/

Einschalten und träumen

Digitales | Interview: Nicole Lange von ICO-Radio

Nicole, Denis und Sebastian – diese drei ambitionierten Persönlichkeiten stecken hinter dem Projekt ICO-Radio. Es geht bei diesem Unterfangen, das bei der ludischen Fanbase auf sehr positives Echo stößt, um Musik aus digitalen Spielen – aufbereitet als lockere Podcast-Show. RUDOLF INDERST hat sich mit Mastermind Nicole Lange auf einen Plausch zusammengefunden, um über das Projekt zu sprechen, das auf Ausgabe Nr. 40 zusteuert.

ico radioKlick man bei Euch die Sektion Über uns an, heißt es: »Wir sehen Spiele als Kunst und Teil der Medienkultur.« Überkritische Zeitgeister kommen da natürlich nicht umhin, eine Floskel zu vermuten. Wie würdet Ihr diesen Schlag Mensch vom Gegenteil überzeugen?
Wir würden zusammen mit diesen Leuten und einem mp3-Player auf die Straße gehen und demonstrieren, wie viele Menschen das Super Mario-Theme kennen. Jede Wette, dass die meisten zumindest die Melodie irgendwie kennen – und das ist so wunderbar dabei! Die Gaming-Kultur ist zwar Lebenseinstellung und Philosopie zugleich, aber man findet sie auch übergreifend in jeder denkbaren Unterhaltungsform. Sie schottet sich nicht ab, sondern ergänzt. Es gibt Filme, Konzerte oder auch Bücher. Manche Menschen wissen aber auch gar nicht, dass sie während einer Wissenssendung gerade das Lied aus Resident Evil z. B. hören. Hinzu setzen Spiele mittlerweile eigene Maßstäbe und verwerten nicht mehr nur einfach bewerte Konzepte wieder.

Lasst uns kurz das Ohr auf die Schiene der Geschichte legen: Ihr nähert Euch mit großen und vor allem regelmäßigen Schritten der 40. Sendung. Hättet ihr das damals, als das erste Mal der Record-Button gedrückt wurde, gedacht? Hattet ihr eine bestimmte Anzahl von Sendungen im Kopf, nach der ihr, sollte die Chose nicht abheben, gesagt hättet, nein danke, das war es jetzt?
Uns war in erster Linie wichtig, eine gute Show im Rahmen unserer Möglichkeiten abzuliefern. Natürlich wollten wir es nicht nur für uns alleine machen, und besonders am Anfang mussten wir viel arbeiten. Wir tun es noch, aber wir haben einfach so viel Spaß an der Show, der Musik und dem ganzen drum herum, dass wir da recht schmerzfrei sind. Wir möchten aber natürlich noch viel mehr Menschen erreichen und hoffen, dass wir noch eine ganze Reihe an Folgen produzieren können.

Basisdemokratie oder Faustkampf?

Bei einem wöchentlichen Format herrscht ja einigermaßen Zeitdruck. Wie plant ihr Eure Sendungen? Geht es da basisdemokratisch zu oder haut eine/r mal ab und an auf den Tisch?
Klar, dass bleibt nicht aus, besonders wenn wir wenig Zeit haben. Aber meistens geht es bei uns recht harmonisch zu. Wir versuchen, unsere Sendungen immer schon recht weit im Voraus zu planen. Manchmal geht das aber auch nicht und wir müssen kurzfristig improvisieren, dann wird es auch etwas stressig. Wenn wir planen, kramen wir erstmal alle alten und aktuellen Spiele aus unserem Gedächtnis, machen Brainstorming und überlegen, was machbar ist. Wir einigen uns eigentlich immer recht schnell, und dann geht die richtige Arbeit los: Lizenzinhaber kontaktieren, Komponisten anschreiben usw. Die Vorbereitung ist dabei sehr wichtig und der meiste Aufwand, aber wir haben Spaß dran.

