveig und dem Verehrer, den Anette und ich für sie erfunden haben – daran werde ich gar nicht gern erinnert).
Sein Geld für Sachen ausgeben, die man wirklich haben möchte.
Den küssen, den man am liebsten mag. In einem teuren Restaurant essen. Die wichtigsten Sachen in der Bibel lesen. Den Kindern in Rumänien Sachen schicken, auch solche, die man selber toll findet (oder vielleicht doch lieber Geld?).
Lernen, wie der Videorekorder funktioniert, um gute Filme aufnehmen zu können (der einzig brauchbare Punkt von Mamas Frauenzeitschrift-Liste).
Thereses Liste ist damit noch nicht fertig, aber so richtig zufrieden ist sie auch nicht damit. Sie macht sich ans Kürzen und übrig bleiben zwölf wichtige Dinge. Ein kleiner Halt, an den sie sich in dieser Zeit, als das Leben plötzlich aus den Fugen gerät, klammern kann. Auch der passende Junge, der vielleicht als »Liebster« und zum Küssen zu gebrauchen wäre, ist schnell gefunden. Das Problem ist nur, dass der Pastorensohn Jan ungeheuer ernsthaft ist und ganz andere Interessen zu haben scheint.
Der Weltuntergang lässt noch auf sich warten, aber Therese arbeitet schon mal ihre Liste ab. Björn Sortland beschreibt ihren ungewöhnlichen Weg durchs Leben und zu sich selbst voller Wärme und Humor, anrührend und philosophisch und hat ihm ein Zitat von Stephen Skinner vorangestellt: »Wir wollen vielleicht nicht immer wahrhaben, dass das Ende nah ist, aber bisweilen wäre es sicher besser für uns, wenn wir uns dementsprechend verhielten.«
Titelangaben
Björn Sortland: 12 Dinge, die ich noch erledigen muss, bevor die Welt untergeht
Deutsch von Maike Dörries.
München: dtv 2005
144 Seiten, 9,50 Euro
Jugendbuch ab 12 Jahren
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