Digitales | Games: Forza Horizon 3
Das Festival für Autorennen – ›Horizon‹ – geht in die dritte Runde. Als Chef der Veranstaltung bestimmt ihr dieses Mal selbst was läuft. Actionreiche Straßenrennen, fordernde Offroad-Strecken und waghalsige PR-Stunts dürft ihr aber weiterhin absolvieren, um Fans zu sammeln und das Festival weiter auszubauen. Das erste Mal erscheint ein ›Horizon‹-Ableger auch für den PC, auf dem es theoretisch massig Konkurrenz für Actionracer gibt. Ob sich die Windows 10 und Xbox-exklusive Neuauflage trotzdem lohnt, erfahrt ihr in unserem Test von PHILIPP LINKE.
Auch als Chef hat man es nicht immer leicht: Heutzutage muss man beliebt sein, um es zu etwas zu bringen. Daher beginnt euer erster Tag auch direkt mit einem Stunt, der euch massig Fans verschaffen sollte: Ein Wettrennen gegen einen Helikopter durch den Urwald Australiens. Nicht verrückt genug? Euer tatsächlicher Gegner ist ein Jeep, der an dem Helikopter hängt und kurz vorm Ziel abgelassen wird. Danach geht’s im Sportwagen weiter, entlang der australischen Küste an den spektakulären Zwölf Aposteln vorbei, Australiens meist fotografierter Touristenattraktion.
Anhand der Einleitung wird direkt klar: Die Entwickler wissen, wie man Action in Szene bringt. Die markanten PR-Stunts sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Im Laufe des Spiels schaltet ihr immer mehr Herausforderungen frei, denen ihr nach Lust und Laune nachgehen könnt. Diese reichen von simplen »Erreiche das Ziel«-Missionen bis zu komplexen Meisterschaften mit speziellen Regeln. Das Besondere an der Sache: Ihr könnt eure eigenen Events zusammenstellen, in denen ihr Autokategorie, Wetter, Verkehr oder Siegbedingungen festlegt. Ähnlich verhält es sich mit den »Bucket List«-Missionen, in denen ihr eure Freunde herausfordern könnt, eine schnellere Zeit oder höhere Punktzahl in einer Disziplin zu erreichen.
Je mehr Missionen ihr abschließt, desto mehr Geld, Fans und Autos sammelt ihr an und umso größer wird die Festival-Location. Ab einer bestimmten Menge an Fans lässt sich ein weiterer Standpunkt auswählen, in dessen Nähe es dann wiederum neue Missionen gibt. Das stetige Erweitern und Ausbauen motiviert dazu, immer mehr Rennen zu fahren und Stunts abzuschließen. Somit kann man auch im Einzelspieler-Modus viel Zeit verbringen.
Total vernetzt
Wir schreiben das Jahr 2016 – natürlich besitzt ›Forza Horizon 3‹ (FH3) einen Online-Modus – und dieser ist ausgesprochen gut gelungen. Zwar könnt ihr auch alleine die Straßen Australiens unsicher machen, doch wie so viele Dinge im Leben macht es mehr Spaß mit Freunden. So könnt ihr jederzeit bis zu drei Freunde einladen, um Missionen zu spielen, die auch für euren Einzelspieler-Modus zählen. Im Abenteuer-Modus hingegen könnt ihr euch mit bis zu 12 Spielern aus aller Welt messen. Ein Wettkampf besteht hier immer aus vier Rennen, über dessen Thema zuvor abgestimmt wird. Es gewinnt jedoch nicht nur der erste Platz, sondern jeder Spieler erhält abhängig von seinem Fahrgeschick Geld und Erfahrungspunkte.
Damit mehr Ordnung im Online-Getümmel herrscht, könnt ihr euch einem Club anschließen. In diesem besteht die Möglichkeit zum Chatten, gegenseitigen Herausfordern und Teilen von Screenshots, Tuning-Vorlagen und Bestzeiten. Der Name des Clubs erscheint in Online-Sessions direkt neben eurem Namen, sodass sich eigene Mitglieder schnell identifizieren lassen.
https://www.youtube.com/watch?v=fTSUgXkfooA
Volle Kontrolle
Das Fahrgefühl orientiert sich bei FH3 stark an einer Rennsimulation, wie etwa dem großen Bruder Forza Motorsport. Im Gegensatz zur Simulation werden Fehler jedoch nicht so hart bestraft. So wirken Zäune und andere Hindernisse eher wie eine Bande, die euch wieder in die Spur und nicht sofort zum Stehen bringt. Kleine Kollisionen mit dem Rivalen sind ebenfalls kein Problem. Standardmäßig nimmt euer Wagen dadurch zwar äußerlichen Schaden, am Fahrverhalten ändert sich aber nichts. Schließlich handelt es sich bei FH3 eindeutig um einen Fun-Racer. Dennoch habt ihr die Möglichkeit, ein realistisches Schadensmodell zu aktivieren. Auch sonstige Fahrhilfen, wie eine angezeigte Ideallinie, Traktionskontrolle oder Lenkunterstützung lassen sich abschalten, wodurch ihr mehr Punkte pro Rennen verdienen könnt.