Wenn ihr – ohne einen Gedanken an Kosten und Budget – einmal Euer Traumthema verfolgen könntet, wie kann man sich das vorstellen?
Wir würden unsere Show gerne ins Radio bringen, das wäre eine tolle Sache! Es gibt so viele Radiosender, aber die Qualität von Videospielmusik wird irgendwie immer vernachlässigt. Doch egal ob im Radio oder online, wir wollen Videospielmusik in die Welt tragen.

Thema Finanzierung – habt ihr jemals daran gedacht, mit Eurem Format hausieren zu gehen?
In erster Linie wollen wir den Hörern eine tolle Show liefern und den Soundtracks eine Plattform geben. Aber wenn uns jemand sagen würde: »Hier habt ihr das Budget, legt los!«, dann würden wir das natürlich dankbar annehmen. Wir produzieren die Sendung mit sehr einfachen Mitteln, und mit mehr Unterstützung könnten wir alles ausbauen. Es gibt so viel, was man verbessern kann, doch erstmal müssen wir gute Arbeit abliefern, der Rest kommt dann vielleicht noch.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die nächsten Shows!

| RUDOLF INDERST

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Kein schöner Land

Nächster Artikel

Locked In

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Vom Klempner zum Architekten

Digitales | Games: Mario Maker 2 Als Nintendo im September 2015 mit Super Mario Maker den nutzerfreundlichen Editor zum Erstellen eigener Mario Level veröffentlichte, war die Begeisterung unter den Fans groß. Auf intuitive Weise konnten selbst die jüngsten Baumeister ihre Visionen verwirklichen. Der Erfolg sprach für sich, es war also nur eine Frage der Zeit, dass Nintendo einen Port für die Switch ankündigen würde. Wie wir im Februar 2019 erfuhren, sollte es jedoch nicht bei einem einfachen Port bleiben. Nintendo hat sich nicht lumpen lassen und einen vollwertigen Nachfolger entwickelt, der einige Kritikpunkte des Vorgängers ausgebessert hat und sogar Elemente

*thunk* Du bist nicht zum Spass hier!

Digitales | Games: Men of War: Assault Squad Der neueste Ableger der Reihe ›Men of War‹ von DigitalMindSoft nimmt den von Spielindustrie verhätschelten Spieler, donnert seinen Kopf auf die Tischplatte und flüstert ihm leise ins Ohr, dass ›Men of War: Assault Squad‹ nichts für Casual-Weichflöten ist. PETER KLEMENT reibt sich die Beule, arbeitet an Mikro- und Makromanagement und paukt die Namen von Kriegsgeräten aus fünf Nationen.

Die Tode eines Forschungsreisenden

Digitales | Games: Black Mesa Die Modder des Fanprojekts ›Black Mesa‹ haben mit unendlichem Fleiß und unendlicher Liebe zum Detail den Shooter ›Half-Life‹ aus dem Jahre 1998 wiederbelebt, generalüberholt und dann zu allem Überfluss noch gratis zur Verfügung gestellt. PETER KLEMENT macht sich mit HEV-Anzug und Brechstange auf eine Reise in die Vergangenheit und springt dabei ziemlich oft daneben.

Die Rückkehr der Zinnfiguren

Digitales | Essay: Über den Reiz von ›World of Tanks‹ Rechnet man die Kampfpanzer im Dienst der Armeen weltweit zusammen, dann kommt man auf die Zahl von 110.250 aktiven Panzern. Geht man davon aus, dass ein solcher Panzer im Schnitt vier Mann Besatzung hat, dann gibt es derzeit ca. 441.000 Soldaten, die hauptberuflich Panzer fahren. Mit Ausbildern und Reservecrews kommt man dann vielleicht auf eine halbe Million Panzerfahrer. Das klingt viel, ist aber kein Vergleich zur Anzahl der virtuellen Panzerfahrer. Ein Essay von JULIAN KÖCK.