Jugendbuch | Nikola Yoon: The Sun ist also a Star. Ein einziger Tag für die Liebe
Manchmal sollte man einem Buchcover besondere Aufmerksamkeit schenken, denn es verrät schon eine Menge. »Schicksalsfäden einer großen Liebe«? ANDREA WANNER war neugierig.
Das Making of der Grafik auf dem Umschlag kann man sich auf youtube anschauen: Da verrät die australische Künstlerin Dominique Falla wie »taktile Typographie« gestaltet wird, wie zahlreiche Fäden um die zuvor eingeschlagenen Nägel geschlungen werden müssen, genau in der richtigen Reihenfolge, in der genau passenden Farbe. Zufällig ist da gar nichts. Und im Leben?
Nikola Yoon lässt in New York zwei Jugendliche aufeinandertreffen, Daniel und Natasha. Für beide ist der Tag ein besonderer Tag. Daniel soll zu einem Interview, das ihm eine Empfehlung für eine Uni einbringen soll. Dem Wunsch seiner Eltern nach soll er Medizin studieren, dabei würde er nichts lieber als dichten. Natasha soll noch am gleichen Tag mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder nach Jamaika abgeschoben werden, in ein Land, das sie vor so langer Zeit als Kind verlassen hat, dass sie nicht mehr wirklich daran erinnert.
Diese beiden, einer so fremdbestimmt wie die andere, treffen aufeinander. Für Daniel ist es so etwas wie die Liebe auf den ersten Blick. Für Natasha ist es zunächst nicht wirklich etwas. Dennoch lässt sie sich ein Experiment ein. »Was ist, wenn ich dir sage, dass ich dich mit wissenschaftlichen Methoden dazu bringen könnte, dich in mich zu verlieben?«, fragt Daniel sie und nutzt dazu ihre Methoden. Er, der Romantiker, will ihr, der rationalen Skeptikerin, beweisen, dass ihr Aufeinandertreffen Schicksal ist. Ihr weiteres gemeinsames Leben ist für Daniel durch diese Begegnung besiegelt. Nichts als Zufall findet Natasha. Und ist sich ihrer Sache immer weniger sicher.
Yoon konstruiert eine Geschichte auf dem Reißbrett, knüpft ihre Fäden geschickt und offen. Sie versucht gar nicht so zu tun, als ob hier irgendetwas zufällig geschehen würde. Alles hängt mit allem zusammen. Dazu fügt sie weitere Personen ein, Schicksale, die sich kreuzen und dadurch etwas für immer verändern.
Zwölf Stunden für eine Liebe. Ein Tag für ein ungleiches Paar, den verträumten Jungen mit koreanischen Wurzeln und die toughe Jamaikanerin. So wenig Zeit, um all das hineinzupacken, was für ein Leben reichen sollte. Ja, das ist konstruiert. Und ja, das soll so sein. Innerhalb des Konstrukts gewinnen die Figuren an Kontur, werden ihre Handlungen nachvollziehbarer, ihre Verstrickungen offensichtlicher, ihre Dialoge überzeugender und wird ihre Liebe aussichtsloser. Bis zur allerletzten Seite.
Titelangaben
Nikola Yoon: The Sun ist also a Star. Ein einziger Tag für die Liebe.
(The Sun ist also a Star, 2016). Übersetzt von Susanne Klein
Hamburg: Dressler 2017
400 Seiten, 19,99 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren
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