Tennis ist Krieg!

Digitales | Games: Virtua Tennis 4

›Virtua Tennis‹ auf der/dem Dreamcast? Der PlayStation 2? Der PSP? Xbox 360? RUDOLF INDERST hat sie alle gespielt. Und zwar mit Ausdauer und Leidenschaft. Jetzt fällt ihm der vierte Teil der Sega-Tennissage in die Hände. Und sofort ist die Leidenschaft wieder da.

Virtua Tennis»Schleich Dich bitte von meinem Court, wenn Du denkst, ich spiele hier nur zum Spaß ein paar Bälle hin und her! « Tennis ist Krieg. Zumindest auf der Konsole. PONG U VERY MUCH! ›Virtua Tennis‹ ist so zurück. So zurück!

Und während ich zunächst nach den ersten Ballwechseln ein paar Sekunden darüber rätselte, ob das Spiel sich weiter von seinen Arcade-Wurzeln entfernt hat (nur weil nicht jeder meiner schlecht gespielten Fantasieschläge im gegnerischen Feld landete), war nach spätestens fünf Matches alles wie immer. Um es formelhafter zu sagen: Man muss kein »treuer Fan« sein, um bedenkenlos zuzugreifen.

Zurück im Tenniszirkus

Für die schrecklich-schöne, nach japanischen Spielkonventionen geprägte, World Tour im Spiel bastelt man sich selbstredend eine obskur-hässliche Figur und freut sich diebisch bei den Close-Ups über die geschaffene Greulkreatur! Statt einer Sozialkritik der Marke »Russische Tenniswunderkinder werden in deutschen Leistungscentern gepeinigt, bis sie – die Kindheit verloren habend – fallengelassen und die verarmte Heimat zurückgeschickt werden, weil sie beim ersten größeren Turnier nicht die erwartete Leistung zeigten«, gibt es ›Virtua Tennis‹ nur Lob, Slice und Top Spin zwischen Sportmassage, Fananfragen und Luxushotels.

Zwar kommt die Konkurrenz weitaus seriöser daher, das alleine kann aber eingefleischte Freunde des Sega-Titels nicht allzu sehr locken, weil sie eben viel lieber ihr »Mond-Tennis« (wie entschiedene Gegner des arcadigen Gameplay rufen – ohne, dass das Spiel im Übrigen jemals in den Spielhallen dieser Welt erhältlich gewesen wäre) spielen.  Dazu gehört natürlich auch der satte Power Shot, der mit nicht weniger als eine heißen SloMo eingeleitet wird – kommt dieser dann auch noch während eines gewagten Hechtsprungs zum Einsatz, wird ›Virtua Tennis‹ endgültig für 2 Sekunden zum Todesballett eines John Woo oder Sam Peckingpah.

Schatz, heute wird es später!

Auch online kann der Filzball kräftig gedroschen werden – dabei tauschen sich die Gegner mit kecken Zurufen über ihre Leistung aus. Nach einem besonders peinigenden Punkt ruft der Triumphator: »There!«, während der Unterlegende auf Tastendruck lediglich ein »Gah!« per Tastendruck über die virtuellen Lippen bringt. DAS ist Erzählkunst. DAS ist Emotion.

So, und nun muss ich los, auf meinen Ben Flavor wartet das nächste Charity-Event, Ihr versteht, Kinders? Ach, und wenn Ihr wollt, könnt Ihr auch anschließen – meinetwegen auch mit Bewegungssteuerung auf Xbox und Playstation, ist ja nun ganz offiziell möglich.

| RUDOLF INDERST

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Touristen im Kugelhagel

Nächster Artikel

Love´s Writer´s Lost

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Vor der Revolution

Digitales | Games: Fable 3 Fable 3 ist seit genau einem Monat nun auch für den PC erhältlich und gibt damit Gelegenheit, sich nochmal ein Spiel anzuschauen, das seit dem »Arabischen Frühling« kaum aktueller sein könnte. DENNIS KOGEL über Staatsgewalt, Tyrannei und Revolution.

Tickt dieses Spiel noch richtig?

Digitales | Games: Alice: Madness Returns Vor elf Jahren nahm ein fürchterliches Feuer Alice die Familie und hinterließ tiefe Narben in ihrem Geist. Sie wurde in der Rutledge-Irrenanstalt weggesperrt, wo sie sich mühte, ihre Dämonen zu bekämpfen, dabei aber immer tiefer in ihre Fantasiewelt abglitt – ins Wunderland. Jetzt, nach zehn Jahren, wird sie endlich entlassen – trägt jedoch noch immer schwer an der Last der Tragödie. RUDOLF INDERST gibt den Hutmacher und lädt zur Teeparty.

Big in Japan

Digitales | Games: Shadow Tactics: Blades of the Shogun Die japanische Edo-Zeit reichte vom frühen 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und beinhaltete mitunter die längste Friedenszeit Japans. Diese dauerte mehr als 250 Jahre an. In ›Shadow Tactics: Blades of the Shogun‹ schleichen und meucheln wir uns durch das Reich der aufgehenden Sonne der frühen Edo-Epoche und helfen dem Shogun dabei, Frieden und Wohlstand zu schaffen. Ob sich der Ausflug gen Osten gelohnt hat, erfahren Sie bei uns. Von SEBASTIAN BLUME.

731 Days Gone

Digitales | Games: Days Gone Gibt es heutzutage zu viele Zombies? Mitnichten! Von Survival-Horrorspielen á la ›Resident Evil‹ über Open-World-Gemetzel-Abenteuer wie in ›Dead Island‹ bis hin zu Multiplayer-Action-Spaß wie in ›Left 4 Dead‹. Zombies prägen die Gamingwelt gehörig und die Fans lieben es. Von Übersättigung ist hier keine Spur. Mit ›Days Gone‹ kommt ein weiterer Titel, exklusiv für Sony, auf den Markt. Doch wie kommt das Spiel bei den Fans an? LINH NGUYEN findet es heraus.

»Bwaaraah« – Karnickel, Klempner und der Wahnsinn

Digitales | Games: Mario+Rabbids – Kingdom Battle Zusammen haben wir mehr Erfolg – das ist zumindest gängige Ansicht in der Popkultur. Im Kino tun sich die Superhelden gleich dutzendweise zusammen, um vierteljährlich ein Actionfeuerwerk abzuliefern. Dem Beispiel folgten auch Nintendo und Ubisoft, als die Entscheidung fiel, deren kindgerechte Sympathieträger gemeinsame Sache machen zu lassen. FLORIAN RUSTEBERG ließ sich in die durchgeknallte Welt von ›Mario+Rabbids – Kingdom Battle‹ einsaugen.