Free Jazz & Free Space & Impro

Musik | Sylvie Courvoisier, Mark Feldman: ›Birdies For Lulu‹

›Birdies For Lulu‹ – Sylvie Courvoisier und Mark Feldman präsentieren sich präzise und fantasievoll, swingend und witzig. Von TINA KAROLINA STAUNER

courvoisier-feldmanEin Hersteller von gespenstig lebendiger Automaten namens François Junod gab den Auftrag, Rufe für zwei mechanische Vögel, die er gerade baute, zu komponieren. Daraus entstand schließlich ›Birdies For Lulu‹ von Sylvie Courvoisier und Mark Feldman. Das thematische Material so zu handhaben, dass es auf eine Karteikarte passt, führte zu einem großen Teil der konzentrierten Klarheit der ›Birdies For Lulu‹-Suite, die auf Feldmans notierten oder festgeschriebenen Anweisungen basiert. Courvoisier und Feldman arbeiten für dieses Album mit Scott Colley am Bass und Billy Mintz am Schlagzeug in Neubesetzung zusammen.

Was Courvoisier und Feldman auf dem Terrain von Jazz, Improvisation und moderner amerikanischer und europäischer Komposition beitragen, das ist präzise, swingend und witzig. Courvoisier und Feldman sind durch Langzeitzusammenspiel so im Einklang, dass sie wie eine Einheit wirken können. Auf ›Birdies For Lulu‹ gibt es Suite-Parts mit ruhigen Momenten, wie einem Duett, bei dem auf dem Piano Saiten angeschlagen werden mit der einen Hand und Akkorde gegriffen werden mit der anderen Hand, während der Violinist mit sanftem Bogenstrich und weichem Ton flautando spielt. Auffallend gibt sich besonders ein Boogie Rhthmus für Unisono von Bass und Piano. Dazu treibender Schlagzeugbesen, Feldman mit Time-Pizzicato und Doppelgriffen mit Mikrotonalem und breitgestrichenen, kreischenden Bogenklängen. Undurchschaubare Richtungswechsel, reine Klänge innerhalb oder neben der Tonalität, federndes Schlagzeug-Besenspiel sind mit kennzeichnend für das Album. Der Schlagzeuger erweist sich als Klangkünstler und besonders versiert im Hard Swing.

In Ergänzung immer wieder das perfekte Arco-Spiel des Basses. Courvoisier am Piano bezieht sich in ihrer Arbeit auf Monk und wie dieser offenen Raum definiert und auch Harmonien und Stimme. ›Birdies For Lulu‹ ist gespickt mit Enigmatik und Fantasie.

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Timeless: Facetten der Phantasie des Hans-Joachim Roedelius

Nächster Artikel

Letzte Zuflucht Vatikan

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Scratchy archive tapes and empathic accordions

Musik | Folkdays… progressiv-hynotisch, volksnah-theatralisch: Anne-Mari Kavimäki Akkordeon? Unterbrechungs-Aerophone, Handzuginstrumente, heißen auch Handharmonika, Ziehharmonika, Handklavier, Ziehorgel, Handorgel, Quetschn, Ziach, Schifferklavier, Maurerklavier, besser genannt Konzertina, Bandoneon, Diatonische. Oder geringschätzig Quetschkommode, Heimatluftkompressor, Tretschrank. Von TINA KAROLINA STAUNER

Folkdays aren’t over… norwegische Impressionen

Musik | Annbjørg Lien: ›Drifting like a bird‹ Annbjørg Lien ist eine norwegische Sängerin, die als Musikerin Hardanger Fiddle und Nyckelharpa spielt, eine Fiddle die auch Tasten hat. Lien verwendet neue und alte Instrumente und weist auf den Musikinstrumentenbauer Olav G. Helland aus Bø in Telemark hin, der 1898 eine ihrer Nyckelharpas herstellte. Von TINA KAROLINA STAUNER

A Love I Can’t Explain: New Album Reviews

Music | Bittles’ Magazine: The music column from the end of the world With a cruel arctic chill threatening to overwhelm the country, it’s time for any sane person, or maybe just me, to consider giving up on the outside world and indulging in an extended duvet break. This week’s selection of albums will make the perfect soundtrack to cosying up in a home-made blanket fort with either your loved one or yourself. By JOHN BITTLES

Jenseits von Bushido und Co.

Musik | Tim Taylor: Ein anderer Grund Die Klänge von Tim Taylors neuem Album Ein anderer Grund sind hart, nicht immer heiter, aber ehrlich. Unverblümte Texte, vorgetragen im Sprechgesangsmodus vereinen sich mit stimmigen Melodien in einem Musik-Buch Projekt. Ein anderer Grund ist alles andere als kommerzieller Sensations-Hip Hop. Diese Platte fordert das Zuhören. Von ANNA NISCH