Zwar lassen sich in FH3 Rennen auch mit einem Werksmodell gewinnen, für höhere Gewinnchancen solltet ihr allerdings eine Werkstatt aufsuchen. Hier könnt ihr nach Belieben jedes Detail eures Wagens anpassen – vorausgesetzt ihr besitzt die nötigen Credits. Dabei wird zwischen drei Kategorien unterschieden: Upgrades, Tuning und optischen Anpassungen. Bei Ersterem tauscht ihr Teile eures Wagens aus – wie Motorteile, Fahrwerk, Reifen oder Karosserie. Auch ohne Geld zu investieren, könnt ihr beim Tuning Federn, Aerodynamik und Reifendruck anpassen. Letzterer ist besonders beim Driften wichtig, da bspw. härtere Vorderreifen engere Kurven ermöglichen.
Schließlich gibt es noch rein optisches Tuning, wobei ihr eure eigenen Paintjobs erstellen und mit der Community teilen könnt. Wichtig für ein erfolgreiches Tuning ist die Beachtung der Leistungsklassen. Jeder Wagen wird in eine Kategorie C, B, A, S1 etc. eingeteilt, welche euren Wagen für bestimmte Rennen qualifiziert. Auch eure Gegner werden stets aus der gleichen Klasse stammen. Es ist also empfehlenswert, euren Wagen so weit zu verbessern, dass er gerade so nicht die nächste Klasse erreicht. Wer dafür zu faul ist (so wie ich), der kann einfach automatisches Tuning auswählen und eine Leistungsklasse wählen, in der ihr fahren wollt. Danach müsst ihr nur die nötigen Credits blechen und euer Wagen ist konkurrenzfähig.
Wie Urlaub (mit technischen Problemen)
Eine Fahrt durch das virtuelle Australien mit den berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Landes fühlt sich wie ein Road Trip an, mit dem Unterschied, dass es von der Küste durch den Regenwald bis in die Wüste nur wenige Minuten dauert. Selbst mit niedrigen Grafikeinstellungen am PC sieht FH3 immer noch großartig aus.
Im Gegenzug verlangt das Spiel jede Menge Leistung. Eine höchstens vier Jahre alte Grafikkarte mit mindestens 2 GB Grafikspeicher und Windows 10 sind Pflicht. Bei Release gab es noch etliche Probleme mit der PC-Version, vor allem in Bezug auf Leistung. Abstürze waren die Regel, insbesondere wenn die Option »Online-Benutzerdesigns verwenden« aktiviert war. Mittlerweile sind diese Bugs behoben worden, jedoch fehlt seit Neuestem die Option zum Limitieren der Bildrate, was gerade auf schwächeren Systemen, die keine konstanten 60 fps schaffen, zu deutlichen Rucklern führt. Auch die Möglichkeit eigene Musik als Radiosender abzuspielen hat (bei mir) bisher nicht funktioniert.
Im Vergleich mit anderen Open-World-Spielen wie GTA 5 mangelt es der Umgebung in FH3 an Details. Zwar sehen die Wagen fotorealistisch aus, die Zuschauer und wenigen Passanten wirken jedoch sehr künstlich. Insgesamt ist auch die Landschaft sehr sauber, aufgeräumt und dadurch etwas eintönig innerhalb einer Region. Es gibt relativ wenig Variation im Stil der Gebäude oder in der Art der Pflanzen. Zudem fällt die Gesamtfläche kleiner aus als in ›GTA 5‹ oder The Crew. Das ist jedoch Kritik auf hohem Niveau, da die Welt von FH3 zu keinem Zeitpunkt langweilig oder zu klein erscheint.
Mit gutem Beispiel voran geht Microsoft im Bereich Cross-Play. So könnt ihr im Rahmen des »Play Anywhere«-Programms eine digital erworbene Kopie des Spiels auf PC und Konsole mit demselben Account nutzen. Auch Multiplayer-Sessions zwischen beiden Systemen sind möglich und funktionieren einwandfrei.
Fazit
Größter Pluspunkt an FH3 ist die Freiheit, die man als Spieler hat. Jederzeit könnt ihr nach Belieben in den Online-Modus wechseln. Events lassen sich modifizieren oder komplett selbst erstellen. Dabei ist es egal, welchen Wagen ihr gerne fahrt, denn eure Gegner werden eurer Klasse nach ausgewählt, sodass jedes Rennen fair bleibt. Mit dem Punktesystem erlaubt es FH3 auch schwächeren Spielern Fortschritt zu machen, denn es muss nicht immer der erste Platz sein. Und ganz nebenbei macht es einfach große Laune durch die abwechslungsreichen Locations Australiens zu rasen.
Selbst Simulations-Liebhaber und Tuning-Freuden bietet FH3 eine große Palette an Möglichkeiten. Der Spielspaß wird geschmälert durch ein paar technische Macken, die nicht hätten sein müssen, die hohen Anforderungen an die Hardware von PC-Spielern und den hohen Preis. Wirkliche Konkurrenz im Open-World Online Racing gibt es auf dem PC aber kaum, da der aktuellste Kandidat ›The Crew‹ durch vergleichsweise dürftige Grafik und schwammiges Fahrverhalten den Kürzeren zieht.
Titelangaben
Forza Horizon 3
Microsoft Studios
erhältlich für Xbox One, Microsoft Windows
ab 54,99 Euro UVP
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